1. Das Problem «Klimakiller An- und Abreise»

Die individuelle Anreise mit dem Auto, oder schlimmer noch mit dem Flugzeug, ist eines der grössten Umweltprobleme in Verbindung mit dem Winterurlaub. Ganze 75 Prozent des CO2-Ausstosses eines einwöchigen Skiurlaubs entfallen auf die An- und Abreise, besagen Studien der ETH Zürich. Das hohe Verkehrsaufkommen (auch durch Tagestouren) führt neben Luftverschmutzung zu einer enormen Lärmbelastung sowie einer grossen Flächenversiegelung (für Parkplätze etc.). Dennoch reisen nach wie vor viel zu wenige Wintersportler*innen mit Bus oder Bahn an oder sind bereit, vor Ort auf das Auto verzichten.

Was du tun kannst?

Viele Skigebiete in den Alpen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, einige bieten kostenlose Skibusse vor Ort. Reise möglichst umweltfreundlich (mit Bus, Bahn oder Carsharing) an, plane weniger, dafür längere Aufenthalte vor Ort und wähle eine möglichst nachhaltige Destination als Reiseziel aus. Wichtig dabei ist auch, dass du die Reisedistanz berücksichtigst.

Tipp für ein nachhaltiges Ferienziel

In den Alpen haben sich 19 Destinationen zum Label «Alpine Pearls»  zusammengeschlossen. Sie zeichnen die sich durch gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr, den Einsatz erneuerbarer Energien oder Konzepte für sanften Tourismus aus und sind somit eine gute Wahl für deinen nächsten Winterurlaub.

Tipps für umweltfreundliches Anreisen

Die Swiss Travel Guide App ist die erste ÖV-App für Reisende in der Schweiz und ermöglicht eine bequeme Reise mit Bus, Bahn und Schiff. Die integrierte Schweizerkarte mit gekennzeichneten ÖV-Linien zeigt dir, wie einfach und am besten du von A nach B kommst.

Nutze eine der vielen Mitfahrbörsen und Portale für Carsharing, die eine gemeinsame Anreise zum Bergsport unterstützen oder die man dafür nutzen kann.

Go Shred ist eine Website, die als Mitfahrzentrale speziell für Skifahrer und Snowboarder dient. So kommst du umweltfreundlicher zu den „Shred-Spots“ und lernst gleichzeitig neue Leute kennen.

Inspiration aus dem Nachbarland: Der Alpenverein Innsbruck (AT) bietet seinen Mitgliedern seit 1. Juli 2022 die Möglichkeit, das Öffi-Ticket für Tirol kostenlos für 3 Tage monatlich auszuleihen. Mit dieser Initiative wird eine umweltfreundliche Anreise zur Tour schmackhaft gemacht.

2. Das Problem «Energieintensive Unterkünfte»

Abends in der Saunalandschaft, im Dampfbad oder dem beheizten Aussenbecken entspannen – ein energieintensiver Luxus, der für viele im Winterurlaub dazugehört. Immerhin gehen ca. 20% der gesamtes CO2 Emissionen während eines Winterurlaubes auf das Konto von Hotels und Restaurants. Dabei verbraucht ein klassisches Fünf-Stern-Hotel 47,6 Kilogramm CO2 pro Nächtigung, zertifizierte Biohotels bleiben hingegen deutlich unter zehn Kilo. Schweizer Jugendherbergen halten den CO2- Ausstoss mit durchschnittlich 5,5 kg pro Gast und Nächtigung besonders gering.

Was du tun kannst?

Inzwischen gibt es eine Vielzahl ressourcenschonender Nächtigungsmöglichkeiten – vom Campingplatz oder einer Ferienwohnung bis hin zum Luxushotel. Am besten du buchst eine zertifizierte Unterkunft und orientierst dich dafür an einem der vielen Gütesiegel im Tourismus. Um dich nicht im Label-Dschungel zu verlieren, bietet dir unser fairunterwegs Labelguide eine gute Orientierungshilfe, auf welche Labels du bei Beherbergungsbetrieben vertrauen kannst.

3. Das Problem «Ausrüstungs-Wahn»

Ski Alpin, Langlaufen, Schneeschuhwandern, Skitouren, Freeriden – für jede Sportart ausgerüstet, dazu top gestylt in der besten Funktionskleidung und den neuesten Trendfarben am Berg. Noch nie wurden so viel Sportartikel verkauft wie im vergangenen Jahr, 2021 verzeichnete der Schweizer Outdoor-Markt einen Umsatzanstieg von 14 Prozent – Ski und Bekleidung sind dabei besonders gefragt…und lassen oft toxische Spuren in der Natur zurück.

Was du tun kannst?

Weniger ist mehr! Kaufe deine Ausrüstung mit Bedacht, am besten secondhand, verwende sie mehrere Saisonen und verlängere die Lebensdauer in dem du kaputtes Equipment reparieren lässt. Diese Massnahmen reduzieren den Ressourcenverbrauch spürbar und schonen gleichzeitig den Geldbeutel – ein willkommener Nebeneffekt, wird 2023 doch eine deutliche Teuerung von Outdoor-Equipment vorhergesagt.

Achtung: Vermeide PFC in Outdoorbekleidung und Skiwachs 
Die toxischen Stoffe gelangen über Bekleidung und Ski direkt in den natürlichen Kreislauf, inzwischen sind sie überall in der Natur nachweisbar – im Trinkwasser, in der Muttermilch, sogar im Blut von Eisbären. Warum also nicht einfach ein Wachs kaufen, das zu 100% pflanzenbasiert ist, keine giftigen Zusatzstoffe in der Umwelt zurücklässt und trotzdem nachweislich gleich gut ist wie herkömmliches Wachs?

fairunterwegs-TippDie Marke NZERO bietet mit ihrem nachhaltigen Skiwachs eine echte, umweltfreundliche Alternative. Hier geht’s zum Shop.

Warum nicht einfach die Ausrüstung für dein nächstes Abenteuer unkompliziert mieten? Die meisten Winterorte bieten den Verleih von Sportartikeln an. Alternativ kannst du dein Equipment auch online ausleihen.

Internet-Anbieter im Überblick

In der Schweiz: Outdoor Service GmbH

In Deutschland:  Vaude Rent   

Wusstest du, dass du kaputte Ausrüstung oftmals einfach reparieren lassen kannst? Bei der Outdoormarke Patagonia gibt es zum Beispiel einen kostenlosen Reparaturservice für eigene Produkte. Zusätzlich reist die Worn Wear Werksatt auf Rädern jedes Jahr an verschiedene Wintersportorte in den Alpen, um gratis Reparaturen von Reisverschlüssen, Rissen und ähnlichen Schäden – unabhängig des Herstellers – durchzuführen. Der langjährige fairunterwegs-Partner Transa bietet sowohl einen Reparatur– als auch einen Mietservice.

4. Das Problem «Traditionelle Termine und Schneekanonen»

Schneekanonen sind längst integrativer Bestandteil unserer Winterlandschaft geworden: Ohne sie gäbe es (je nach Höhenlage des Skigebietes) oftmals keinen Schnee und damit auch keine Skisaison mehr. Technischer Schnee hat aber seinen Preis: die Erzeugung verbraucht Mengen an Wasser und Energie. Zusätzlich stresst der Lärm der Schneekanonen Wildtiere in ihren Ruhephasen. Ausserdem bleibt technisch erzeugter Schnee aufgrund seiner kompakten Zusammensetzung bis zu vier Wochen länger liegen als Naturschnee – dadurch verkürzt sich die Vegetationsperiode, was langfristig zu Artenverarmung führen kann.

Was du tun kannst?

Versuche Skiresorts, die ungeachtet von Temperatur und Niederschlag an traditionellen Öffnungsterminen festhalten, zu vermeiden. Skifahr-technisch dürfte Ostern das neue Weihnachten sein! Experten erwarten, dass sich Schneefälle immer mehr ins Frühjahr verschieben und häufig bis in den März und April für gute Bedingungen sorgen. Die traditionellen Weihnachtsferien kämpfen hingegen immer mehr mit schneearmen Saisonen.

5. Das Problem «Pistenkilometer»

Immer grösser, lautet das Credo bei Skigebieten. Jeder weitere Pistenkilometer bedeutet aber einen massiven Eingriff in die alpine Landschaft. Um notwendige Infrastruktur wie Liftanlagen, Parkplätze und Speicherseen zu bauen, wird der natürliche Lebensraum für Pflanzen und Tiere weiter beeinträchtigt und zerstört; durch die Bodenverdichtung kann weniger Wasser versickern – dadurch steigt die Erosionsgefahr und die Gefahr von Geröll- oder Schlammlawinen.

Was du tun kannst?

Um möglichst naturverträglich Skiurlaub zu machen, wählst du am besten ein kleineres Skigebiet – gerade in der Schweiz sind diese vereinzelt sogar noch Naturschnee-Gebiete, die auf Beschneiungsanlagen verzichten. Aber auch grosse Skigebiete wie Flims Laax Falera im Kanton Graubünden, Saas Fee im Wallis und Snow Space  im österreichischen Salzburg arbeiten an nachhaltigen Lösungen zur Energiegewinnung, zur An- und Abreise und zur Bekämpfung von Foodwaste in den Restaurants.

Naturschnee- Skigebiete

1. Brambrüesch bei Chur (CH)

Pistenkilometer: 20; Liftanlagen: 5; Höhenmeter: bis 2160 m.

2. Tenna, Kanton Graubünden

Pistenkilometer: 4; Liftanlage: 1 (erste Solarskilift); Höhenmeter: 1790 m.

3. Beatenberg – Niederhorn, Kanton Bern (CH)

Pistenkilometer: 9; Liftanlagen: 3; Höhenmeter: bis 1.580 m.

4. Schatzalp-Strela bei Davos (CH)

Pistenkilometer: 10; Liftanlagen: 4; Höhenmeter: bis 2350 m.

5. Sonnenkopf im Klostertal (Vorarlberg, AT)

Pistenkilometer: 34; Liftanlagen: 9; Höhenmeter: bis 2300 m.

6. Das Problem «Abseits der Pisten»

Wintersport-Alternativen zum Pistenfahren boomen: Skitourengehen und Schneeschuhwandern erfreuen sich enormer Beliebtheit – und sind für viele noch immer Sinnbild eines sanften, naturverträglichen Tourismus. Das grosse Problem dabei: immer mehr Wintersportler*innen dringen in Naturräume vor, in denen Wildtiere ihre Winterruhe halten. Jede Störung kostet die Tiere wertvolle Energiereserven, im schlimmsten Fall sterben sie vor Erschöpfung oder werden in ihrer Schneehöhle überfahren.

Was du tun kannst?

In dem du auf den Pisten oder offiziellen Skitouren- oder Schneeschuh-Routen bleibst, schützt du Wildtiere vor zusätzlichem Stress und dich selbst vor Lawinen.

  • Verzichte bei wenig Schnee auf Touren im Gelände – die Vegetation reagiert sehr empfindlich auf Schäden

  • Vermeide Lärm und Aufenthalte in der Dämmerung und nach Sonnenuntergang, um die Wildtiere nicht in ihrer Ruhephase zu stören
  • Befolge Informationstafeln, Hinweise und Markierungen unterwegs
  • Umgehe Aufforstungs- und Jungwuchsgebiete und Futterstellen für Wildtiere

Was du besser nicht tust 

Im Winter als Alternative zum energieintensiven Skiurlaub mit dem Zug (oder dem Flugzeug!) in den Süden reisen. Tatsächlich wird die CO2 Bilanz mit hoher Wahrscheinlichkeit schlechter ausfallen:

  • Bereits die Anreise schadet dem Klima signifikant mehr – siehe Punkt 1 – als die Schneekanonen. So werden bei einem Flug von Zürich nach Napoli 391 Kilo Treibhausgas ausgestossen. Wohingegen ein Skitag (ohne Verpflegung und Anreise, aber mit Energie- und Stromverbrauch des Skigebiet und für die Skiausrüstung) bei rund 5 Kilo liegt.
  • Generell sind Schweizer Hotels ökologisch um einiges bessergestellt als Hotels in vielen anderen Ländern. Viele Unterkünfte haben bereits nachhaltige Energielösungen.
  • Auch öffentliche Verkehrsmittel sind nicht gleich öffentliche Verkehrsmittel: Je nachdem ob noch Dieselloks eingesetzt werden und welcher Strommix verwendet wird, kann die Umweltbilanz massiv unterschiedlich ausfallen – auch hier ist die Schweiz vielen anderen Reisedestinationen voraus.
  • Verzichte bei wenig Schnee auf Touren im Gelände – die Vegetation reagiert sehr empfindlich auf Schäden

  • Vermeide Lärm und Aufenthalte in der Dämmerung und nach Sonnenuntergang, um die Wildtiere nicht in ihrer Ruhephase zu stören
  • Befolge Informationstafeln, Hinweise und Markierungen unterwegs
  • Umgehe Aufforstungs- und Jungwuchsgebiete und Futterstellen für Wildtiere

fairunterwegs-Tipp

Um dich nicht im Label-Dschungel zu verlieren, bietet dir unser fairunterwegs Labelguide eine gute Orientierungshilfe, auf welche Labels du bei Beherbergungsbetrieben vertrauen kannst.