Drei Modelle für einen für ökologisch- und sozialverantwortlichen Tourismus, wurden auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin mit dem ToDo! – Preis ausgezeichnet.
Zu den Gewinnern zählt erstmals ein Projekt aus den Alpen, das Regionalprogramm "Natur und Leben Bregenzerwald", das von allen Gemeinden der Region gemeinsam gewollt und getragen wird. Bauernsterben, Abwanderung der Bevölkerung und Rückgang des Tourismus wurden erfolgreich mit einer gemeinsamen Entwicklungsstrategie und Vernetzung bekämpft.
Die Vorarlberger teilen sich den Preis, der übrigens nur ideellen Charakter hat, mit dem Selbsthilfeprojekt Shaweneqeanape Kipichewin – Anishinabe Village. Die Anishinabe gehören zur indigenen Bevölkerung Kanadas und bezeichnen sich selbst nicht als "Indianer", sondern als "People of the First Nations". Das von den Anishinabe in der Nähe von Winnipeg errichtete Tipi Camp für Touristen ist Teil des Heilungs- und Aussöhnungsprozesses mit den Nachfahren der Siedler Kanadas. In erster Linie möchten die Initiatoren den Gästen die indianische Lebensweise näherbringen und durch deren Wertschätzung insbesondere den jüngeren Mitgliedern der Gemeinschaft zur Selbstachtung verhelfen.
Ein dritter gleichwertiger Preis ging an "Amazon Headwaters with the Huaorani", einem Kooperationsprojekt der Huaoranis im Amazonastiefland von Ecuador und der Reiseagentur "Tropic ecological Adventures" in Quito. Die indigene Gemeinschaft will durch das Besuchsprogramm in ihr Naturschutzreservat in erster Linie auf die existentielle Bedrohung ihres Lebensraumes durch Erdölgesellschaften und Missionare aufmerksam machen. In- und ausländische Erdölgesellschaften machen sich der massiven Menschenrechtsverletzungen und der skrupellosen Zerstörung der Umwelt schuldig. Durch Rodungen und Erdölförderung wird das Ökosystem zerstört. Hermann Barth, Gutachter und ToDo-Jurymitglied, hat über 600 offene, nicht isolierte Becken mit verschmutztem Erdöl gezählt. Er hat dokumentiert, wie zur Bindung des Staubs die Strassen mit Erdöl gesprengt werden. Verheerende Wasserverschmutzungen und unbekannte Krankheiten sind die Folge. Aus den oberirdischen, vielfach geborstenen Rohren versickert – Eduardo Galeanos "offenen Adern" gleich – das Erdöl in grossen Mengen im Regenwald, anstatt bis an die Westküste zu gelangen. Missionare und Anthropologen werden gezielt eingesetzt, um den Widerstand der Huaoranis zu brechen. Als die indigene Gemeinschaft sich den Erdölgesellschaften entgegenstellte, liess die Regierung sofort Militär in das Naturschutzgebiet einfliegen. Mit Hilfe des Tourismusprogramms versuchen die Huaoranis auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen, das anderenfalls im Verborgenen geblieben wäre. Ausserdem schaffen sie sich damit ein alternatives Einkommen, das dringend für die Behandlung der vielen Krankheiten benötigt wird. Moi Enomenga, Vertreter der Huaoranis wandte sich bei der Preisverleihung an die internationale Öffentlichkeit und bat dringend um Hilfe bei den Auseinandersetzungen mit den Erdölgesellschaften.
Ein ausführlicher Bericht mit vielen Farbfotos über die Machenschaften der Erdölgesellschaften kann bei Hermann Warth Fax 0049/8191/59603 gegen 40.-DM bezogen werden: Hermann Warth: Beurteilung des Projekts Amazon Headwaters with the Huaorani in Ecuador Februar 1998.

Weitere Infos zu den Projekten:

  • Tropic Ecological Adventures Quito, Ecuador Fax: 00593-2-560756 tropic@uio.satnet.net
  • Bregenzer Wald Tourismus Egg, Österreich Fax 05512/3010 Bwtourismus@egg.vol.at
  • Shawenequanape Kipichewin Manitoba, Kanada Fax (204)6362766 Wredco@MTS.NET


Preisverleihung auf der ITB 1998 in Berlin, Interview mit Andy Drumm von Tropic ecological adventures /mm