Die Reisen im Dezember seien die letzten Leserreisen nach Burma, die der „Brückenbauer“ anbiete – das ergaben die Recherchen des Schweizer Medien-Magazins „Klartext“. Der publizistische Leiter des „Brückenbauers“, Michel Danthe, räumte gegenüber „Klartext“ ein, dass man in diesem Falle dem Druck des Protestes nachgebe, weil man hinsichtlich Reisen in Länder, in denen Menschenrechte verletzt werden, durchaus geteilter Meinung sein könne. Die Burma-Reisen hätten übrigens auch in der Redaktion des „Brückenbauer“ zu Diskussionen Anlass gegeben. Im Allgemeinen, gerade bei Protestaktionen aus rechten und sehr rechten Kreisen, welche die Redaktion mit Hunderten von Briefen überschwemmten, versuche man, gegen den Druck von Lobbys Widerstand zu leisten. Die Leserreisen sind offenbar ein heikles Terrain für die Zeitungen grosser Lebensmittelverteiler wie der „Brückenbauer“, die „Coop-Zeitung“ oder mächtiger Interessenverbände wie „Touring“ des TCS, die wöchentlich in Millionenauflage gratis vertrieben werden. So gelangt „Klartext“ denn auch zum Schluss, dass die Leserreisen dieser Zeitschriften publizistisch verbrämte Werbespots für die eigenen Reiseveranstalter seien. Reisen nach Burma verkaufen sich in der Schweiz zur Zeit relativ schlecht; Negativschlagzeilen über Menschenrechtsverletzungen durch die in Burma herrschende Militärdiktatur schrecken viele Reisewillige ab, die das geheimnisvolle und an Kulturschätzen reiche Land gerne besuchen möchten. Hingegen scheinen, nach Aussagen des „Brückenbauers“, die Leserreisen nach Burma ein „Grosserfolg“ zu sein, das geeignete Rezept, um das zögerliche Geschäft anzukurbeln. Jedenfalls zogen „Touring“ und die „Coop-Zeitung“ ihrerseits mit Ausschreibungen von solchen Leserreisen nach, das Coop-Angebot bestand allerdings aus einer Reise nach Thailand mit bloss einem viertägigen Ausflug nach Burma. Tunlichst vermieden die Ausschreibungen in diesen Massenblättern, auf die Zustände im Land und die prekäre Situation der geknechteten Bevölkerung genauer einzugehen. Vielmehr überschlugen sie sich in Superlativen über das Land der „Goldenen Pagoden“ oder zeichneten Begegnungsmöglichkeiten mit der einheimischen Bevölkerung vor. Genau dagegen hat der Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung protestiert, weil diese Ausschreibungen den potenziellen Reisenden zu wenig wahrhaftige Informationen liefern, damit sie einen verantwortungsvollen Entscheid treffen können. So wäre es nicht unwichtig zu wissen, dass brutalste Menschenrechtsverletzungen, Zwangsarbeit und Zwangsumsiedlungen, auch im Zuge des Tourismusausbaus begangen werden. Oder dass Menschen in Burma noch immer suspekt sind und sogar bestraft werden können, wenn sie mit Fremden engeren Kontakt haben. Diese Einwände wurden allerdings totgeschwiegen, kein einziger dieser Protestbriefe wurde als Leserbrief wiedergegeben. Erst die Recherchen von „Klartext“ ergaben, dass sie, zumindest beim „Brückenbauer“, nun doch Wirkung zeitigen. Zu hoffen bleibt, dass der „Brückenbauer“ jetzt, wenn keine Geschäftsinteressen mehr im Wege stehen, seine Chance nutzt, um in Millionenauflage über Burma und die Lage der Bevölkerung zu informieren. Und dass diese Massenzeitungen ihre Spalten für eine breite Debatte öffnen über Reisen in Länder, in denen Menschenrechtsverletzungen begangen werden. /plus

Quellen: Klartext 6/1999