In Pilakudiyiruppu, einem Dorf im Norden Sri Lankas, haben die Proteste für Landrechte ihren Anfang genommen. Am 31. Januar hatte die ehemalige Dorfbewohnerin Sathees Kaushalya genug von den Vertröstungen des Militärs, welche die Rückgabe ihres Landes immer wieder verzögerten und dort ein Luftwaffen-Camp betreibt. Sie beschloss daher, vor dem Camp sitzen zu bleiben, bis sie sich wieder auf ihrem eigenen Land frei bewegen kann. Mehrere Frauen setzten sich dazu und der Protest nahm so seinen Lauf. Nur wenige Tage später taten es ihnen die Frauen im nebenan gelegenen Puthukudiyiruppu gleich. Eine Bewegung war geboren.

Landrückgaben dank Menschrechtsrat

Die Frauen sowie wenige Männer schliefen auf dem jeweiligen Protestgelände und schrieben ihre Forderungen auf Banner, welche das Gelände zierten. Sie verschickten Briefe an Regierung, Lokalbehörden und Militär, und informierten Medienschaffende sowie Aktivistinnen und Aktivisten über die Probleme und Forderungen. Als dann der Menschenrechtsrat Ende Februar in Genf begann, erhöhte dies den Druck auf die sri-lankische Regierung. Denn Sri Lanka erfuhr dort erhöhte Aufmerksamkeit, da die Umsetzung der Resolution 30/1 zur Aufarbeitung von Kriegsverbrechen beurteilt wurde. Da man schliesslich vor der internationalen Gemeinschaft als positives Beispiel der Demokratisierung erscheinen wollte, versprach Sri Lanka, die Landproblematik zu lösen. Und tatsächlich: Während der ersten Woche des Menschenrechtsrates wurden Teile des besetzten Gebietes in Pilakudiyiruppu und Puthukudiyiruppu der tamilischen Bevölkerung wieder zurückgegeben. Ein Erfolg, der sich schnell herumsprach. Sowohl im Nachbardorf Keppapulavu als auch in Mullikulam bei Mannar im Nordwesten begannen daraufhin Proteste für Landrechte.

Traditionelles Land statt "Model Village"

In Keppapulavu fordern 138 Familien ihr Land zurück. Sie wohnen derzeit in einem vom Militär gebauten "Model Village". Dort können sie aber weder Landwirtschaft noch Fischerei betreiben. Die zur Verfügung gestellte Fläche ist zu klein und der Zugang zur Lagune vom Militär versperrt. Die Bauern und Fischer haben daher ihre traditionelle Existenzgrundlage verloren. Das Militär verkauft sogar Kokosnüsse, welche von den Anwohnern gepflanzt wurden, am lokalen Markt. Dies bedeutet, dass die Lokalbevölkerung ihre eigenen Kokosnüsse kaufen muss, anstatt sie selbst zu pflücken. Die Protestierenden fordern aus all diesen Gründen ihr Land und den Zugang zur Lagune zurück.

Elf Jahre "Flüchtlingsleben" sind genug

Sinnapu Anthonia Vaas war eine der Frauen, welche den Protest in Mullikulam bei Mannar im Nordwesten begann. Sie und ihre Familie wurden 2007 von der Marine von ihrem Land vertrieben. Nachdem sich während Jahren trotz Versprechungen nichts bewegte, begannen die Frauen von Mullikulam am 23. März mit dem Protest vor dem Haupteingang des Marinecamps. Nach 38 Tagen kam die Erlösung, indem sich die Marine bereit erklärte, Teile des Landes der tamilischen Bevölkerung zurückzugeben. Die Freude war riesig bei der Dorfbevölkerung von Mullikulam. Allerdings haben die Erfahrungen von Pilakudiyiruppu und Puthukudiyiruppu gezeigt, dass Landrückgaben alleine nicht reichen. In beiden Orten wurden alle Häuser zerstört und die Landschaft gleicht einem Urwald. Es braucht daher zusätzliche Unterstützung der Regierung, damit die Bevölkerung den Wiederaufbau bewältigen kann.