Qiu Xialong: Tod einer roten Heldin
Die Leiche treibt mausetot in einem schwarzen Plastiksack ziellos den Fluss hinunter. Bis sie von zwei alten Schulfreunden gefunden wird, die sich gerade einen kleinen Ausflug vom Alltag gönnen wollten, um beim friedlichen Angeln in nicht so klar erlaubten Gewässern ein paar Erinnerungen an früher auszutauschen. Der makabere Fund birgt Zündstoff: eine Vorzeigearbeiterin, Leiterin einer Kosmetikabteilung in einem grossen Warenhaus in Shanghai, die sich durch ihren linientreuen Charakter ausgezeichnet hat. Oberinspektor Chen Chao wird mit dem Fall betraut und enthüllt, Schicht für Schicht, das Leben des Opfers als Doppelleben zwischen Parteimoral und dem Aufbruch Chinas in den Kapitalismus zu Beginn der 90er Jahre.
Qiu Xialong, 1953 in Shanghai geboren und nach dem Massaker auf dem Platz „des himmlischen Friedens“ 1989 in die USA emigriert, wo er an der Washington University St. Louis als Dozent für chinesische Literatur und Sprache wirkt und als freier Übersetzer, Lyriker und Literaturkritiker arbeitet, wurde für sein Erstlingswerk „Tod einer roten Heldin“ mit dem begehrten Anthony Award ausgezeichnet. Er hat mit Oberinspektor Chen Chao eine einmalige Figur eines Ermittlers geschaffen, der nicht nur im Dienste des Staates und der Partei steht, sondern als anerkannter Übersetzer aus dem Englischen sich auch ständig im Grenzbereich der Partei bewegt und zudem erst noch Gedichte schreibt. Seine Ermittlungen geben unmittelbar Einblick in den Alltag von Shanghai und führen die jüngste Geschichte Chinas von der Kulturrevolution bis zur Gegenwart mit dem Aufschwung als neue kapitalistische Wirtschaftsmacht lebhaft vor Augen. Mehr noch: Chen Chao isst sich durch alle kulinarischen Spezialitäten, die einem beim Lesen das Wasser im Munde zusammen laufen lassen.
Lassen auch Sie sich verführen vom spröde prüden Charme des Feinschmeckers, Lyrikers und Operinspektors Chen Chao, der Ihnen die Hinterhöfe des heutigen Chinas eröffnet. Denn glücklicherweise ermittelt Chen Chao über den Mordfall an der „Roten Heldin“ hinaus an der Aufklärung weiterer mysteriöser Verbrechen, die uns Qiu Xialong – nicht ganz immer mit der selben Verve seines Debut-Romans – präsentiert.
Qiu Xialong: Tod einer roten Heldin, Deutscher Taschenbuchverlag GmbH München, 2004, 460 Seiten, SFr. 17.40, Euro 9.90, ISBN 978-3-423-20740-9
Vom selben Autor sind beim Deutschen Taschenbuchverlag erschienen:
– Die Frau mit dem roten Herzen (20851)
– Schwarz auf Rot (20964)