3 x Raus, 3 x Anders – Teil 3: Noah

Mit dem Fahrrad fahre ich zum Seiebergwald, den ich trotz der geografischen Nähe überhaupt nicht kenne. Ab jetzt heisst es: den Wald geniessen. Die Wegweiser lassen mich kalt – ich entscheide nach Instinkt. Ich gehe langsam und bedächtig, versuche ab Schritt eins alles in mir aufzusaugen. Ich atme die klare Waldluft, rieche den rauen Duft der Bäume und höre die diversen Geräusche um mich herum. Es dauert keine 15 Minuten und ich befinde mich vollends in dieser magischen grünen Welt. Vogelkonzerte begleiten mich. Mein Weg ist das Ziel. Die Atmosphäre verändert sich sofort, das Verweilen rückt in den Fokus. Ein Gefühl von Freiheit, Autonomie und Zufriedenheit breitet sich in mir aus. Ich bleibe stehen, sehe mich um. Direkt vor mir: ein unscheinbarer kleiner Baum.  

Unzählige Harzspuren bahnen sich ihren Weg an seinen Seiten herunter. Sowas habe ich noch nie gesehen. Oder habe ich es bisher noch nie bemerkt? Der Fokus lag wahrscheinlich stets auf dem Ziel eines Abenteuers. Ich kratze ein kleines Stückchen Baumharz ab, zerreibe es zwischen den Fingern und rieche daran. Wow, wie gut es in der Natur duftet, wenn man sich darauf konzentriert. Nun gehe ich tatsächlich von Baum zu Baum: rieche und ertaste. Mit klebrig verharzten Fingern und glückselig gehe ich weiter. Dann endet der Weg im Dickicht, ich gehe trotzdem weiter. Ab hier wird es sehr dunkel und sehr ruhig. Aus dem Nichts eine Bewegung: die weg ­ huschende Silhouette eines Rehs. Bevor ich mir gross Gedanken zur nahen Begegnung machen kann, sehe ich vor mir einen Ameisenhaufen. Ich setze mich hin und schaue den tüchtigen Insekten bei der Arbeit zu. Wie lange bin ich schon im Wald? Ich habe keine Ahnung und ich merke, dass es keine Rolle spielt. So verbringe ich nochmals eine nicht bestimmbare Zeitdauer: weitergehen, hinhören, hinsetzen, beobachten, weitergehen. Plötzlich bin ich an einer einladenden Stelle. Kleine, filigrane Bäume stehen um mich herum und der Boden ist moosbedeckt. Hier geniesse ich die letzten Sonnenstrahlen und esse zu Abend. Beim Eindunkeln lege ich mich in meinen Biwaksack. Schlagartig wird es noch stiller – geht das überhaupt? Es geht. Ich schlafe ein. Nachts erwache ich einige Male, höre Tiere und unbekannte Geräusche.  

Das Erwachen im Dickicht ist geprägt von Vogelgezwitscher und wärmenden Sonnen ­ strahlen. Dicke Tautropfen hängen an den Gräsern und das Moos ist noch nass. Ich ziehe meine Socken aus und erkunde die Umgebung barfuss. Wie weich es sich anfühlt, wie auf Wolken. Der Moment erdet mich. Ich packe mein Nacht ­ lager zusammen und gehe weiter. Unzählige kleine Eindrücke reihen sich aneinander, aber die Überraschung am Ende: Ich lande völlig un ­ erwartet beim Startpunkt des Vortages. Ich bin im Kreis gelaufen, keine drei Kilometer habe ich zurückgelegt! Ich ging wohl noch langsamer als gedacht, ohne Ziehen eines Ziels, ohne Distanzgefühl, ohne Wegpunkte: Ich fühle mich wie nach einer Woche Urlaub. 

fairunterwegs-Sommerchallenge #sightnichtweit

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Förderpartnerschaft mit TransaDieser Beitrag erschien im Transa-Magazin 4-Seasons Sonderheft #38 vom Sommer 2020. Im Rahmen unserer Förderpartnerschaft führen fairunterwegs und Transa auch dieses Jahr wieder eine gemeinsame Sommeraktion durch, dieses Mal zum Thema "Sightseeing gleich um die Ecke".