"Die Tage der Massai, die im Ngorongoro-Schutzgebiet rund um den Krater das Ökosystem mit den Wildtieren teilen, sind gezählt", heisst es da mit dem Hinweis, die UNESCO und ein parlamentarischer Ausschuss hätten die Umsiedlung der Halbnomaden gefordert. Nur so könne vermieden werden, dass die Landschaft wegen Überpopulation, Überbauung und Überweidung aus der Welterbe-Liste gestrichen werde. Tatsächlich soll die Zahl der Menschen – vorab Massai, aber auch andere zugezogene Völker wie die Warusha – im 8292 Quadratkilometer weiten Ngorongoro-Schutzgebiet in Tansania seit 1959 von rund 8000 auf über 65 800 Menschen (mit 136 550 Rindern und 193 000 Ziegen und Schafen) angeschwollen sein. Dies überlaste das Schutzgebiet heillos, führen Abgeordnete ins Feld. Beamte der Ngorongoro-Behörde (Ngorongoro Conservation Area Authority, NCAA) rechneten aus, dass das Gebiet nicht mehr als maximal 25 000 Menschen trage, sollte es auch in Zukunft ökologisch stabil bleiben.

Um den Krater vor weiterer Umweltzerstörung zu bewahren, wird auch eine Beschränkung der Touristenströme diskutiert. Allein im Finanzjahr 2008/2009 liessen sich 454 000 BesucherInnen im Krater herumfahren. Massiv erhöhte Preise sowie eine Beschränkung der Rundfahrten könnten Abhilfe schaffen, meinen einige. Die NCAA jedoch zweifelt beispielsweise allein schon an der Wirksamkeit erhöhter Preise.

Was also tun? Die Frage ist hoch brisant und von globaler Bedeutung, weil sich am Ngorongoro zeigen wird, ob es ein friedliches Neben- und Miteinander zwischen Wildtieren und Pflanzen einerseits und einer stetig wachsenden Zahl von Siedlern, Touristen und Bauwerken andererseits geben kann.
Sicher ist, dass die Menschen nicht mehr – wie es Abgeordnete nicht nomadischer Völker resolut fordern – einfach (ohne jede Alternative) aus dem Schutzgebiet verjagt werden können, wie dies kürzlich auch im nahen Loliondo-Gebiet geschehen ist (vgl. HABARI 4/09). Vertreibungen aber werden von Menschenrechtsorganisationen bekämpft, und sie haben bereits jetzt bei den Massai zu einer Verbitterung, Zersplitterung und Radikalisierung geführt. Faktoren, denen im schlimmsten Fall sämtliche Schutzbemühungen und der ganze Tourismus zum Opfer fallen können.