Rangoon’s Generäle zunehmend in der Defensive
Zwar warten die Militärmachthaber weiter mit Erfolgsmeldungen auf Der Andaman Club mit Golf und Casino sowie das Kandwagi Hotel in Rangoon ‑ mit Burmas grösstem Swimmingpool ‑ sollen anfangs Saison eröffnet werden. In Pagan haben japanische Anleger und die renommierte asiatische Oriental‑Gruppe im Jointventure mit italienischen Investoren für neue Luxushotels Verträge unter‑ ‹ zeichnet. Und seit Mitte Oktober gibt es in Rangoon gar eine Klinik mit 24‑Stunden‑Ser‑vice für ausländische Gäste, deren Dienste ‑ kaum eröffnet ‑ bereits von französischen und australischen Reisenden mit Brechdurchfall beansprucht wurden. Es handelt sich um ein Privatspital der in Singapore domizilierten AEA‑Klinik‑Kette ‑ ein bedeutsames Detail angesichts der Tatsache, dass es burmesischen Ärzten offiziell verboten ist, ausländische PatientInnen zu behandeln. Doch das prestigeträchtige schwimmende Hotel in Rangoon, das einer Thaigruppe gehörende Central Floating Hotel, musste Ende Oktober 95, wenige Monate nach seiner glanzvollen Eröffnung, aufgrund von Strompannen geschlossen werden. Der Generator stamme nicht aus zweiter, sondern mindestens aus dritter Hand, war aus Indiskretionen des Personals zu vernehmen. Die Eröffnung des 100‑Zimmer‑Hotels ‑ ein Schiff, das 1992 in Finnland umgebaut wurde ‑ war bereits wegen diversen Schwierigkeiten mit Technik und Behörden um ein Jahr verzögert worden. Die Geschäftsabwicklungen mit dem auf Eigeninteressen bedachten Willkürregime in Rangoon verlaufen anscheinend harzig. Unmut macht sich jedenfalls in thailändischen Geschäftskreisen breit, die zu den Hauptinvestoren in Burma gehören. Thailändische Geschäftsleute zeigen sich in Zeitungsinterviews äusserst skeptisch gegenüber den Zielvorstellungen der Junta zum Tourismusjahr. Von den 4000 existierenden Hotelzimmern hätten nur gerade 1000 internationalen Standard. Zudem seien Unterkunft und Verpflegung zu teuer für den Service und vor allem das Essen, das angeboten werde. Die Generäle in Rancoon benötigen jedoch dringend weitere Devisen für ihre ehrgeizigen Pläne und haben seit einigen Wochen massiv zum Gegenschlag ausgeholt. Sie machen die internationale Presse dafür verantwortlich, mit ihren schlechten Meldungen Reisende und potentielle Investoren von Burma abzuhalten. Dabei überstürzen sie sich in Versicherungen, Burma sei das friedliebendste Land der Welt, in dem sich absolut sicher reisen lasse. Es gebe, räumen die Machthaber ein, Infrastruktur- und vor allem Transportengpässe im Hinblick auf das Tourismusjahr. Mittlerweile haben sie ihre optimistischen BesucherInnenprognosen von erst 500’000, dann gar einer Million ausländischer Gäste für das Tourismusjahr auf 250’000 bis 300’000 zurückbuchstabiert. Und den Startschuss für die Werbekampagne, die ursprünglich bereits 1995 über die Bühne gehen sollte, auf Oktober 96 angesetzt.
The Irrawaddy 30.11., 15.11.95 The Nation 25.11.,31.10.,27,10.,19.10.,17.10.,7.9.95; Burma Alert November 95; New Frontiers November 95; Burma Issues October 95, Bangkok Post 19.10.95/cp