Mohamed Kane, ein langjähriges Mitglied von Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung, steht hinter der Idee des gemeinnützigen Vereins Recycle et Roule, der von einem Jahr in Thônex gegründet wurde. Er lebt seit zwei Jahrzehnten in der Schweiz und möchte mit den Velos, welche die SchweizerInnen wegwerfen, in Senegal (und anderen afrikanischen Ländern) viel Gutes tun. Doch für den Einstieg in dieses viel versprechende Projekt braucht es Unterstützung.

Basel, 20.08.2008, akte/
Herr Kane, wie sind Sie auf die Idee des Vereins Recycle & Roule gekommen?
Die Schweiz gehört mit Japan zu den zwei Ländern, wo am meisten weggworfen wird, weil Reparaturen einfach zu teuer sind. Ökologie ist mir wichtig. Das Fahrrad gehört zu den Verkehrsmitteln, die nicht verschmutzen. Ökologisch günstig sind auch möglichst geschlossene Kreisläufe – also das Recyclieren. Ich bin Doppelbürger der Schweiz und Senegals und kenne die Transportschwierigkeiten in Senegal abseits der Städte. Mangels Transportmittel bleiben Bauern auf ihren Gütern sitzen. In einigen Dörfern und Kleinstädten der südwestlichen Region Senegals (Casamance und Kolda), die im Norden an Gambia und im Süden an Guinea-Bissau grenzt, ist es kaum übertrieben, wenn man sagt, dass Leute sogar ihren Umzug per Fahrrad machen. Mit Recycle & Roule wollte ich einen Beitrag zur Ökologie leisten, aber auch zur sanften Mobilität in Senegal, zur Belebung der Wirtschaft auf dem Land und in Kleinstädten sowie für Jugendliche, welche mangels Geld aus dem Schulsystem ausgeschieden sind.
Wie das?
Die in der Schweiz recyclierten und nach Senegal transportierten Velos werden in Malika eingestellt. Das ist eine 16’000-Seelen-Gemeinde nahe von Dakar. Dort werden sie von  Jugendlichen repariert, die aus der Schule ausgeschieden sind und dank Recycle & Roule eine Anlehre in Velomechanik machen können, welche ihnen den Berufseinstieg ermöglicht. Einen Mechaniker als Lehrmeister haben wir schon gefunden. Es sollen auch Dreiradtransporter gebaut werden, für Bauernfamilien oder Kleingewerbler, welche damit ihre Güter auf den Markt bringen können. Aber auch kleine Fahrräder für Krippen und Kindergärten, wo die Kinder fahren lernen können. Die reparierten Velos werden zu einem im lokalen Vergleich günstigen Preis verkauft.
Das Projektgebiet soll sich mit der Zeit mit neuen Reparatur- und Lehrlingswerkstätten ausweiten und über die Menge auch die Nachhaltigkeit des Projekts garantieren. Wir haben auch schon einen Berliner Reiseveranstalter gefunden, der auf seinen Senegalreisen Fahrräder von uns mieten wird.
In der Schweiz arbeiten wir mit „Péclot 13“ zusammen, dem grössten Verein für die Recyclierung von Fahrrädern in der französischen Schweiz, ebenso mit „Mobilité Douce“, dem Verein, der Velos und rollende Untersätze für Personen mit Behinderungen verkauft. Eine Reihe von Gemeinden (Cologny, Choulex, Plan-les-Ouates, Lancy, Cartigny, Laconnex, Meinier und Vernier) unterstützt uns, in der Mehrzahl allerdings vorerst mit bescheidenen Beiträgen.
Woher erhalten Sie die Fahrräder?
Im Moment habe ich zwei Veloverkäufer, die Altvelos an uns weitergeben. Ausserdem eine Liegenschaftsverwaltung, welche uns zurückgelassene Fahrräder überlassen. So kommen etwa 20 bis 30 Velos pro Monat zusammen. Es dürften aber durchaus noch mehr sein.
Sie haben im Juni die erste Lieferung von dreissig Fahrrädern nach Senegal geschickt. Sind sie angekommen?
Noch nicht. Sie haben Verspätung. Der Lieferant, mit dem ich zusammenarbeite, schickt den Container erst los, wenn er voll ist. Aber jetzt ist er unterwegs. Bis Ende August sollten die Fahrräder in Malika angekommen sein.

Was kostet so ein Transport?
Das kommt auf die Menge an. Es kostet Fr. 40.- pro Fahrrad, aber wenn wir zum Beispiel 250 bis 300 Velos aufs Mal verschicken könnten, würde der Preis auf ca. 15 Franken pro Velo sinken. Nur: Soweit sind wir noch nicht. Obwohl Recycle & Roule ein Verein ist, funktioniert er im Moment noch praktisch als One-Man-Show, auch wenn mir hier und da durchaus Leute helfen.
Wie muss man sich das vorstellen?
Ich erhalte Anrufe, wo ich Velos finden kann, hole sie mit meinem Nissan Serena ab, in dem ich maximal fünf bis sechs Velos unterbringen kann, und bringe sie auf einem offenen Platz von etwa fünf Aren, der mir ein Freund neben seiner Villa in Choulex (Genf) überlässt. Dort mache ich die Velos für den Versand bereit. Damit sie so wenig Volumen wie möglich haben, müssen zum Beispiel die Pedale abgeschraubt werden.
Ab September können wir die Fahrräder in einem Raum von etwa 50 Quadratmeter einstellen, den uns die Genfer Gemeinde Vernier überlässt. Das ist viel besser, denn so gehen die Fahrräder weniger kaputt. Wir suchen allerdings noch weitere Räume in der ganzen Schweiz, wo wir Velos sammeln könnten.
Was braucht Recycle et Roule für die Verwirklichung ihrer Ziele
Im Moment brauchen wir dringend Hilfe, damit die Sache richtig ins Rollen kommt. Wir brauchen einen Kleinlaster, in den wir etwa 20 Fahrräder packen können. Weitere Velohändler, Velomechaniker, Liegenschaftsverwaltungen, Bahnhöfe, weitere Stellen oder Privatpersonen, welche und Velos zum recyclieren überlassen. Wir brauchen Lagerräume in der ganzen Schweiz. Ausserdem Velowerkzeuge für Senegal. All dieses Material darf alt, muss aber funktionstüchtig sein.
Wir brauchen auch weitere Kontakte, zum Beispiel zu Veloklubs. Und wir brauchen dringend Finanzen für die ersten Transporte. Das Projekt kann ja erst selbsttragend werden, wenn wir in Senegal Velos verkaufen. Bis dahin brauchen wir 6000 Franken pro Jahr, um etwa 250 Velos zu transportieren. Das ist nicht viel, aber so viel braucht es. Alle Arbeit fürs Vernetzen, Abholen und Bereitmachen der Velos leisten die Mitglieder von Recycle & Roule übrigens ehrenamtlich. 
Unterstützen Sie Recycle et Roule: Case postale 31, CH-1226 Thônex, Tel./Fax: +41 (0)22 348 11 32 und +41 (0)79 798 17 37, recycle&Roule@bluewin.ch; PC 17-148221-9
Bilder (von Mohamed Kane zur Verfügung gestellt)
Mohamed Kane ist lic.phil in Germanistik (Université de Dakar, Sénégal) und Geografie (Université de Genève) und hat ein Diplom für Entwicklungsstudien des Institut Universitaire d’Etude du Développement de Genève (IUED).