Viel haben sich die Organisatoren des Literatur-und Film-Festivals vorgenommen, das stets an Pfingsten in der bretonischen Stadt Saint Malo stattfindet, nicht weniger als die Welt neu zu ordnen. Dies im Rahmen von über hundert Veranstaltungen und über siebzig Filmvorführungen mit Schriftstellern und Cineasten, die vor allem aus der francophonen Welt stammen. Namen wie der algerische Romancier Yahia Belaskri, die französische Reporterin Anne Nivat, der karibische Poet Patrick Chamoiseau, die Schriftstellerin Ananda Devi aus Mauritius, die Romancière Yannick Lahens aus Haiti, der senegalesische Rapper und Dichter Abd al Malik, der kongolesische Schriftsteller Wilfried N’Songé, der syrische Schriftsteller und Dichter Omar Yoissef Souleiman, der Cineast Karim Sayad, der einen algerischen Vater und eine Schweizer Mutter hat und in Lausanne lebt, der Dokumentalist und Krimiautor Jean-Christophe Rufin …. um nur einige wenige der über Hundert eingeladenen Gästen zu nennen. Auch Nobelpreisträger Le Clézio und Daniel Cohn-Bendit gaben sich die Ehre und Kluges hörte man von zwei 96-Jährigen, dem Philosophen Edgar Morin und dem Essayisten Roland Colin, einem ehemaligen französischen Kolonialbeamten.

Reiseliteratur und vieles mehr

Das Festival, zu dem jährlich über zehntausend Besucherinnen – mehrheitlich Frauen! – strömen, was zu grossen Wartezeiten vor den begehrten Debatten führt, hat noch immer einen Schwerpunkt in der Reiseliteratur. Aber im Allgemeinen werden Literaten und Cineasten eingeladen, die im Vorjahr ein neues Buch publiziert oder einen neuen Film produziert haben. Alle zitierten Bücher müssen ins Französische übersetzt sein. Das Programm wird an vierzehn verschiedenen Lokalitäten durchgeführt und besteht einerseits aus Plenumsveranstaltungen mit grossen Podien, anderseits aus Gesprächen im kleineren Rahmen oder Begegnungen mit nur einem Autor. Filmen folgt oft eine Diskussion mit dem Autor oder einem Hauptdarsteller.  
Wichtige Themen der "grands débats" dieses Jahr waren das Erbe der Sklaverei und des Kolonialismus, die neue Francophonie, Woodstock und 68, Krieg und Religionen und Russland hinter Putin mit der in Frankreich bekannten Journalistin Anne Nivat. Auch dem Meer, den Fischern, dem Norden und der Bretagne wird immer ein Platz eingeräumt. Und viel Poetisches bot das Festival, das Gedicht spielte eine grosse Rolle, die Phantasie, das "Auge des Photographen". Es gab Gespräche über  "L’absurdité du monde", "La folie des hommes", "L’âme et le corps", "Ecrire la colère". Ein ganzer Nachmittag wurde den Monstern und ihren Erschaffern gewidmet. Ich habe wunderbare Filme gesehen, wie "Le centaure" des kirgisischen Filmemachers Aktan Arim Kubat oder den verstörenden Film "Vivre riche" über die Cyberkriminalität, mit Hilfe derer sich junge Männer in der Elfenbeinküste das finanzielle Paradies zu ergattern erhoffen. Ergänzt wird das Festival durch einen "Salon du livre", durch Ausstellungen über Photografie, Malerei, Karikatur, Comic. Am Abend gibt es Theater und Jazz. Auch die Kinder und Jugendlichen kommen mit eigenen Programmen auf ihre Rechnung.
Und dies alles vor der hinreissenden Kulisse des Atlantik mit seinem breiten Sandstrand bei Ebbe und dem hohen Wellengang bei Flut und der alten Korsarenstadt, die nach der Zerstörung  im zweiten Weltkrieg vollständig wieder aufgebaut wurde.

Nicolas Bouvier als Mitbegründer des Festivals 

Im Jahr 1992 veröffentlichten ein Dutzend Reiseschriftsteller, unter ihnen der Schweizer Nicolas Bouvier ("Die Erfahrung der Welt") und der langjährige Leiter des Festivals, der Bretone Michel Le Bris, ein Manifest unter dem Titel "Pour une littérature voyageuse". Daraus ist das "Festival de l’étonnant voyageur" entstanden, das seit 2007 den Fokus auf eine französische Weltliteratur, "Pour une littérature-monde en français", legt. Ausser francophonen Künstlern sind deshalb unter den 41 Gastländern nur wenig Anderssprachige in Saint-Malo zu Gast, dieses Jahr ein paar Amerikaner, ein paar Skandinavier und Russen. Die Schweiz ist kaum vertreten und dies seit Jahren, obwohl sie mit der Suisse Romande zur eigentlichen Francophonie gehört. Dieses Jahr waren neben dem erwähnten Karim Sayat nur die Comicautorin Léonie Bischoff geladen, die in Belgien lebt, und der langjährige Chefredaktor von "Hébdo" und Gründer der Westschweizer Qualitätszeitung "Le Temps", Eric Hoesli als Russlandspezialist.  Dabei gäbe es viele, die man einladen könnte, die Schriftsteller Noelle Revaz, Metin Arditi, Daniel de Roulet, Pascale Kramer, Alexandre Voisard und die grossartige Filmemacherin Ursula Meier ("Home"). Nicht einmal der berühmte Joel Dicker, Träger des "Goncourt de la Jeunesse" war je eingeladen. Wollen sie nicht ? Dafür wird jedes Jahr ein Prix Bouvier verliehen, er ging 2018 an Andrzej Stasiuk für seinen Roman "L’Est", der Osten.

Das Schöne dieses Festivals ist sein reiches Angebot, die Möglichkeit, mit Autoren ins Gespräch zu kommen, Filme zu sehen, die bei uns selten oder nie ins Kino kommen, Debatten zu hören, die zum Nachdenken anregen, obwohl die Kriterien der Einladungen nicht immer überzeugen. Leider können lange nicht alle Besucherinnen und Besucher hören oder sehen, was sie gerne möchten, denn der Erfolg des Festivals hat dazu geführt, dass es vor begehrten Veranstaltungen regelmässig zu langen Warteschlangen kommt. Aber man kann auch einfach mal draussen bleiben, am Strand laufen, Muscheln oder Crêpes essen oder den riesigen Möwen folgen, die elegant über Stadt und Wassern ihre Flugbahnen ziehen.

Reiseliteratur und vieles mehr

Das Festival, zu dem jährlich über zehntausend Besucherinnen – mehrheitlich Frauen! – strömen, was zu grossen Wartezeiten vor den begehrten Debatten führt, hat noch immer einen Schwerpunkt in der Reiseliteratur. Aber im Allgemeinen werden Literaten und Cineasten eingeladen, die im Vorjahr ein neues Buch publiziert oder einen neuen Film produziert haben. Alle zitierten Bücher müssen ins Französische übersetzt sein. Das Programm wird an vierzehn verschiedenen Lokalitäten durchgeführt und besteht einerseits aus Plenumsveranstaltungen mit grossen Podien, anderseits aus Gesprächen im kleineren Rahmen oder Begegnungen mit nur einem Autor. Filmen folgt oft eine Diskussion mit dem Autor oder einem Hauptdarsteller.  
Wichtige Themen der "grands débats" dieses Jahr waren das Erbe der Sklaverei und des Kolonialismus, die neue Francophonie, Woodstock und 68, Krieg und Religionen und Russland hinter Putin mit der in Frankreich bekannten Journalistin Anne Nivat. Auch dem Meer, den Fischern, dem Norden und der Bretagne wird immer ein Platz eingeräumt. Und viel Poetisches bot das Festival, das Gedicht spielte eine grosse Rolle, die Phantasie, das "Auge des Photographen". Es gab Gespräche über  "L’absurdité du monde", "La folie des hommes", "L’âme et le corps", "Ecrire la colère". Ein ganzer Nachmittag wurde den Monstern und ihren Erschaffern gewidmet. Ich habe wunderbare Filme gesehen, wie "Le centaure" des kirgisischen Filmemachers Aktan Arim Kubat oder den verstörenden Film "Vivre riche" über die Cyberkriminalität, mit Hilfe derer sich junge Männer in der Elfenbeinküste das finanzielle Paradies zu ergattern erhoffen. Ergänzt wird das Festival durch einen "Salon du livre", durch Ausstellungen über Photografie, Malerei, Karikatur, Comic. Am Abend gibt es Theater und Jazz. Auch die Kinder und Jugendlichen kommen mit eigenen Programmen auf ihre Rechnung.
Und dies alles vor der hinreissenden Kulisse des Atlantik mit seinem breiten Sandstrand bei Ebbe und dem hohen Wellengang bei Flut und der alten Korsarenstadt, die nach der Zerstörung  im zweiten Weltkrieg vollständig wieder aufgebaut wurde.

Nicolas Bouvier als Mitbegründer des Festivals 

Im Jahr 1992 veröffentlichten ein Dutzend Reiseschriftsteller, unter ihnen der Schweizer Nicolas Bouvier ("Die Erfahrung der Welt") und der langjährige Leiter des Festivals, der Bretone Michel Le Bris, ein Manifest unter dem Titel "Pour une littérature voyageuse". Daraus ist das "Festival de l’étonnant voyageur" entstanden, das seit 2007 den Fokus auf eine französische Weltliteratur, "Pour une littérature-monde en français", legt. Ausser francophonen Künstlern sind deshalb unter den 41 Gastländern nur wenig Anderssprachige in Saint-Malo zu Gast, dieses Jahr ein paar Amerikaner, ein paar Skandinavier und Russen. Die Schweiz ist kaum vertreten und dies seit Jahren, obwohl sie mit der Suisse Romande zur eigentlichen Francophonie gehört. Dieses Jahr waren neben dem erwähnten Karim Sayat nur die Comicautorin Léonie Bischoff geladen, die in Belgien lebt, und der langjährige Chefredaktor von "Hébdo" und Gründer der Westschweizer Qualitätszeitung "Le Temps", Eric Hoesli als Russlandspezialist.  Dabei gäbe es viele, die man einladen könnte, die Schriftsteller Noelle Revaz, Metin Arditi, Daniel de Roulet, Pascale Kramer, Alexandre Voisard und die grossartige Filmemacherin Ursula Meier ("Home"). Nicht einmal der berühmte Joel Dicker, Träger des "Goncourt de la Jeunesse" war je eingeladen. Wollen sie nicht ? Dafür wird jedes Jahr ein Prix Bouvier verliehen, er ging 2018 an Andrzej Stasiuk für seinen Roman "L’Est", der Osten.

Das Schöne dieses Festivals ist sein reiches Angebot, die Möglichkeit, mit Autoren ins Gespräch zu kommen, Filme zu sehen, die bei uns selten oder nie ins Kino kommen, Debatten zu hören, die zum Nachdenken anregen, obwohl die Kriterien der Einladungen nicht immer überzeugen. Leider können lange nicht alle Besucherinnen und Besucher hören oder sehen, was sie gerne möchten, denn der Erfolg des Festivals hat dazu geführt, dass es vor begehrten Veranstaltungen regelmässig zu langen Warteschlangen kommt. Aber man kann auch einfach mal draussen bleiben, am Strand laufen, Muscheln oder Crêpes essen oder den riesigen Möwen folgen, die elegant über Stadt und Wassern ihre Flugbahnen ziehen.