Klima-Grosseltern unterwegs: Mit Zug und Velo auf die Insel Rügen
Unsere Reisen starten oft mit dem Nachtzug nach Berlin.
Aufgrund der Preissteigerungen und der nachlassenden Zuverlässigkeit haben wir mittlerweile jedoch mehrmals den Tageszug genommen – Abfahrt um 8 Uhr, Ankunft gegen 16 Uhr, je nach Standort. Für uns Thuner/Berner gibt es sogar einen Direktzug von Berlin nach Interlaken und retour – purer Luxus! Mit rechtzeitiger Buchung kann man Sparpreise nutzen und sich 1.-Klasse-Sitzplätze nach Wunsch sichern. (Günstige Preise findet man zum Beispiel auf Simple Train)
Auf die Insel Rügen mit dem Zug?
Die Fahrt am Tag vergeht wie im Flug: Lesen, Hörbücher hören, endlich die überschüssigen Fotos auf dem Handy löschen, aus dem Fenster schauen, essen und trinken – schon bald heisst es «Nächste Station Berlin Hauptbahnhof.» Ein Kurztrip mit einer Übernachtung im Berliner Hotel erlaubt noch genug Zeit, um die Stadt am späten Nachmittag und Abend zu erkunden und sogar eine Theateraufführung zu besuchen. Wer Zeit hat, sollte am besten zwei Nächte in Berlin einplanen.
Die Weiterfahrt am nächsten oder übernächsten Tag kann man wunderbar mit dem 49-Euro-Ticket gestalten, das man vorher online bucht. (Am besten auch gleich für den Folgemonat kündigen, um nur den gewünschten Zeitraum zu bezahlen.) Mit dem Regionalexpress dauert die Fahrt von Berlin nach Baabe auf die Insel Rügen (inklusive zwei Umstiege in Stralsund und Bergen auf den Bus) etwa viereinhalb Stunden. Diese Strecke bietet Gelegenheit, den Osten Deutschlands vom Zug aus zu erleben.
In Baabe auf der Insel Rügen
Wir haben im Ort Baabe übernachtet – einer der weniger verbauten Ferienorte an der Küste, mit nur einem Hotelbau, dem «Cliff-Hotel». Dieses ist diskret hinter hohen Bäumen versteckt. Besonders interessant ist, dass es zu DDR-Zeiten für Honecker und seine Gäste erbaut wurde, jetzt aber frei zugänglich ist.
In Baabe haben wir Fahrräder gemietet und sind 12 Tage lang über die Insel geradelt, mit Pausen, um faul am Strand zu liegen. Die Fahrradwege sind gut ausgebaut und bieten herrliche Ausblicke auf das Meer, das Wattenmeer und die Felder. Fast überall gibt es gemütliche Rastplätze mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. (Erfahre hier mehr zum Thema Radreisen)
Auch das öffentliche Verkehrsnetz auf der Insel Rügen ist gut erschlossen, und mit dem 49-Euro-Ticket kann man sich problemlos auf Rügen fortbewegen. Sehenswerte Orte wie das Kap Arkona, den Königsstuhl oder den neuen Baumwipfelturm, der flach ansteigt und leicht zu erklimmen ist, findet ihr im Reiseführer.
Unsere Unterkunft lag nur 200 Meter Luftlinie vom Meer entfernt in einer Ferienwohnung mit Meerblick, angrenzend an den ruhigen Kurpark mit schattigen Bäumen. Der Strand war in drei Minuten erreichbar, der Kurpark in einer Minute – ein idealer Ort für Abendveranstaltungen mit Musik, ohne störenden Lärm (spätestens um 22 Uhr war Ruhe, und die Musikmuschel wies in die entgegengesetzte Richtung).
Direkt unter uns befanden sich eine Buchhandlung und ein Café mit Bäckerei, das morgens frische Brötchen bot. Die Wohnung war ruhig, ohne Autolärm, und bot direkten Zugang zum Strand – wir haben so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr.
Rückreise:
Für die Rückreise haben wir uns entschieden, zwei Nächte in Potsdam zu verbringen, nur 35 Zugminuten von Berlin entfernt. Doch selbst diese Zeit war zu kurz, weshalb wir planen, 2025 für ein bis zwei Wochen zurückzukehren, um die Landschaft und die Seen per Fahrrad zu erkunden. Potsdam ist eine Stadt voller Geschichte: die Residenz von Friedrich dem Grossen, die Potsdamer Konferenz von 1945 (im Cecilienhof, wo Truman, Stalin und Churchill bzw. Attlee tagten) und die Glienicker Brücke, bekannt für ihre Agentenaustausche vor dem Mauerfall und Auftritte in Filmen.
Die Stadt ist reich an Schlössern, Museen und Natur, mit vielen kleinen Seen, eingebettet in grüne Parks. Es lohnt sich, vorher einen Reiseführer zu lesen und vielleicht gleich 3–4 Tage für den Rückweg von der Insel Rügen einzuplanen.
Unsere Heimfahrt startete schliesslich in Berlin um 10:30 Uhr – ein Direktzug brachte uns zurück in die Schweiz.
Hanna und Ueli Hagnauer
Hanna (Jg. 1951) und Ueli Hagnauer (Jg. 1952) sind beide Mitglieder der Klimagrosseltern Schweiz und haben sich dazu entschlossen auf Flugreisen zu verzichten. Sie ist eine pensionierte Sozialarbeiterin und er ein pensionierter Arzt. Hanna, ursprünglich aus Ostdeutschland, lebt seit 1979 in der Schweiz. Schon als Kind verbrachte sie mit ihrer Familie Zeit an der Ostsee und ist bis heute vom Norden begeistert. Diese Begeisterung teilt auch ihr Schweizer Mann Ueli. Gemeinsam haben sie bereits viele Reisen an die Ostsee unternommen – darunter nach Rügen, Usedom, Darß und Hiddensee.