Reisebericht: zu Besuch bei den FreundInnen von imagine South Africa
Die Gruppe in Südafrika besteht aus ca. 45 Mitgliedern, die alle im Alter zwischen 15 und 20 Jahren sind. Es ist eine lebendige und fröhliche Gruppe, deren Elan nicht zu bremsen zu sein scheint. Sie wurden vom imagine Fieber gepackt. Gerade am ersten Tag in Pietermaritzburg geht es los und wir treffen auf die ganze Gruppe. Freudig, neugierig, zum Teil etwas schüchtern und sehr interessiert werden wir von ihnen empfangen. Schon ganz am Anfang wird uns klar: hier hat sich eine Gruppe gefunden, die den Gedanken und den Groove von imagine verstanden hat. Die Jugend ist hier der Hauptakteur, Kreativität und Engagement die Mittel zum Erfolg.
Ihr Festival ist anders, als wir es bisher von imagine international kennen. In einer Halle und nicht draussen findet der Event statt: zum Glück allerdings, denn draussen regnet es in Strömen. Der Event ist eine Mischung aus Tanz, Gesang, Theater, Poetry Slam, Vorträgen und Musikdarbietungen, und in jedem Teil ist die Thematik präsent. Den Schwerpunkt legen die Jugendlichen auf die Diskriminierung von behinderten Menschen. Denn auch sie haben es verdient, respektiert und akzeptiert zu werden. Körperliche oder geistige Behinderungen sind kein Grund, einen Menschen als minderwertig anzusehen. Mit diesen Aussagen wirken die Jugendlichen der gängigen Realität in Südafrika entgegen, wo beispielsweise eine akademische Karriere für eine körperlich behinderte Person voller Blockaden, wenn nicht gar unmöglich zu sein scheint.
Nach dem Festival geht für uns die Arbeit weiter. Wir möchten die Gelegenheit unseres Besuches nutzen, um mit der Gruppe Workshops und Sitzungen zu halten. Die Beteiligten sind interessiert, stellen viele und gute Fragen und nehmen unsere Tipps ernst. Sie wissen, dass wir viel Erfahrung haben und scheuen sich aber auch nicht, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen und uns zu widersprechen, wo sie anderer Meinung sind. Genau so muss es sein.
Ein Beispiel, das ihren Elan, aber auch ein bisschen ihre fehlende Erfahrung zeigt, ist die Absicht, imagine Südafrika bereits in diesem Jahr in eine andere Stadt zu bringen. Sie wollen Pietermaritzburg verlassen und ihre Botschaft dem ganzen Land mitteilen. Für uns ist dies ein zweischneidiges Schwert: Wir bewundern ihren Elan und ihre Ambitionen, erachten diesen Schritt aber als bei weitem zu früh. Wir machen sie darauf aufmerksam, dass dies nicht nur mit einem infrastrukturellen, sondern auch mit einem finanziellen Mehraufwand verbunden ist. Ein Festival in einer zwei bis drei Stunden von der Heimatstadt entfernten Stadt zu planen, ist noch einmal eine ganz andere Schuhgrösse. Auch wir in Basel sind seit zwölf Jahren unserer Stadt treu geblieben, ebenso unsere Freunde in Kolumbien und Kenia. Wir reden mit der Gruppe über ihre Ambitionen und machen den Vorschlag, dieses Bestreben klein anzugehen: einen Zeitungsartikel in einer anderen Stadt, eine Zusammenarbeit mit einer anderen Gruppe oder einmal ein Workshop in einer Schule können wir uns als erste Schritte gut vorstellen. Doch ihre Hauptarbeit soll in ihrer Stadt bleiben, in der Stadt, die sie kennen und wo sie wissen, wie der Hase läuft. Die Gruppe hört uns zu, fragt nach, hinterfragt und stimmt uns schlussendlich zu: sie sieht unsere Argumente und merkt, dass sie zu schnell zu viel wollte. Sie möchte sich nun in ihrer eigenen Stadt weiter verankern und imagine Südafrika zu einer Marke machen, die man in Pietermaritzburg kennt.
Unsere Reise ist eine wahre Freude. Wir merken, wie viel wir mit der Gruppe besprechen können, wir sehen, wie viel sie lernen und auch wie viel wir Schweizerinnen lernen. Es ist ein Austausch, den es nur geben kann, wenn man sich gegenüber sitzt. Ein Austausch von Arbeitsweisen, von Kulturen, von Alltagssituationen. Wir haben mit Südafrika ein neues Partnerland, welches imagine international unglaublich bereichert. Sie sind begeistert bei der Arbeit und geben dem imagine international neue Aspekte und Inputs, von denen alle Partnerländer profitieren können. Und doch stehen sie noch am Anfang und werden weiterhin noch viel dazulernen können.
Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und sind wahnsinnig gespannt, was uns imagine Südafrika noch bringen wird!