Die Reisenden sollen kommen und sich selbst davon überzeugen, wie offen und friedlich Burma heute sei. Dies sei, wie burmesische Regierungsvertreter unermüdlich wiederholen, das beste Mittel gegen die schlechte Presse, die Burma im Westen erhalte. Thailändischen Medienberichten zufolge haben jedoch zahlreiche BurmatouristInnen wiederum schmerzliche Reiseerfahrungen gemacht: Die Bewegungsfreiheit sei keineswegs garantiert, weder auf den offiziellen Routen noch durch die Bewilligung, die für den Besuch abgelegener Regionen nach wie vor erforderlich ist. Italienische Besucherlnnen wurden verhaftet, weil sie in einem Dorf zwischen Mandalay und Pagan übernachten wollten, wo es kein lizenziertes Hotel gibt. Englische Reisende konnten schlussendlich nur gegen hohe Schmiergelder ihre Exkursion im Bundesstaat Kachin durchführen, für die sie die Bewilligung ordnungsgemäss eingeholt hatten. Auch im Staat Shan scheinen sich die Regelungen für ausländische BesucherInnen willkürlich von Tag zu Tag zu ändern. Andere Reisende zeigten sich nachhaltig geschockt Über die Folgen ihrer Kontakte zu Einheimischen. Ein Pärchen aus Südafrika hatte just mit jungen Burmesen in einem Teashop ein Gespräch begonnen, als die Polizei auftauchte, die Einheimischen abschleppte und den Reisenden unmissverständlich klar machte, sie hätten zu Bett zu gehen. Ein Paar aus Europa mietete im vergangenen Sommer ein Boot auf dem Inle Lake, worauf sie ungewünscht Polizeischutz bekamen. Nach bestandener Fahrt wurde der Bootseigner in Haft genommen, wo er ‑ wie seine Angehörigen vermuteten ‑ mindestens ein Jahr abzusitzen habe, der Grund für die Strafe blieb den Reisenden unklar. Sich unabhängig ein Bild Zu machen, scheint in Burma nach wie vor höchstgradig unerwünscht.
New Frontiers December 1996, The Nation20, 12., 3.12. und 24.1 1.96/cp