Reisen gegen die Armut? Drei Fragen an Hans-Peter Egler, SECO
Im Rahmen seiner wirtschaftlichen Zusammenarbeit fördert das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO den nachhaltigen Tourismus mit der Schaffung von Tourismusplattformen – dem Zusammenschluss von Privatunternehmen, Behörden und Dorfgemeinschaften, in deren Gebiet sich touristische Sehenswürdigkeiten befinden, für eine gemeinsame attraktive Präsentation und Vermarktung der Destination. Hans-Peter Egler, Leiter Ressort Handelförderung beim SECO erachtet die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus als anspruchsvoll, aber Erfolg versprechend.
Basel, 16.10.2008, akte/
Trägt der Tourismus zur Armutsbekämpfung bei?
Tourismus, sofern er auch nachhaltig ausgerichtet ist, kann einen entscheidenden Beitrag zur Armutsreduktion leisten. In Entwicklungsländern, die über einigermassen stabile Rahmenbedingungen sowie interessante kulturelle, natürliche und geografische Ressourcen verfügen – wie zum Beispiel Mosambik – könnte der Tourismus zu einer interessanten Einkommensquelle für Dienstleistungserbringer und Güterproduzenten werden. Wichtig ist dabei, dass bereits frühzeitig die Strukturen ausgebaut werden, die es den potenziellen Partnern erlauben, sich aktiv in die Tourismusentwicklung einzubringen. Dazu gehören die Investoren in die Tourismusinfrastruktur, die Angestellten in Restaurationsbetrieben und Hotels, Touristenführer in Reservaten oder Sportlehrer, Produzenten von Handarbeiten und Souvenirs, Lieferanten von Landwirtschaftsprodukten und Transportunternehmer etc. Auch wenn damit die Liste der möglichen Partner nicht vollständig ist: Es zeigt bereits das grosse Mobilisierungspotenzial, das der Tourismus in sich birgt. Die Entwicklung eines Tourismus, der die Armut effektiv reduziert ist anspruchsvoll, Patentrezepte gibt es keine. Aber mit genügend Umsicht und unter Miteinbezug der lokalen Gegebenheiten und Bevölkerung sehe ich durchaus Erfolgschancen. Denn Ferienreisende aus Industrie- wie auch aus Entwicklungsländer interessieren sich mehr und mehr für Nachhaltigkeit: So nimmt der Einkauf von nachhaltig, d.h. umwelt- und sozialverträglich produzierten Gütern weltweit stetig zu. Die Schweiz nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein und weist die höchsten pro Kopf Ausgaben für Fairtrade-Produkte aus.
Welches Konzept hat das seco bei der Tourismusförderung im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit?
Tourismus wird als ein Bestandteil des Dienstleistungsangebots eines Landes betrachtet. Dabei geht es vor allem um die Stärkung institutioneller Rahmenbedingungen: Destinationsmarketingorganisationen und Hotelfachschulen aufbauen, in den Kontakt mit internationalen Touroperators kommen, bestehende Projekte und Initiativen besser aufeinander abstimmen. Schweizerisches Know-how und Expertise sind dabei auf verschiedenen Ebenen gefragt, seien dies Hotelfachschulen, Experten, Nichtregierungsorganisationen oder Tourismusunternehmen.
Welche Rolle spielt dabei das Portal fairunterwegs.org?
Das Reiseportal hat dabei zwei Funktionen: Einerseits können Ferienreisende sich eingehend, kritisch und kreativ auf ihre Ferien vorbereiten und andererseits erlaubt es nachhaltig ausgerichteten Tourismusinitiativen in den entsprechenden Ländern, sich über verschiedene Links zu präsentieren.
Das SECO hat im Rahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit den Aufbau des innovativen Reiseportals fairunterwegs.org ermöglicht. Lesen Siemehr über die Tourismusprojekte des SECO