Anlässlich der Internationalen Tourismusmesse (ITB) in Berlin (10.-14. März) stellten die Naturfreunde Internationale und respect – Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung in ihrer neuen Publikation die kritische Rolle von Reiseveranstaltern beim Klimaschutz dar. Sie kommen zum Schluss: Die europäischen Marktführer der Reisebranche haben bis heute ihre Verantwortung beim Klimawandel in den Bereichen Produktpolitik und Kundeninformation nicht wahrgenommen.

"Der Klimawandel stellt die grossen Reiseveranstalter vor ein Dilemma: Einerseits erkennen sie, dass Klimaschutz langfristig unverzichtbar für den Erhalt ihres Produktes und wirtschaftlichen Erfolges ist. Andererseits würde effektiver Klimaschutz aber eine grundlegende Umstrukturierung ihres traditionellen Geschäftsmodells bedeuten. Der strategische Ausbau von besonders nachfragestarken Bereichen, wie zum Beispiel Fernflugreisen oder Kurzurlauben, dürfte in dieser Form nicht weiter forciert werden. Aufgrund von Marktzwängen und kurzfristigem Profitdenken scheuen sich die Entscheidungsträger in der Branche aber noch vor ’echten’ Klimaschutzmassnahmen – und den damit verbundenen langfristigen Chancen." So das Fazit des Autors der Publikation, Mag.(FH) Andreas Zotz, der mit seiner gleichnamigen Diplomarbeit in der Endrunde des "Tourissimus 2009", dem österreichischen Tourismus-Forschungspreis, ausgezeichnet wurde.

Die Studie hat Reaktionen der Europäischen Marktführer der Reisebranche auf die Herausforderungen des Klimawandels untersucht und bietet dafür Lösungsvorschläge. Freiwillige Klimaschutzmassnahmen als Bestandteil der "Corporate Social Responsibility" von Reiseveranstaltern stellen dabei wesentliche Faktoren für die Umsetzung dar.

Reiseveranstalter sind ein integrierter Bestandteil der internationalen Tourismuswirtschaft, deren Rolle heutzutage weit über die ursprüngliche Branchenfunktion als "Grosshändler" hinausgeht. Durch strategische Unternehmenszusammenschlüsse, kontinuierliche geografische Expansion sowie der Ausweitung der Aktivitäten von Reiseveranstaltern in andere Geschäftsbereiche wie Hotellerie oder Transport, wird die Reisebranche heutzutage von wenigen starken Akteuren dominiert. Die strategischen Entscheidungen der Marktführer werden beträchtliche Auswirkungen auf den Klimaschutz in der Branche haben. Daher kommt den grossen Reiseveranstaltern bei der Transformation des Tourismus in einen "grünen Wirtschaftssektor" – so das formulierte Ziel der UN Welttourismusorganisation – eine besondere Verantwortung zu.

Die englischsprachige Publikation wurde von der Naturfreunde Internationale und respect – Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung herausgegeben und steht auf deren Website kostenlos als pdf zur Verfügung.