Vom ehemaligen Kloster Kartause Ittingen bis zum Dolder Grand, von der umfunktionierten Militärkantine in St. Gallen bis zum Gaia Hotel in Basel: Bei den Responsible Hotels of Switzerland vereinigen sich «die Leadbetriebe der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit». Derzeit sind es 26, dereinst soll es «eine Gruppe von 40 bis 50 charakterstarken Hotels» sein. Kleine Hotels können vergünstigt und vereinfacht Mitglied werden. Die Auswahlkriterien sind streng: etwa eine Zertifizierung auf dem Swisstainable Level III oder «erwiesenermassen überdurchschnittlich lokal engagiert» und: «Der Betrieb muss in einem spezifischen Anwendungsbereich der ökologischen oder sozialen Nachhaltigkeit nachweisliche Exzellenz und Vorreiterrolle praktizieren. So «zelebriert» die Gruppe «den entbehrungsfreien Lifestyle of Responsibility & Sustainability». 

Die Mühe mit dem Komparativ

So weit – so schön. Zu schön. Weil das mit dem «entbehrungsfreien Lifestyle of Responsibility & Sustainability» letztendlich nicht aufgeht. Auch wenn man mit dem Elektromobil ins pelletgeheizte Hotel fährt, dort ein Schnitzel vom bioglücklichen Kälbli isst und dazu einen Naturwein trinkt, so ist das nur nachhaltiger – also nachhaltig im Komparativ. Genau genommen leben die nachhaltig, die für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse nicht die Ressourcen der nachkommenden Generationen verbrauchen. Das ist praktisch nicht zu schaffen (siehe hier: https://www.wwf.ch/de/nachhaltig-leben/footprintrechner). Zum Beispiel wegen der Grösse: Grosse Hotels mit grossen Zimmern brauchen Raum, der in der Schweiz fehlt. Zum Beispiel Spa: Auch wenn die Energie von der Sonne oder aus der Erde kommt, sie ist ein knappes Gut.

Die unfrohe Botschaft

Daher wird, wer verantwortungsvoll und nachhaltiger leben will, um weniger Konsum nicht drum herum kommen. Die Verheissung vom entbehrungsfreien, grünen Paradies wird wahrscheinlich nie Realität. Deswegen wird das Leben nicht zur Hölle, denn das Wenige kann man um so mehr auskosten. Doch seien wir ehrlich: Das überfordert die meisten Reisenden und die Hoteliers und Hotelièren. Hier braucht es auch politische Lösungen. Aber das ist eine andere Geschichte. In der Zwischenzeit geniessen wir den Aufenthalt in einem Responsible Hotel of Switzerland. 

Wer lieber hört als liest: Das «Espresso» auf SRF zu Responsible Hotels of Switzerland mit einer Wortmeldung von Jon Andrea Florin: hier klicken.