Basel, 01.10.2013, akte/ Nach vielen Überlegungen, Nachforschungen und Konsultationen traf Responsible Travel im Juli 2013 den nach eigenen Angaben "schweren" Entscheid, vorübergehend alle Voluntourismusangebote in Waisenhäusern von ihrer Website zu nehmen. Das waren insgesamt zehn Angebote von sechs Reiseveranstaltern. Es wurden auch keine neuen Angebote dieser Art aufgenommen.

Waisenhaus-Voluntourismus: ein Teil des Problems

Responsible Travel hatte nach Lektüre verschiedener Studien festgestellt, dass der Voluntourismus in Waisenhäuser eher ein Teil des Problems der Kinder ist als ein Teil der Lösung. Laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat das Heimleben ungünstige Auswirkungen auf Körper und Psyche der Kinder. Deshalb sollte die Einweisung in ein Waisenhaus wirklich nur als letzte Möglichkeit bleiben. Besser ist es, Waisenkinder bei der näheren oder weiteren Verwandschaft unterzubringen oder sich dafür zu engagieren, dass Familien überhaupt in der Lage sind, für ihre Kinder aufzukommen. Der Voluntourismus in Waisenhäuser aber schafft eine ungesunde Nachfrage: Es entstehen Waisenhäuser, die es nicht braucht, und die mit Kindern angefüllt werden, die keine Waisen sind: In Kambodscha sind 74 Prozent der Kinder in den Waisenhäusern keine Waisen, in Ghana spricht eine 2009 publizierte Regierungsstudie von 90 Prozent der rund 4’500 Kinder in ghanaischen Waisenhäusern, die keine Waisen sind. 140 von 148 Waisenhäuser hätten zudem keine Genehmigung. Ein UN Bericht zu Westafrika warnt vor "Waisenhändlern".
Kommt dazu, dass VoluntouristInnen oft überhaupt nicht über die Qualifikationen für den Umgang mit und das Unterrichten von Waisenkindern haben. In England und in den meisten westeuropäischen Ländern würde solchen Freiwilligen der Umgang mit Waisenkindern nicht erlaubt. Freiwillige können auch unbeabsichtigt lokale Arbeitskräfte um ihren Job bringen. Und schliesslich: Selbst unter den besten Bedingungen schadet der häufige Wechsel von Bezugspersonen der Entwicklung eines gesunden Bindungsverhaltens. Die Kinder, besonders wenn sie klein sind, gehen unterschiedslos vertraute Beziehungen mit den Freiwilligen ein und leben dann in einer steten Abfolge von Bindungen und Trennungen. Dabei entwickelt sich ein gestörtes Bindungsmuster.

Leitlinie für Partner der Reisebranche und Fragenkatalog für Reisende

Das Moratorium nutzte Responsible Travel, um mit seinen Partnern der Reisebranche eine Best Practice-Leitlinie und Kriterien für Voluntourismusangebote zu erarbeiten, bei denen Freiwillige mit Kindern zu tun haben und die auf responsibletravel.com ausgeschrieben werden.
In der Leitlinie** gibt es Angaben zur Mindestlänge eines Einsatzes, zum Auswahlverfahren für Einsatzleistende und Partnerorganisationen, zu den Mindestanforderungen an eine Kinderschutzpolicy, an die Vorbereitung der Einsatzleistenden und die Vorarbeitenden der begleitenden Organisation.
Zudem hat Responsible Travel für Reisende einen Katalog von 10 Fragen*** erstellt, die sie dem Voluntourismus-Veranstalter stellen können, um eine gute Grundlage für ihre Wahl zu haben.

Neue Petition* gegen WaisenhaustourismusAm 22. Oktober hat die britische tourismuskritische Organisation Tourism Concern eine Petition gegen Waisenhaustourismus lanciert. Darin werden Regierungen aufgefordert, gegen den Waisenhaustourismus vorzugehen, der skrupellose Geschäftsleute dazu bringt, Kinder von ihren Familien zu trennen und sie in vorgeblichen Waisenhäusern interessierten Freiwilligen und TouristInnen als Attraktion anzubieten.
Tourism Concern ruft Reiseveranstalter ebenso wie Freiwilligenorganisationen auf, ganz von der Vermittlung von Freiwilligen und UrlauberInnen in Institutionen mit gefährdeten Kindern abzusehen und appelliert auch an die UrlauberInnen, sich nicht auf entsprechende Angebote und Ausflüge einzulassen. Unten finden Sie die Petition zum Unterzeichnen*.

Neue Petition* gegen WaisenhaustourismusAm 22. Oktober hat die britische tourismuskritische Organisation Tourism Concern eine Petition gegen Waisenhaustourismus lanciert. Darin werden Regierungen aufgefordert, gegen den Waisenhaustourismus vorzugehen, der skrupellose Geschäftsleute dazu bringt, Kinder von ihren Familien zu trennen und sie in vorgeblichen Waisenhäusern interessierten Freiwilligen und TouristInnen als Attraktion anzubieten.
Tourism Concern ruft Reiseveranstalter ebenso wie Freiwilligenorganisationen auf, ganz von der Vermittlung von Freiwilligen und UrlauberInnen in Institutionen mit gefährdeten Kindern abzusehen und appelliert auch an die UrlauberInnen, sich nicht auf entsprechende Angebote und Ausflüge einzulassen. Unten finden Sie die Petition zum Unterzeichnen*.