Die rasche Ausbreitung der Corona-Pandemie weltweit erschüttert wesentliche Grundfesten des Tourismus, die als gegeben galten:

Der vielgepriesene "Entwicklungsmotor" Tourismus, der weltweit mit hohen Investitionen und Subventionen gefördert wird, ist jäh gestoppt. Die Tourismus-Monokulturen erweisen einmal mehr ihre Fragilität in Krisenzeiten. Die einseitige Abhängigkeit vieler Tourismusregionen ist fatal und der Druck gewaltig, das Wachstum schnellstmöglich wieder anzukurbeln. Im Hinblick auf eine künftig nachhaltigere Entwicklung ist die Rückbesinnung auf ausgewogene lokale und regionale Wirtschaftskreisläufe dringend gefordert. Der Tourismus kann darin höchstens eine ergänzende Rolle einnehmen und muss im breiten Interesse der Gastbevölkerung gestaltet werden. Nicht allein auf die Bedürfnisse der Gäste und der Industrie ausgerichtet, nicht weiter unter dem Druck der angesagten wirtschaftlichen Imperative auf Kosten der Gesellschaft.

Immer billiger – die jahrelange Wachstumsbolzerei mit immer günstigeren Angeboten hat jetzt einen hohen Preis. Es ist schon bemerkenswert, wie schnell grosse Fluggesellschaften, die bereits erquicklich von Subventionen – schon nur steuerbefreitem Kerosin – profitieren und sich stets geharnischt gegen politische Auflagen wehren, nun die hohle Hand beim Staat machen. Wo bleiben ihre Reserven? Schliesslich sind sie ja nicht KMUs oder der Coiffeursalon ums Eck, der von der Hand in den Mund leben muss. Die in der ganzen Tourismusindustrie gängige Preisdrückerei ist definitiv kein nachhaltiges Businessmodell. Die Bewältigung der Corona-Krise kann nicht darin bestehen, nochmals die Preise runterzuschrauben, um möglichst bald möglichst wieder auf Umsatz zu kommen. Vielmehr gilt es, den Wert des Reisens im umfassenden Sinne wieder zu achten und die Kosten so zu rechnen, dass Anbieter, gerade auch kleine Unternehmen in den Zielgebieten, effektiv nachhaltig wirtschaften können.

Jederzeit überall hin, wo wir wollen – die Corona-Pandemie stellt in Frage, was uns begüterten ErdenbürgerInnen zur lieben Gewohnheit, ja zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Noch ist nicht abschätzbar, wann wer wieder wie reisen kann. So frei wie gewohnt wird es wohl lange nicht mehr sein. Doch gerade der Lockdown hat vielen von uns gezeigt, dass auch zuhause und im engeren Umfeld ganz ungewohnte Erlebnisse möglich sind und wir auch ohne Mobilität mit vielen Menschen verbunden sein können. Vielleicht braucht es den Corona-Stillstand als Erfahrung, dass Lebensqualität nicht allein vom Konsum, Herumjetten und Abenteuern in fernen Gefilden abhängt. Auf dass diese Einsicht die vielen Menschen bestärkt, die schon vor Corona ihre Absicht bekundeten, nachhaltiger leben und reisen zu wollen, und dies ansatzweise ausprobierten. Mit der Lockerung der Corona-Massnahmen kommt sicher das Bedürfnis auf, den Lockdown zu kompensieren und möglichst bald weitweg zu fliegen. Doch was genau muss denn jetzt kompensiert werden? Corona zeigt, wie entscheidend das Handeln jedes Einzelnen zur Eindämmung der Pandemie und wie wichtig die Solidarität mit den Nachbarn ist. Dies ist ein Lehrstück für die Bewältigung der Corona-Pandemie ebenso wie für weitere globale Herausforderungen – den Klimawandel und die Überwindung der immer grösseren Kluft zwischen Arm und Reich auf dieser Welt. Die Mehrheit der Menschen auf dieser Welt sind den Risiken weitgehend wehrlos ausgesetzt. 

Restart Tourism: Auf dass es nachher besser wird als vorher

Der Teufelskreis von immer mehr, schneller, weiter, billiger ist zum Stillstand gekommen – und wir möchten nicht dorthin zurück. Das müssen wir auch nicht. Die Coronakrise zeigt, was besser funktioniert und was es jetzt braucht, damit die guten Ansätze auf Dauer zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus führen.

Ein Diskussionsbeitrag, entstanden im Austausch von fairunterwegs mit ExpertInnen 

Restart Tourism: Auf dass es nachher besser wird als vorher

Der Teufelskreis von immer mehr, schneller, weiter, billiger ist zum Stillstand gekommen – und wir möchten nicht dorthin zurück. Das müssen wir auch nicht. Die Coronakrise zeigt, was besser funktioniert.

"Was kann man aus der Corona-Krise lernen und was müsste jetzt passieren, damit der Tourismus nach der Aufhebung der Lockdowns nicht wieder genau ins (nicht nachhaltige) ‹Business as usual› zurückkehrt?" Diese Frage stellten wir sechs ExpertInnen.* Und dann verknüpften wir ihre Gedanken mit unseren.

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