Ein erstes Szenario wäre, dass internationale Flüge für einen längeren Zeitraum ausgesetzt werden und dass die Kosten für die Flugtickets steigen. Trotzdem werden die Menschen, nachdem sie wochenlang eingesperrt und isoliert waren, wieder hinaus wollen. Daher werden sie sich eher an den näher am Wohnort liegenden Destinationen zuwenden. Eine Folge dieses verstärkten Inlandstourismus wird sein, dass sie nicht das Flugzeug nehmen, sondern andere Transportmittel wie Zug, Bus, Auto usw. nutzen werden. Langsamer Tourismus ist ein Schlüsselwort. Der Transport wird bereits Teil des Erlebnisses sein, und nicht das Reiseziel ist das Ziel. Die zentrale Idee des Langsamtourismus besteht darin, einige wenige, aber dafür qualitativ hochwertige Erfahrungen zu sammeln und Urlaubsreisen zu vermeiden, bei denen die Quantität im Vordergrund steht. Das Ziel ist es, die Qualität der Ferien zu erhöhen. Die Hauptmerkmale des Langsamtourismus sind die folgenden: Ferien mit kürzeren Reisen und längeren Aufenthalten; Nutzung anderer Verkehrsmittel als des Flugzeugs; Aufbau einer tieferen Verbindung mit der lokalen Bevölkerung aufgrund der Verlangsamung der Ferien; Sammeln von Erfahrungen bereits auf dem Weg zum Reiseziel und nicht nur vor Ort. Es geht also darum, auf Kosten der Geschwindigkeit zu verlangsamen, so dass die Reise zum Zielort bereits eine entspannende Zeit ist (Dorin-Paul, 2013). Internationale TouristInnen kommen also möglicherweise nicht so bald nach Indien zurück, aber der Inlandstourismus wird wahrscheinlich zunehmen. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um einen nachhaltigen und gemeinschaftsbasierten lokalen Tourismus durch die indische Bevölkerung selbst zu fördern.

Szenario 2: Kompensation der Lockdowns

Ein anderes Szenario wäre, dass die Menschen all die Zeit kompensieren wollen, die sie in ihren Häusern eingeschlossen waren, und mehr in der Welt herumreisen wollen. Die Fluggesellschaften könnten die Tickets zu einem niedrigeren Preis verkaufen, um schnell ein Einkommen zu erzielen. Es ist komplizierter, dieses Szenario auf eine nachhaltige Weise anzugehen. Als nachhaltiges Tourismusunternehmen ist es wichtig, die richtige Kommunikation zu haben. Warum sollten Menschen zu Destinationen wie Wayanad reisen wollen? Einige von ihnen würden wohl gerne kommen, um die Natur auf erholsame Weise zu erleben. Andere werden für ihre Gesundheit kommen und ayurvedische Behandlungen und Yoga erleben wollen. Um nicht in einen "business as usual"-unnachhaltigen Tourismus zurückzufallen, müssen wir alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit einbeziehen.

Für die Umweltdimension muss das CO2 aus Langstreckenflügen kompensiert werden. Es können Aktivitäten in der Natur angeboten werden, wie z.B. Baumpflanzaktionen, Abfallreinigung, Landwirtschaft usw. TouristInnen sollen sich auch für längere Zeit an einem Ort aufhalten, längere Reisen unternehmen. Hier kann Aktivtourismus/Aktive Freizeit ein Schlüsselwort sein. Ziel ist es, eine Verbindung zwischen den Touristinnen und der dort lebenden Gesellschaft herzustellen. Zum Beispiel in einem Theater auftreten, einen Yogawochenkurs besuchen usw. Die TouristInnen bleiben also nicht nur länger an einem Ort, sondern sie profitieren auch von etwas anderem als nur vom Genießen. COVID hat den Menschen gezeigt, was Isolation bedeutet. Interaktion ist wichtig und sollte im Tourismus hervorgehoben werden. Statt einer konsumorientierten sollte eine interaktivere Form des Tourismus ins Auge gefasst werden. Tourismus sollte helfen, sich mit der Natur, mit neuen Kulturen und mit anderen Menschen zu verbinden. Es geht darum, aus seiner normalen Umgebung herauszukommen.

Von KMU profitieren die Menschen vor Ort eher

Was die soziale Dimension anbelangt, so sollte der Tourismus Gelegenheit bieten, stärker mit den Gemeinschaften zu interagieren, sich stärker in die Gemeinschaften einzubringen und ihre Bedürfnisse zu erkennen. Dabei kann es auch darum gehen, zu sehen, wie diese Gemeinschaften mit der aktuellen Situation zurechtkommen. Wie kam die Lokalbevölkerung mit COVID zurecht? Die Menschen haben unterschiedliche Wege, mit Krisen umzugehen. Es kann interessant sein, von der den Menschen an der Basis zu lernen, was sie über Jahrhunderte entwickelt haben: indigenes, traditionelles Wissen. Diese Gemeinschaften haben innovative Vorstellungen vom Leben, von den Ernährungsgewohnheiten usw. Traditionelles Wissen kann und sollte auch als etwas Innovatives betrachtet werden.

Für die wirtschaftliche Dimension sollte der Fokus mehr auf kleine oder mittlere, lokale Unternehmen statt auf multinationale Konzerne gelegt werden. Lokale Initiativen, lokale Homestays und gemeindebasierten Tourismus sind unterstützenswert. Werden die kleinen Akteure des Tourismussektors unterstützt, nützt das dem schlechter gestellten Teil der Gesellschaft. Hier gewinnen Netzwerke an Bedeutung.

Gute Kommunikation ist wichtig

Ein anderer Ansatz können auch die Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) sein. Sie sollten nach einer globalen Krise noch stärker berücksichtigt werden. Die SDGs, die von nachhaltigen Tourismusunternehmen nach einer Krise wie dieser genutzt werden und eine bewusstere Form des Tourismus schaffen sollen, sind die folgenden:

1. Keine Armut

3. Gute Gesundheit und Wohlbefinden

8. Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

11. Nachhaltige Städte und Gemeinden

12. Verantwortungsbewusster Konsum und Produktion

13. Klimaschutz

Insgesamt ist es wichtig, die Notwendigkeit eines umweltfreundlichen, nachhaltigen Tourismus ernster zu nehmen. Angesichts der COVID-Krise sollte dieser noch stärker mit der Klimabewegung verknüpft werden, und der Schwerpunkt sollte mehr auf kleine Akteure gelegt werden, die dafür sorgen, dass die Vorteile, auch finanzieller Art, in der Gemeinschaft und in den unteren wirtschaftlichen Gesellschaftsschichten verbreitet werden. Eine gute Kommunikation ist wichtig, vor allem in einer Zeit, in der soziale Medien eine so große Rolle in unserem Leben spielen. Die sozialen Medien können als ein gutes Kommunikationsinstrument zur Information, zur Beeinflussung, zum Schutz und zur Inspiration genutzt werden.  

Restart Tourism: Auf dass es nachher besser wird als vorher

Der Teufelskreis von immer mehr, schneller, weiter, billiger ist zum Stillstand gekommen – und wir möchten nicht dorthin zurück. Das müssen wir auch nicht. Die Coronakrise zeigt, was besser funktioniert und was es jetzt braucht, damit die guten Ansätze auf Dauer zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus führen.

Ein Diskussionsbeitrag, entstanden im Austausch von fairunterwegs mit ExpertInnen