Es gibt meiner Meinung nach zwei Ebenen, auf denen wir etwas verändern können und müssen. Das eine sind die individuellen Entscheidungen. Durch das heutige Erleben von mehr Langsamkeit und Rückbesinnung aufs eigene Zuhause gibt es bestimmt Anstösse, neu zu denken in Richtung lokale Wirtschaft, zuhause ist es auch schön, weniger vom Schneller-Besser-Höher. Ein Hinweis darauf ist zum Beispiel: aktuell werden viel mehr Biogemüsekörbe bestellt und Brote gebacken, es könnte eine Rückbesinnung aufs Selbermachen und einen bewussten Lebensstil stattfinden. 

Die andere Ebene ist die gesellschaftliche Ebene. Was kann und muss der Staat machen, damit die Klimakatastrophe einigermassen abgefedert werden kann? Wir haben gerade gesehen, dass Sonderregulierungen in Krisenzeiten gut funktionieren. Was noch fehlt, ist, dass die Klimakrise als solche überhaupt anerkannt wird. Wir brauchen aber jetzt: Beschränkungen des Flugverkehrs, damit die Flugbranche gar nicht erst auf 100% wieder hochgefahren wird. Politisch auch gerade diskutiert, dass die Flugbranche keine zusätzliche finanzielle Unter­stützung erhält. Denn sie ist ja bereits hochsubventioniert. Was wir aber auch brauchen, ist ein Neustart im öffentlichen Verkehr. Dieser ist gerade komplett lahmgelegt und auch noch mit dem schlechten Image der Virenschleuder behaftet. Er sollte nun so hochgefahren werden, dass er attraktiv und zahlbar ist, für kurze und weite Strecken. Noch immer verstehe ich nicht, wieso es einfacher ist, ein Billigflugticket zu kaufen als ein Zugticket nach London.

Auch wenn ich als Reiseleiterin abhängig bin von der Mobilität, auch wenn ich jetzt weder arbeiten, reisen noch wirklich bloggen kann, bin ich überzeugt, dass wir unsere Mobilität besser lenken müssen. Und zwar so lenken, dass sie nachhaltiger wird. Wenn es möglich ist, eine Strecke gut mit dem Zug zu fahren, dann kann es nicht sein, dass unglaublich viele Flugverbindungen diese Strecke auch und erst noch zu einem unglaublich günstigen Preis anbieten. Mit Fokus auf die Klimakrise wird es entscheidend sein, wie wir unterwegs sein werden.  

Restart Tourism: Auf dass es nachher besser wird als vorher

Der Teufelskreis von immer mehr, schneller, weiter, billiger ist zum Stillstand gekommen – und wir möchten nicht dorthin zurück. Das müssen wir auch nicht. Die Coronakrise zeigt, was besser funktioniert und was es jetzt braucht, damit die guten Ansätze auf Dauer zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus führen.

Ein Diskussionsbeitrag, entstanden im Austausch von fairunterwegs mit ExpertInnen