Mit diesem Versprechen lockt der Berater, Autor und Kulturunternehmer Johan Idema die LeserInnen durch seine 28 "Tipps für einen nachhaltigen Tourismus". Ob es diesen überhaupt geben kann, wird nicht zur Frage gestellt, aber die Ausgangslage ist klar: In der heutigen Form ist der Tourismus nicht nachhaltig – oder in Idema’s Worten: "Was, wenn Reisen nicht so harmlos ist, wie es auf den ersten Blick erscheint?" Dieser Gedanke führt nun nicht zu einer profunden Analyse, weshalb es der Reisewirtschaft an Nachhaltigkeit fehlt, sondern zur Ansprache an die Reisenden: "Es geht darum, die üblichen Routinen und Verhaltensweisen abzulegen."

Nicht nachhaltigen Tourismus gleichzusetzen mit standardisierten Reise-, Unterkunfts- und Freizeitangeboten sowie Massentourismus, wie es Idema tut, scheint uns zwar etwas kurz gegriffen. Auch Rucksack- und OutdoortouristInnen können Umwelt, Klima und besuchte Gemeinden belasten. Zu einfach ist es auch, die Nachhaltigkeit einzig den Reisenden zum Auftrag zu machen.

Doch davon abgesehen: Die meisten Tipps sind gut und entsprechen auch den fairunterwegs-Empfehlungen. Idema hat eine eingängige, überzeugende Schreibe. Die kurzen Texte sind mit teils witzigen, teils überraschenden Fotos illustriert. Er räumt auf mit gängigen Vorstellungen darüber, was man in Ferien so macht – zum Beispiel viele Sehenswürdigkeiten besuchen – und motiviert stattdessen, Neues auszuprobieren, das uns die Lebensweise der Lokalbevölkerung oder auch den eigenen Wohnort näherbringt. Er bespricht die Vorzüge von Vorbereitung – die Spontanität später einfacher macht –, Erwartungsmanagement und Vorfreude, mentalen Souvenirs sowie später vom sanften Zurückkehren und Haltbarmachen der Reise.

Einzelne Tipps scheinen uns zu unkritisch. So etwa, wenn Idema findet, "Urlaube sind die perfekte Gelegenheit, Gutes zu tun und sich deswegen gut zu fühlen" und unter Gutes tun den Schwatz mit der Housekeeperin (die meist unter Stress arbeitet) oder ein Voluntourismus-Angebot listet "von der Feldarbeit bis zum Bau oder dem Unterrichten an einer Schule, oft in Entwicklungsländern" (ausser bei der Feldarbeit würden wir nicht fachlich dafür ausgebildeten Reisenden von solchen Einsätzen abraten). Oder wenn er zwar einerseits die Problematik von der Verdrängung Einheimischer durch Airbnb-Ünterkünfte anspricht, dann aber findet, es gelte einfach zweifelhafte von originellen und authentischen Unterkünften zu unterscheiden, was leicht zu erkennen sei, und dann die Reisenden mit dem nicht näher ausgeführten Tipp überfordert: "Die besten Airbnb-Unterkünfte sind also die, deren Anmietung am sozialverträglichsten ist."

Trotzdem: Johan Idemas Reisetipps sind als erfrischend leichter Zugang zu einer neuen, erlebnisintensiveren und ressourcenschonenderen Reisekultur durchaus zu empfehlen – gerade jetzt, wo die Reisemöglichkeiten eingeschränkt, die Zeit sich damit zu befassen aber erweitert sind.

Johan Idema: Richtig Reisen – mehr erleben. Tipps für einen nachhaltigen Tourismus. Aus dem Englischen von Bettina Eschenhagen. Laurence King Verlag, Berlin 2020, 128 Seiten, CHF 22.20, EUR 15.90 (Preisangaben ohne Gewähr), ISBN: 978-3-96244-107-4.