Basel, 05.02.2011/21.10.2010, akte/ Tausende Touristinnen und Touristen zieht es in ihren Ferien in die Berge. Und je näher die Welt zusammenrückt, desto unkomplizierter ist es, den Kilimandscharo in Tansania zu besteigen, am Himalaya zu kraxeln oder in den Anden auf Trekkingtour zu gehen. Hoch hinaus kommen viele nur dank der Träger. "Die kleinen Menschen, die grosse Lasten tragen" würdigt der österreichische Politologe und Publizist Robert Lessmann. Dabei beleuchtet er diese Helfer, die – anders als ihre Kundschaft – nicht aus Freude an der sportlichen Betätigung oder der schönen Aussicht, sondern meist aus wirtschaftlicher Not den ganzen Tag Lasten von 30 Kilogramm und mehr tragen.
In Nepal, wo der Königsfamilie noch in den 1920er Jahren das Auto in Einzelteilen geliefert wurde, haben Träger eine lange Tradition. Heute bilden die Träger das buchstäbliche Rückgrat des Trekking-Tourismus – allein das Annapurna-Gebiet wird während der kurzen Saison von 50’000 TouristInnen besucht. Doch obwohl auf der einen Seite die ökologischen Aspekte des Reisens wichtiger werden und der sorgsame Umgang mit der Natur gepredigt wird, werden die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Sherpas kaum hinterfragt.
Robert Lessmann zeigt auf seinen Bildern Männer, die in Flipflops Steilhänge hinaufsteigen und deren aufgestapelte Lasten die Träger um Meter überragen. Aus den ergänzenden Texten zu den Fotografien erfährt man, dass in der Himalayan Rescue Association auf einen höhenkranken Touristen zwei Träger kommen, dass die Männer weder über eine Versicherung verfügen, noch über genügendes Schuhwerk. Für ihre Leistung bekommen viele sechs Dollar pro Tag.
Damit die prekären Bedingungen abgefedert werden können, fordert die International Porter Protection Group (IPPG) die Umsetzung einer Trekking-Ethik in der Tourismus-Industrie. Diese verlangt beispielsweise, dass Träger die gleiche medizinische Versorgung erhalten wie Trekker, oberhalb der Baumgrenze muss ihnen ein angemessener Schutzraum zur Verfügung stehen und sie sollen Zugang zu wetterangepasster Schutzkleidung erhalten.
Erste Verbesserungen der Situation konnte die 2003 gegründete Kilimandscharo Guides and Porters Union herbeiführen, indem Versicherungsprämien und Trainingsmassnahmen bezahlt werden können. Best practice-Beispiele wie das der Mount Kenya Guides, die gemeinsam mit der Universität Innsbruck ein nachhaltiges Tourismus-Angebot entwickelten oder Wikinger Reisen, die Wert darauf legt, dass ihre Reiseleiter die Bestimmungen der Träger-Gwerkschaften kennen und umsetzen, runden das Buch ab.
Robert Lessmann: Die kleinen Menschen, die grosse Lasten tragen, mandelbaum Verlag 2008, 117 Seiten, ISBN-10: 3854762631, ISBN-13: 978-3854762638, CHF 39.50, Euro 22,90