Romesh Gunesekera: Sandglas
(The Sandglass, 1998. Aus dem Englischen von Giò Waeckerlin Induni.)
254 S., Fr 38,–
Unionsverlag, Zürich 1999
ISBN 3-293-00269-2
Pearl ist tot. Sie ist an dem Tag aus dem Leben getreten, als ihre Urenkelin Dawn geboren wurde und hat einen Teil der Wahrheit um die Geschichte der Familie Ducal mitgenommen.
Jason Ducal war ein romantischer, liebevoller junger Mann, als Pearl ihn Mitte der Dreissigerjahre heiratete. Die Kolonialzeit neigte sich damals in Ceylon dem Ende zu. Jason erkannte die Gunst der Stunde und es gelang ihm, als erster Einheimischer, gehobener Mitarbeiter einer grossen englischen Firma in Colombo zu werden – der Romantiker wurde zum genialen Geschäftsmann und Pearl immer fremder. Nach der Unabhängigkeit war er bis in die oberste Geschäftsleitung vorgestossen und konkurrenzierte mächtige Firmen, wie die der Vatunas. Mit dem Kauf des Hauses Arcadia geriet er auch privat in den verhängnisvollen Machtbereich dieser intriganten Familie. Jason bereitete sich auf ein epochales Geschäft vor, als er in seinem Büro durch einen Kopfschuss getötet wurde – ein tragischer Unfall?
Nach Jasons Tod flüchtete Pearl nach London. Fast vierzig Jahre lebte sie dort, zurückgezogen in ihrer Wohnung, in die Scheinwelt alter Schwarzweissfilme im Fernsehen und die Erinnerung an damals.
Auf verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen wird das Drama der Familien Ducal und Vatunas entwickelt. Politik, die Machtspiele der Wirtschaft vor und nach der Kolonialzeit sind eng mit den Einzelschicksalen verbunden, verursachen Verletzungen, die sich in den Generationen fortsetzen. Behutsam tastet sich der Erzähler bis zu den innersten Empfindungen der Menschen vor.
Elke Müller
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