Rückbau in grossem Stil: Kerala reisst illegal errichtete Hotels ab
Basel, 28.06.2007, akte/ In Kerala, an der Südwestküste Indiens, greift die kommunistische Regierung seit Mitte Mai konsequent gegen die illegale Bebauung von öffentlichem Grund und Boden durch. Innerhalb von drei Monaten sollen rechtswidrig errichtete Hotels, Resorts und andere Gebäude abgerissen werden. Besitzer, die über keine, gefälschte oder ungültige Landrechtstitel verfügen, wurden aufgefordert, ihre Gebäude innerhalb kürzester Zeit selbst abzureissen. Kommen sie der Aufforderung nicht nach, lässt die Regierung die Bagger anrollen.
Nach Regierungsangaben sind allein in Munnar, einem beliebten Touristenziel in den Bergen der Western Ghats, in den vergangenen Jahren mehr als 3’000 Fälle von illegaler Inbesitznahme von Land bekannt geworden. Hotels, Resorts und Gästehäuser stehen auf so genanntem “puramboke”-Land – öffentlichem Grund und Boden außerhalb ausgewiesener Privatgrundstücke. Dieses Land ist für die Landwirtschaft, zum Beispiel den Anbau von Kardamom, vorgesehen, oder es handelt sich um Waldgebiete oder Brachland.
Obwohl immer wieder Komitees ernannt wurden, um die illegalen Übergriffe auf öffentlichen Grund und Boden in Kerala zu untersuchen und Gegenmassnahmen vorzuschlagen, erfolgen nun erstmals Abrissaktionen im grossen Stil. Die Tourismusentwicklung dürfe nicht länger auf Kosten der Umwelt stattfinden, meint Ministerpräsident V.S. Achuthanandan. Nicht nur in Munnar, auch in anderen Tourismusorten wie den Backwaters oder an der Küste werden nun Hotels dem Erdboden gleichgemacht. Angesichts der Kapitalvernichtung und der „überhasteten“ Art und Weise, wie die Abrissaktionen stattfinden, kommt heftige Kritik aus der Tourismuswirtschaft und aus den Reihen der Opposition.
Umweltgruppen begrüssen dagegen das konsequente Vorgehen des Ministerpräsidenten. Sie hoffen, dass der „Munnar-Effekt“ auch dem Umweltschutz in sensiblen Ökosystemen wie Feuchtgebieten und Küstenzonen zugute kommt, in denen Tourismusunternehmen die geltenden Schutzbestimmungen immer wieder verletzen.
Christina Kamp ist freie Journalistin aus Bonn und Autorin einer Anthologie südindischer Literatur sowie eines Malayalam-Sprachführers