Ryanair, Europas angeblich grünste Fluggesellschaft, verschmutzt das Klima mehr als das ganze Land Äthiopien
Ryanair behauptet, Europas grünste Fluggesellschaft zu sein, aber die No-Frills (ohne Schnickschnack) Airline verschmutzte die Atmosphäre mit etwa 7,5 Millionen Tonnen CO2 im vergangenen Jahr, gemäss Angaben eines Ryanair-Sprechers.
Zum Vergleich: Zypern mit zwei Millionen Touristen pro Jahr produziert 7,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen jährlich, gemäss den neuesten Zahlen der Environmental Assessment Agency Holland und der Europäischen Kommission. Und trotz einer Bevölkerung von 85 Millionen Menschen und der höchsten Anzahl von Rindern weltweit, rülpst es aus Äthiopien weniger Kohlendioxid als aus den Flugzeugen von Ryanair. Äthiopiens jährlicher Kohlendioxid-Ausstoss beläuft sich auf 7,2 Mio. Tonnen. Äthiopien ist nicht das einzige Land, dessen CO2-Fussabdruck unter dem von Michael O’Learys Ryanair liegt. Die Fluggesellschaft pufft etwa 75 Prozent mehr Kohlendioxid pro Jahr in die Atmosphäre als die Bahamas – und mehr CO2 als Kamerun, Georgien oder Moldawien.
Auf die Frage, ob die Zahlen aus der Statistik nicht auf eine schlechte Klimabilanz hinweisen, meinte der Sprecher: "Ryanair stösst von allen europäischen Fluggesellschaften die geringste Menge CO2 pro Passagier aus und betreibt auch die grünste, sauberste Flotte von Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von weniger als fünf Jahren."
Ryanair verbraucht pro Passagiermeile nur einen Drittel der Treibstoffmenge von Fluggesellschaften mit der schlechtesten Bilanz, sagt ein aktueller Bericht des US-Nachhaltigkeits-Technologie-Unternehmens Brighter Planet. Der Bericht, der die Treibstoffeffizienz von 20 Fluggesellschaften der ganzen Welt vergleicht, darunter American Airlines, British Airways und easyJet, beschreibt Ryanair als "sauberste" Airline "nach Passagieraufkommen."
"Aus betriebswirtschaftlicher Sicht , sowie aus Umweltsicht ist das keineswegs trivial", wird im Bericht kommentiert. "Höhere Effizienz ist ein Bonus, der es Fluggesellschaften erlaubt, finanzielle und ökologische Einsparungen an ihre Kundschaft weiterzugeben". Die zig Millionen Ryanair-Passagiere, die beim Check-in jedes Jahr für Gepäck-Gebühren bezahlen, würden wohl der Aussage, dass diese Einsparungen an sie weitergegeben werden, widersprechen. Im Sommer kann ein Passagier für einen Standard-20 Kilogramm-Koffer bei einem Hin- und Rückflug schon mal 280 Euro hinblättern. Und es scheint nicht besser zu werden: Anfang dieses Monats verkündete O’Leary, er würde so lange die Gebühren für aufgegebenes Gepäck erhöhen, bis Passagiere davon absehen, Gepäck in den Laderaum zu bringen. Er warnte auch, Gebühren für Handgepäck wären unvermeidlich.
Derweil investiert die Fluggesellschaft kräftig in die Erweiterung der Flotte. Im vergangenen Juni bestätigte Ryanair die Bestellung von 175 neuen Boeing 737-800 Flugzeugen mit einem Gesamtwert von 11,5 Mrd. Euro. Das war die grösste Flugzeugbestellung in der Geschichte des Boeing von einer europäischen Airline und die grösste industrielle Bestellung, die Irland je erhalten hat. Sie solle über 3’000 Arbeitsplätze generieren.