Samar Yazbek veröffentlichte 2012, ein Jahr nach Ausbruch der syrischen Revolution, ihr erstes Buch "Schrei nach Freiheit. Bericht aus dem Inneren der syrischen Revolution". Kurz davor musste sie aus Syrien fliehen, da ihr Name auf einer Todesliste des Regimes aufgetaucht war. Als engagierte Journalistin für Bürgerrechte und die Rechte der Frauen hatte Samar Yazbek, als im März 2011 die syrische Revolution begann, ein Protokoll der Protestbewegung geschrieben und aus der Haft entlassene Demonstranten, aber auch Polizisten und Militärs befragt, worauf auch sie vom syrischen Geheimdienst massiv eingschüchtert wurde und sie mit ihrer Tochter nach Paris fliehen musste.
Samar Yazbek kehrte seither mehrfach heimlich in ihre Heimat zurück und beobachtete, wie sich die Revolution im Jahre 2011 von einem friedlichen Bürgerprotest gegen die Diktatur zum bewaffneten Widerstand und zum Bürgerkrieg – der immer stärker von islamistischen Gruppen dominiert wird – entwickelte. Ihr neues Buch "Die gestohlene Revolution: Reise in mein zerstörtes Syrien" wurde Ende September 2014 beendet und 2015 veröffentlicht und ist mehr als aktuell. Es erklärt, warum sich immer mehr Menschen gezwungen sehen, das kriegsversehrte Syrien mit ihren Familien zu verlassen und nach Europa zu fliehen. Die Schilderungen von Samar Yazbek über den Granaten- und Fassbombenhagel zeigen die Not und Angst der noch verbleibenden Bewohnerinnen und Bewohner, die in ihren zum Teil ausgebombten Wohnungen und Häuser ausharren. Die Autorin beschreibt sehr eindringlich Schicksale: die mutigen Aktivisten, die unter grosser Lebensgefahr Fotos und Filme in die Welt schicken; ein Soldat, der desertiert, weil sein Kamerad umgebracht wurde, da er sich weigerte, eine Frau zu vergewaltigen.
Samar Yazbek ist auch darüber erschüttert, dass die Welt nicht wahrhaben will, dass das, was in Syrien vor sich geht, vor unseren Augen passiert und dass die ganze Welt sich notgedrungen und berechtigterweise für den IS interessiert, während jedoch Assads Flugzeuge weiterhin Zivilsten im Umland von Damaskus, Homs und Aleppo bombardieren. Samar Yabek hat, seitdem sie wieder in Frankreich lebt, weiterhin mit mutigen Männern und Frauen vor Ort Kontakt, die für ein Leben in Freiheit tagtäglich ihr Leben riskieren und mit den dschihadistischen Gruppen nichts zu tun haben wollen.
Samar Yazbek: Die gestohlene Reovlution: Reise in mein zerstörtes Syrien. Übersetzt von Larissa Bender. Nagel & Kimche, Zürich 2015, 176 Seiten, CHF 27.90, EUR 19.90, ISBN 978-3-312-00672-4