Nach seiner Versetzung nach Ayacucho (Peru) findet sich der junger Staatsanwalt Chacaltana plötzlich inmitten einer unheimlichen Mordserie. Hier, in dieser abgelegenen Provinz Perus, lag eine Hochburg des Leuchtenden Pfades, jener wohl wirkungsmächtigsten terroristischen Bewegung Südamerikas, die sich seit 1980 einen erbarmungslosen Krieg mit der peruanischen Armee lieferte. Die Lokalbehörden wollen von diesem Krieg mit den mindestens 70’000 Todesopfern nichts mehr wissen und machen Chacaltana klar: „Es gibt keinen Terrorismus mehr“. Er wird geheissen, den Mordfall ad acta zu legen. Aufklärung wird so kurz vor den Lokalwahlen und den berühmten Umzügen der Kar- und Ostertage nicht gewünscht. Es sind schliesslich Tausende von Touristen zu erwarten.
Doch auf dem Hintergrund der alten Riten von Karneval und Ostern geschehen grauenvolle Dinge. Alte Wunden gehen auf und Rechnungen werden beglichen. Zu allen Opfern hatte der junge Chacaltana kurz vor ihrem Tod noch Kontakt. Und die Spuren deuten immer klarer zur Terrororganisation „Leuchtender Pfad“.

Der Autor Roncagliolo entwirft mit dem Krimi ein Bild der peruanischen Gesellschaft zwischen seiner vom Terror geprägten Geschichte und dem zaghaften Aufbruch in Richtung Demokratie. Chacaltana reift an dieser Spannung – und verliert die Sicherheit darüber, was richtig und was falsch ist. In raschem Tempo entwickelt sich der teilweise sehr brutale Roman, in dem es auch an komischen und satirischen Stellen nicht mangelt.
Santiago Roncagliolo: Roter April, aus dem Spanischen von Angelica Ammar; Suhrkamp Verlag, 2008; 334 S., SFr. 29.20, Euro 19,80, ISBN 978-3-518-41964-9