Die Standards für Fair Trade Tourism wurden im Jahr 2009 erstmals überprüft und um Kriterien für Freiwilligeneinsätze ergänzt. Seither stiegen die Nachfrage und die Zahl der Angeboten an Möglichkeiten für Freiwilligeneinsätze in Afrika erheblich. Viele davon konzentrieren sich auf Umweltschutz- oder Waisenhaus-Projekte. Im Zuge dieses Aufschwungs machten verschiedenen Organisationen auf Missstände aufmerksam, die vor allem in den Programmen mit gefährdeten Kindern und mit Wildtieren in Gefangenschaft offensichtlich waren. Die Lancierung des schonungslosen Dokumentarfilms "Blood Lions" zu Beginn dieses Jahres sowie die dazugehörige weltweite Kampagne gegen Raubtier-Zuchtzentren und Direktkontakt mit Raubtieren deckte die betrügerischen Praktiken rund um Freiwilligenangebote mit Löwen und anderen Raubtieren in Gefangenschaft auf.
Obwohl keine Advocacy-Organisation, beschloss FTT, gemeinsam mit prominenten NGOs und Stakeholdern der Tourismusbranche die FTT-Kriterien zu "Voluntourismus" zu überprüfen, zu überarbeiten und besonders im Hinblick auf gefährdete Kinder und dem Kontakt mit Wildtieren zu ergänzen.

Besserer Marktzugang für Best Practice-Angebote

"Unsere neuen Kriterien dienen nicht zur ethischen Stellungnahme für Tierschutz oder gegen Freiwilligenarbeit mit gefährdeten Menschen", sagt FTT Geschäftsführerin Nivashnee Naidoo. "Doch als eine Organisation, die globale Best-Practice in verantwortlichem Tourismus darstellt, ist es unsere Rolle und unser Interesse, ethische, authentische und transparente Freiwilligenarbeiten auf dem Markt zu fördern." Und weiter: "Verantwortungsvolle Voluntourism-Programme sollten im Minimum einen Nutzen für Gastgemeinschaften haben und sich sozial, wirtschaftlich und ökologisch positiv auswirken. Leider schaden gegenwärtig viele Voluntourismusangebote den Menschen oder Tieren, denen sie angeblich helfen sollen. Junge Menschen sollten nach sinnvolleren Kultur- und Wildtierengagements suchen, als sie dies heute tun."

Nadoo bedankt sich bei allen, die den Konsultationsprozess zur Formulierung der neuen Kriterien im Vorfeld unterstützt haben. Dazu gehören nebst dem arbeitskreis tourismus & entwicklung auch Better Volunteering, Tourism Watch, UNICEF, Endangered Wildlife Trust und Wildlife Act. Eine Reihe von Southern African Freiwilligenorganisationen trug ebenfalls bei.

Die neuen FTT-Kriterien untersagen direkten Körperkontakt zwischen TouristInnen oder Freiwilligen und einer Reihe von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren, darunter allen grossen und mittelgrossen Fleischfressern, Raubkatzen, Elefanten, Nashörnern, grosse Affen, Nilpferden, Straussen, Krokodilen und Giftschlangen.
Sie erlauben auch keinen Umgang von TouristInnen oder Freiwilligen mit Kindern oder gefährdeten Personen, es sei denn unter ständiger, qualifizierter Aufsicht durch Erwachsene. "Angesichts der starken Belege dafür, dass der Umgang mit GelegenheitsbesucherInnen psychologisch sehr schädlich für die Kinder sein kann, wird FTT keine Unternehmen auszeichnen, die Vollzeit-Freiwilligeneinsätze in Waisenhäusern anbieten", sagt Naidoo.
Freiwilligenorganisationen und Naturschutzgebiete, die in ihren Betrieben nach Best-Practice streben, sind eingeladen, ab dem 1. Juni 2016 die Zertifizierung zu beantragen.