"Wir müssen jetzt radikal umdenken", fordert Stefan Gössling, Experte für Nachhaltigkeit im Tourismus, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Davon sei die Tourismusbranche jedoch noch weit entfernt. Hotels und Fluggesellschaften setzen noch zu oft auf Wischiwaschi-Massnahmen, die nur an der Oberfläche kratzen. Es braucht verstärkte politische Regelungen und die Eigenverantwortung der Reisenden.

Hotels auf den Malediven und Seychellen werben damit, dass man dort Korallenbänke aufforsten kann. Airlines versuchen sich durch fragwürdige Kompensations-Grossprojekte billig aus der Verantwortung zu kaufen. Für Gössling ist klar: Das ist Greenwashing und hilft nicht bei der Suche nach innovativen Lösungen.

Stattdessen seien verstärkte politische Massnahmen notwendig: Es braucht eine hohe CO2-Abgabe auf Kerosin sowie eine jährlich steigende Einspeisequote für erneuerbare Brennstoffe, die Fluggesellschaften dazu zwingen soll, einen immer grösseren Anteil solcher Treibstoffe zu verwenden.

Doch laut Gössling steht nicht nur die Politik in der Pflicht, sondern auch Einzelpersonen sind aufgerufen: "Bislang haben unsere Ausreden ganz gut funktioniert. Es war so einfach, auf andere zu zeigen: Das Problem muss die Fluglinie lösen, der Flugzeugbauer oder der Staat. Mit Fridays for Future haben wir eine andere Sichtweise bekommen: Die der Eigenverantwortlichkeit. Das ist für mich auch die einzig richtige Perspektive. Jeder muss nachhaltig leben."

Doch Gössling ist kein Moralapostel. Er verbietet niemandem das Reisen. Die Frage, die wir uns laut ihm stellen müssen, ist nicht, ob wir noch reisen sollen oder nicht, sondern ob wir anders reisen können und was wir von einer Reise erwarten.

Lesen Sie das gesamte Interview mit Stefan Gössling in der Süddeutschen Zeitung.