
Schmutzige Geschäfte auf dem Rücken von Elefanten
Elefanten reiten, füttern, streicheln: Die grauen Riesen einmal hautnah zu erleben ist für viele Reisende der Höhepunkt ihres Urlaubs in Asien und Afrika. Was sie nicht ahnen: Diese vermeintliche Tierliebe unterstützt Tierquälerei und oft sogar Wilderei. Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife rät Touristen, Elefanten lieber in Schutzgebieten zu beobachten – in Freiheit und mit gebührendem Abstand.
In Touristenzentren in Thailand, Indien und zunehmend Sri Lanka wird buchstäblich auf dem Rücken von Elefanten Geld gemacht: Die Tiere müssen herhalten als Showtiere in Hotels, Amüsierparks und buddhistischen Tempeln, als Bettelelefanten sowie als Reittier. Seit einigen Jahren bieten auch immer mehr Veranstalter im südlichen Afrika Begegnungen mit Elefanten an.
"Attraktionen, die Elefanten hautnah versprechen, sollten Reisende ablehnen – egal ob spontane Fotos am Strand, Reit-Touren oder Mahout-Training in einem Elefantencamp", rät Charlotte Köhler von Pro Wildlife. "Wenn Touristen für solch dubiose Angebote zahlen, führt das oft dazu, dass Tiere aus der freien Wildbahn entführt und misshandelt werden."
Auch bei angeblichen Auffangstationen und Waisenhäusern sollten Touristen genau hinsehen und sich vor der Reise informieren. Seriöse Einrichtungen ketten die Tiere nicht an, gebrauchen keine Gewalt, betreiben keine Zucht und bieten keinen direkten Kontakt zwischen Touristen und Tieren an. Wenn Elefanten wieder ausgewildert werden sollen, dürfen sie sich nicht an Menschen gewöhnen. Wer Elefanten in Schutzgebieten oder seriösen Hilfseinrichtungen besucht, kann dazu beitragen, die Tiere zu schützen, anstatt sie auszubeuten.
Hinter den Kulissen: rohe Gewalt
Was Touristen verborgen bleibt: Elefanten werden in Gefangenschaft mit roher Gewalt gefügig gemacht – oft bereits als Babys. Filmaufnahmen zeigen die grausamen Prozeduren, mit denen der Wille der Elefanten gebrochen wird. Ihre Peiniger fixieren sie mit Ketten an den Beinen und quälen sie mit Wasser, Nahrungs- und Schlafentzug. Die Tiere werden mit einem spitzen Elefantenhaken auf besonders empfindliche Körperstellen geschlagen. Dieser sogenannte Ankus bleibt immer im Einsatz – um die Tiere ihr Leben lang daran zu erinnern, wer die Oberhand hat. Zudem werden Elefanten häufig unter katastrophalen Bedingungen gehalten: in Ketten, vernachlässigt, schlecht ernährt und ohne den für Elefanten so wichtigen Familienverband. "Die Grausamkeiten sind für Touristen nicht auf den ersten Blick sichtbar. Doch oft zeugen Narben oder auch offene Wunden von den Torturen, die die Tiere hinter den Kulissen ertragen müssen", sagt Köhler.
Elefantenbabys werden für Touristenattraktionen gefangen
Auch wenn vor allem in Thailand oft ehemalige Arbeitselefanten für touristische Zwecke eingesetzt werden, geht es meist nicht um das Wohl der Elefanten – sondern ums Geschäft. Wenn Touristen Elefanten reiten, füttern, Mahout spielen oder sich mit den Tieren fotografieren lassen, bringt das den Anbietern viel Geld. Um den Elefantentourismus am Leben zu erhalten, werden wilde Elefanten illegal gefangen – sogar für scheinbare Tierschutzprojekte. Denn die Nachzucht in Gefangenschaft ist schwierig.
Wissenschaftler berichten, dass in Myanmar jedes Jahr etwa 50 bis 100 Elefantenkinder gefangen und nach Thailand geschmuggelt werden. Um an die Jungtiere heranzukommen werden häufig die Mütter und andere Herdenmitglieder getötet. In Sri Lanka entführten organisierte Banden seit 2007 etwa 70 Elefantenkälber aus freier Natur.