Jährlich verursacht die Luftverschmutzung international 6.5 Millionen Todesfälle und ist somit zu einer gravierenden öffentlichen Gesundheitskrise geworden. Dies besagt ein Ende Juni veröffentlichter Bericht der Internationalen Energieagentur IEA. Mit relativ geringen Investitionen, so die Autoren, liesse sich das Problem lösen.
Die IEA wurde von wohlhabenden Industrieländern als Antwort auf die Ölkrise von 1973 gegründet, als die arabischen Länder die Öllieferungen stoppten. Monatlich publiziert sie einen von den Händlern rege genutzten Bericht über Preise und Ölfördermengen.
Mit der Studie über die Gesundheitswirkung der Energiewirtschaft betritt die IEA unter Direktor Fatih Birol Neuland. Er möchte das Aufgabengebiet der Agentur erweitern und sich mit den wichtigsten Energie-Akteuren zusammensetzen, um die Energiewende möglich zu machen. Birol scheint darauf zu drängen, über die Agentur alle Bemühungen um eine andere Energiewirtschaft zentral koordinieren. Dazu gehört auch die Ausführung des Pariser Abkommen zur globalen CO2-Reduktion, das letztes Jahr verabschiedet wurde. "Die Welt braucht eine weltweite Energiebehörde", meint dazu Neil Hirst, ein leitender Stratege am Grantham Institute des Imperial College in London.

Vom Saulus zum Paulus

Birol wurde in der Türkei geboren und promovierte in Energiewirtschaft in Wien, bevor er seine Karriere als Analytiker in der Organisation Erdölexportierender Länder OPEC begann – die öfters den Eindruck erweckte, der Energieagentur widersprechende Ziele zu verfolgen. Zu den neuen Aufgaben der IAE möchte Birol auch die Ausführung des Pariser Abkommen zur globalen CO2-Reduktion zählen, das letztes Jahr verabschiedet wurde. "Die Welt braucht eine weltweite Energiebehörde", meint Neil Hirst, eine leitender Stratege am Grantham Institute des Imperial College in London.
"Um relevant zu bleiben", erklärte Birol einem Interview", müssen wir viel enger mit den neuen aufkommenden Energiewirtschaften wie Indien oder China zusammenarbeiten. Birol hat sich bemüht, Brücken insbesondere zu China zu bauen, da das Land als besonders zentral für die weltweiten Bemühungen zur Reduktion von Emissionen gesehen wird. "Um die grössten der heutigen Energieprobleme zu lösen, braucht die I.E.A. die wichtigsten Energie-Akteure an einem Tisch", meint auch Jason Brodoff, Direktor des Zentrums für globale Energiestrategien der Columbia University.
Umweltanliegen sind sehr wichtig für die Schwellenwirtschaften wie Indie und China, deren Städte oft von erstickendem Smog geplagt werden. Diesen Ländern bei der Lösung der Probleme durch die Verbesserung der Energieeffizienz oder die Filterung von Verschmutzungsquellen zu helfen kann die Klimaziele voranbringen. "Wir müssen diesen Ländern zu verstehen geben, dass ihre Probleme auch die unseren sind", sagt Birol.

Staaten in der Verantwortung

Birol erklärt, dass im Verlauf des nächsten Vierteljahrhunderts die Länder durch relativ billige Aktionen wie ambitiösere Luftreinhalteverordnungen und effektivere Strategien zu deren Überwachung und Durchsetzung grössere Schritte zur Verminderung der Verschmutzung machen könnte. China müsste sich zum Beispiel aus der Luft verpestenden Stromgewinnung aus Kohle zurückziehen und strengere Vorschriften für Motorfahrzeuge erlassen.  
Solche Veränderungen könnten positive Wirkungen erzeugen. In Indien würde zum Beispiel der Anteil der Bevölkerung, die starker Feinpartikelbelastung ausgesetzt ist – eine Art von Verschmutzung – von heute 60 Prozent bis 2040 auf zwanzig Prozent sinken. In China würde der Anteil von heute über 50 Prozent auf weniger als einen Viertel sinken.