Schöne, unerträglich weisse Tourismuswelt
Man nennt es das Gewerbe der Gastfreundschaft, aber Tourismus ist kaum gastfreundlich. Gastfreundschaft ist etwas Gegenseitiges. Sie sind in meinem Haus willkommen, und ich bin in Ihrem willkommen. Tourismus ist wohl kaum das. Weisse Menschen sind in der Welt willkommen. Braune Menschen müssen Quittungen vorzeigen.
Versuchen Sie, als brauner Mensch ein Visum zu bekommen. Kommen Sie aus dem Iran, Pakistan oder Somalia? Vergessen Sie es! Kommen Sie aus einem etwas respektableren Land? Sie sollten besser nicht aus einem stinkarmen Land sein und Bankauszüge mitbringen. Wir müssen in Botschaften und ausgelagerten Bearbeitungsstationen wie bescheidene Bettler sitzen und beweisen, dass wir Ihr Land nicht mit unserer schrecklichen Dunkelheit oder Armut verheeren. Unsere Pässe sind eine Peinlichkeit, jedes Entkommen die Ausnahme von der Regel. Wir tragen den Stempel auf der Stirn mit der Botschaft: "Zurück an den Absender. Bald".
Währenddessen liegen zu Hause auf unseren Stränden die Weissen. Jede Bucht ist vom einen Ende zum anderen mit sonnenverbrannten Körpern bestückt, die Nachkommen der Kolonialzeit kehren zurück, um ihr früheres Land zu geniessen. Wir gehören ihnen nicht mehr, sie müssen uns einen kleinen Tribut zahlen, sie sind nachsichtig mit uns, während wir Stoff- und Muschelbündel ausrollen und ihnen anbieten, ihre Füsse zu massieren.
Wenn sie ein Hotel oder ein schönes Essen wollen, ist es natürlich am besten, irgendwo hinzugehen, wo es Weisse gibt. Die besten Immobilien werden von Ausländern oder, wie sie es nannten, "Expats" verwaltet. Nicht Einwanderer oder Migranten, diese Worte sind für die Braunen. Und wenn ein "Expat" sich entschliesst, zu bleiben und zu arbeiten, "überzieht er sein Visum" und ist nicht etwa ein illegaler Einwanderer – dieser Begriff ist für die Armen reserviert.
Der Kolonialismus ist zwar angeblich beendet. Doch unsere Grenzen – im weiteren Sinne unser Geist – bleiben kolonialisiert: durch Sprache, durch Trennlinien, durch Ungerechtigkeiten, die wir selbst durchsetzen. Wir lehnen unser eigenes Volk an unseren eigenen Grenzen ab, unsere Leute brauchen nicht einmal auf das Land des weissen Mannes zu gelangen. Unsere Reichen bekommen ihre Visa und zucken mit den Achseln bei der Ablehnung unserer Mittelschicht und unserer Armen. Unsere Führer bekommen Diplomatenpässe und lassen uns für ihre Ausflüge ins Ausland bezahlen.
Die Länder der Braunen begrüssen den Tourismus – um des Geldes willen – und fragen nie, warum wir im Gegenzug nicht willkommen sind. Um Europa zu besuchen, müssen wir schlüssig beweisen, dass wir ausreisen werden. Nicht gerade gastfreundlich. Um China zu besuchen, müssen wir mit einer offiziellen Reisegruppe reisen oder einen besonderen Brief vorweisen, in dem wir eingeladen werden. Die Menschen in Sri Lanka (wo ich lebe) können ohne Visum nur 22% der Welt erreichen. Kanadier (zum Beispiel) können 95% der Welt bereisen. Das ist nicht fair.
Einige von uns sind Touristen. Der Rest von uns ist der Zoo.
Ich freue mich zwar, Menschen zu Hause willkommen zu heissen, aber ich finde es auch beunruhigend. Denn es ist keine Gastfreundschaft, wenn es nur in eine Richtung geht. Ich bin ganz froh, wenn unsere Strände weiss sind, aber lasst den Louvre dann auch braun sein. Braun oder gar muslimisch, der richtige Horror! Und wenn die Leute ihre Visa überziehen, haut bloss ab! Eure kolonialen Vorfahren haben ihre Visa für Hunderte von Jahren überzogen. Lassen Sie die Idee ganz fallen und lassen Sie uns frei.
Lassen Sie uns leben, reisen und uns in der Welt bewegen, auch wenn wir braun sind, auch wenn wir arm sind, denn – verdammt nochmal! – wir werden alle hilflos geboren und wir werden alle frei geboren. Wir alle verdienen eine Chance, die Welt zu sehen, uns zu verlieben, unseren Lebensunterhalt zu verdienen und uns einfach die Füsse zu vertreten und in der Hütte herumzulaufen.
Ich schreibe dies in einem AirBnB, das einer weissen Person gehört, ich bin gerade zurückgekehrt von einem Strand voller Weisser, ich als braune Person. Das was da läuft ist nicht fair. Das ist kein Tourismus, es ist einfach Kolonialismus mit Trinkgeldern. Und ich will nicht nur das Trinkgeld. Die Welt gehört mir, die Welt gehört uns, und eine gerechte Welt ist visumfrei für alle.