Schon wieder ein „Sawiris“ im Anmarsch: Ein Berner will ein Oberwalliser Dorf kaufen
Der Berner Marc Aeberhard, Direktor der „Luxury Hotel & Spa Management Ltd.“, möchte ein ganzes Gommer Dorf kaufen und daraus eines „der fünf besten Luxushotels des Alpenbogens“ machen. So steht es in seinem visionären Konzept, das er Mitte November vor Interessierten im Goms vorstellte. Die Euphorie hält sich in Grenzen. Ein Bericht von Kurt Marti
Laut Konzept „z’Gommer Doerfli“ des Berner Hotelmanagers Marc Aeberhard, der bereits auf den Seychellen ein Luxus-Resort betreibt, sollen die Gesamtinvestitionen rund 32 Millionen betragen. Die Kosten können aber „auch bedeutend höher liegen“. Aeberhard sieht sich nicht als Geldgeber, sondern als Vermittler beziehungsweise späterer Hotelmanager. So will er für den Umbau des Gommer Dorfes – das freilich noch gefunden werden muss – mit den „Dorfältesten“ zusammenarbeiten. obwohl Aeberhard pro Objekt stattliche 500’000 bis 700’000 Franken zahlen will, wird es doch mit eineigen Schwierigkeiten verbunden sein, die älteren Eingeborenen für einen Umzug ins Altersheim zu bewegen.
Luxussuiten für 20’000 Franken pro Nacht
Als Gäste für das Luxushotel kämen die Einheimischen kaum in Frage, denn die Preise sollen laut Aeberhard zwischen 3000 und 6500 Franken pro Nacht und Zimmer betragen. Für die Sparsamen unter den Reichen wohl gemerkt! Denn für die Spitzensuiten, welche aus einem ganzen Gommer Haus bestehen, wäre der Preis pro Nacht 15’000 bis 20’000 Franken. Aeberhard ist überzeugt, dass es solche Gäste gibt, welche die Gommer Ruhe suchen und sich das „ökoverträgliche Reisen“ auf die Fahne geschrieben haben. Auf Grund der „aktuellen Klimadiskussion“ und den gestiegenen Ölpreisen lasse sich auch bei den Superreichen ein neuer Trend zu „möglichst geringem Verbrauch von fossilen Treibstoffen“ feststellen. Sozial Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit seien die „primären Unternehmensziele“.
Ökotouristen mit dem Helikopter zum Flohmarkt nach Paris
Selbstverständlich sind im „Gommer Doerfli“ für Superreiche auch zwei Biobauernhöfe vorgesehen. Ganz müssen die Gäste allerdings nicht vergrünen, denn „auf Anfrage kann auch die Anreise per Privatflugzeug arrangiert werden“ und auch auf Helikopter-Ausflüge zum Einkaufen nach Gstaad, Zermatt, München, Mailand, Wien oder „zum Flohmarkt nach Paris“ muss der Luxus-Gast keineswegs verzichten. Wie unschwer zu erkennen ist, muss Aeberhard hier noch etwas an der Corporate Identity feilen. Philipp Schmid von den Trekking-Friends, welcher ein erstes Treffen mit Gommer Interessierten und dem Promotor Aeberhard organisiert hat, ist sich der Widersprüche bewusst und er erklärt, dass die Idee, ein ganzes Dorf zu kaufen, eher unrealistisch sei. Euphorie sei am Informationsabend keine ausgebrochen. Allerdings habe man das auch nicht erwartet.
*Der Autor ist Redaktor der „Roten Anneliese“, wo der Bericht in der Ausgabe Nr. 200 vom November 2007 erstmals erschien. Wiedergabe mit der freundlichen Genehmigung des Autors.