Schuler, Schmid: Globi beim Roten Kreuz
Eine Leseperle von Regula Renschler, Entwicklungsexpertin und Gründerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung
Lieber Globi
Du bist unverwüstlich und wir freuen uns, dass Du in alter Lips-Form in Deinem neuen Buch auf weite Reisen geschickt wirst. Wo Du unentwegt Gutes tust. Dass Du ein guter Vogelmensch bist, dazu ein Kinderfreund, wenn auch mit einer gehörigen Portion Schlauheit und nicht ohne Schadenfreude, wissen wir seit eh und jeh. Und jetzt darfst Du Gutes noch mit einem Label tun, dem Roten Kreuz. Zuerst taucht es nur diskret auf, doch ab Seite 50, da wo’s farbig wird, geht die Post ab: Nicht nur Du, sondern auch Hund Bello tragen plötzlich eine Rotkreuz-Armbinde, und ab jetzt weiss ich, was immer Du tust, es hat etwas mit dem Roten Kreuz zu tun.
Es ist eine gute Idee, den Kindern auf diese Weise eine wichtige Institution näher zu bringen. Aber viel von der konkreten Tätigkeit des roten Kreuzes erfahren die kleinen Leser nicht, dazu müssen ihnen Eltern oder Lehrer schon die zwei Seiten im Anhang schmackhaft machen, wo die Arbeitsfelder des SRK erklärt werden. (in einem einzigen Abschnitt wird hier auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz IKRK erwähnt, während es im Buch nur um das Schweizerische rote Kreuz geht, das SRK).
Gewiss, die Autoren wollten kein pädagogisches Globibuch machen, sie waren sichtlich bemüht, die Moralfalle zu vermeiden. Und schiessen dabei – leider auch oft in allzu holperigen Versen – übers Ziel hinaus: Globi macht ein bisschen viel Allotria, fast mehr, als dass er wirklich hilft. Und wenn er es in fernen Ländern manchmal doch tut, dann tappen die Autoren dafür in die Falle des Ethnozentrismus: Der Mann, der Globis Idee vom Wasserfilter in Bangladesch umsetzt (S.69), ist ein Europäer, genauso wie der Rotkreuz-Vertreter in Afrika, der dem staunenden Volk etwas über Augenerkrankungen erzählt (S.83). Vor dem lokalen Apotheker in Ecuador indessen, der im Gegensatz zu den lächelnden Westlern ein ziemlich grimmiges Gesicht macht, während er einen Trank für den kranken Globi mixt, rennt dieser in Panik davon (S. 78). Kein Wunder, sieht doch der Ecuadorianer nicht nur alles andere als beruhigend aus, er hantiert auch mit gefährlichen Substanzen: Schlangengift, Krötenschleim und "Magensaft vom Känguru". Letzteres wahrscheinlich aus Australien importiert.
Immerhin, lieber Globi, während Du Dich vor vielen jahren, als man Dich in den Kongo schickte, vor den grausligen Kannibalen in Sichrheit brachtest, gehst Du jetzt zu Frau Kannagara und ihrem Sohn Dilip aus Sri Lanka essen. Und magst den Curry lieber als Salat.
Christoph Schuler, Heiri Schmid: Globi beim Roten Kreuz. Globi Verlag, Zürich 2005, 100 Seiten, SFr. 18.50; Euro 11.50, ISBN 3-85703-325-8