Schweiz: Ökologische Golfplätze? Ein schwarzer Schimmel?
„Eine Symbiose von Natur und Sport“, stellt nach Max Staub, Präsident des Golfklubs Gstaad-Saanenland, die auf 18-Loch erweiterte Golfanlage dar. „Die erste ökologisch geplante Golfanlage in der Schweiz“, sollte gemäss Promotor und Bauernsohn Hans Keller in der Drumlinlandschaft am Bachtel im Zürcher Oberland geboren werden. „Ökologisch aufgewertet“ sollte mit dem Golfprojekt auch die Thuner Allmend werden. Praktisch sämtliche Golfplätze (es sind bereits über 60) in der Schweiz beanspruchen für sich das Prädikat „ökologisch“. Man könnte annehmen, dass sich Golfplätze als wahre Naturparadiese erweisen und der Golfspieler zwischen weidenden Kühen, arbeitenden Bauern und flanierenden Spaziergängern seinen kleinen Ball in das nächste natürliche Erdloch inmitten von Blumenwiesen und Obstgärten bugsieren würde. Die Realität ist aber eine andere. Dies gilt für den Platz in Gstaad-Saanenmöser, wo schönste Moorwiesen für die Erweiterung der Golfanlage zerstört wurden, ebenso wie für den Platz am Bachtel, wo die Bevölkerung von Hinwil kürzlich auch aus landschaftlichen Gründen das Golfplatzprojekt ein zweites Mal an der Gemeindeversammlung abgelehnt hat. Auch der Thuner Golfplatz erweist sich für die Landschaft als Katastrophe: Es sollte, um das topfebene Gelände golftauglich zu machen, rund 50-60’000 Kubikmeter (!) Material, sprich Kies, ausgebaggert werden, um das Gebiet künstlich zu modellieren. Die
kantonale Koordinationsstelle für Umweltschutz sprach dann von einer Kiesgrube, statt von einem Golfplatz und wies das Projekt vorerst zurück. Auch um die Tägermatt in Münsingen BE, einem Gutsbetrieb des Kantons Bern, den dieser gerne gewinnbringend abstossen möchte, streiten sich gleich zwei Golfpromotorengruppen (darunter die Migros), beide selbstverständlich mit ökologischen Argumenten. Beide verweisen auf den Mustergolfplatz am Zugersee (Gemeinde Risch): Dieser ist mit Hecken, Magerwiesen, seltenen Obstbaumpflanzungen und durch Bachrevitalisierung gewiss ansprechender gestaltet als die meisten anderen Plätze, dennoch ist er ein Freizeitpark, wo
gespielt wird, Fähnchen wehen und allerlei Schnickschnack (Sandbunker, Teiche, Hindernisse, Clubhaus, Parkplätze etc) niemals den Eindruck einer bäuerlich gewachsenen Kulturlandschaft erzeugt. Die Natur ist zwar vorhanden, sicher auch auf grösseren Flächen, als dies bei der vorher intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaft der Fall war, dennoch ist es nie diejenige Natur, die wir unseren Kindern vermitteln würden.
Raimund Rodewald,
Geschäftsleiter der Schweizer Stiftung für Landschaftsschutz und -pflege (SL)