Basel, 04.01.07, akte/ Sie haben eben schöne Feiertage im Wintersport in der Schweiz verbracht? Wussten Sie, dass die Angestellten, die mit ihrem Service zu Ihrem guten Ferienerlebnis beitrugen, im hiesigen Gastgewerbe oft unter dem Existenzminimum arbeiten? Trotz erquicklichen Zuwachsraten von über 6 Prozent etwa der Logiernächte aufs Vorjahr, wollten die Arbeitgeber im Gastgewerbe dem Servicepersonal bei den diesjährigen Lohnverhandlungen nur gerade mal den Teuerungsausgleich und keinen 13. Monatslohn zugestehen.
Die Gewerkschaft Unia zog deshalb vor die Eidgenössische Einigungsstelle, um die neuen Mindestlöhne für 2007 festzulegen. Doch da wurden die verbindlichen Mindestlöhne für die über 200’000 Beschäftigten im Gastgewerbe nur knapp über die Teuerungsrate, nämlich um 1,7 bis 1,9 Prozent, angehoben. Das kommt – so errechnet die Gewerkschaft Unia – einer Reallohnerhöhung von 60.- bis 75.- Franken pro Monat auf einen Durchschnittslohn vor 3’825.- Franken gleich. Damit gerät das Gastgewerbe, dessen Löhne im Durchschnitt bereits um 30 Prozent tiefer liegen als der Durchschnitt der Privatwirtschaft, im Branchenvergleich noch mehr in Rückstand. Für viele Mitarbeitende bedeute dies – so Mauro Moretto, Branchenverantwortlicher Gastgewerbe der Gewerkschaft Unia – dass sie ihren Lebensunterhalt trotz Vollzeitbeschäftigung nicht bestreiten könnten und auf Sozialhilfe angewiesen seien. Umso wichtiger sei deshalb der volle 13. Monatslohn, der in den meisten Branchen längst ab dem ersten Arbeitstag eine Selbstverständlichkeit sei.
Die Unia-Befragung bei Mitarbeitenden im Gastgewerbe bringt allerdings zu Tage, dass weniger als die Hälfte den vollen 13. Monatslohn erhält und über ein Drittel komplett darauf verzichten muss. Mehr noch: Bei 2’000 im vergangenen Jahr durchgeführten Stichproben im Gastgewerbe zeigte sich, dass die Betriebe die Mindestlöhne nicht einhielten. Die fehlbaren Betriebe müssen die ausstehenden Beträge nachzahlen und mit Nachkontrollen sowie Konventionalstrafen bis zur doppelten Höhe des Fehlbetrages rechnen. Allein fürs letzte Halbjahr hat gemäss der Zeitung work vom 1.12.2006 die zuständige Kommission Bussen von insgesamt 200’000 Franken ausgesprochen. Unter den Sündern sind immer wieder auch Nobelhotels wie das Ramada in Basel zu finden.
Quellen: Medienmitteilung Unia 13.12.06, www.unia.ch; Stellungnahme von Mauro Moretto, Unia, 29.11.06; work 1.12.06, 02.06.06; Unia Nordwestschweiz 23.02.06