Basel, 10.10.07, akte/ Rund 30 Veranstalter führten gemäss der routinemässigen Erhebung des arbeitskreises tourismus & entwicklung im Herbst 2006 Reisen nach Burma im Angebot (sieheKoffer im fairunterwegs-Newslette). Seither sind weitere kleine Veranstalter wie RB-Reiseberatung AG, aber auch klingende Namen wie die Schweizerische Reisekasse Reka dazugekommen.
Besonders aufgefallen ist das Angebot einer Leserreise der Coop-Zeitung, die gratis an Schweizer Haushalte verteilt jede Woche von über 2,6 Millionen gelesen wird. Pikant zudem das Angebot der Burmareise für die Mitglieder des Kulturclubs von Schweizer Radio DRS 2. Beide Reisen wurden unter der kundigen Leitung des DRS-Korrespondenten Peter Achten ausgeschrieben, der sich ja bereits für Reisen von Background Tours oder Cash-Leserreisen als Zugpferd empfohlen hatte. Interessant ist dabei, wie Peter Achten – mit dem Titel des Korrespondenten von öffentlich rechtlichen Medien der Schweiz im Rücken, von dem man also eine wahrhaftige Berichterstattung erwartet – in den Reiseankündigungen betonte, wie wichtig und willkommen Reisen für die einheimische Bevölkerung in Burma seien und wie verfehlt Boykottaufrufe. Man glaubte sich vor irgendwelchen Appellen von wirren Soli-Gruppen, schaffte er es doch, mit keinem Wort zu erwähnen, dass es die legitimen demokratischen Kräfte Burmas im Inland und aus dem Exil sind, die seit über zehn Jahren Investoren und Reisende auffordern, nicht nach Burma zu kommen, bevor demokratische Verhältnisse herrschten. Die Reisen wurden jetzt abgesagt, von Peter Achten gab’s unseres Wissens keinen öffentlichen Kommentar dazu.
Im vergangenen Jahr beförderten die rund 30 Reiseveranstalter laut Schätzungen der Pacific Travel Association etwa 4’800 Schweizer Reisende nach Burma. Vor gut sechs Jahren, als der Schweizer Gewerkschaftsbund die Veranstalter aufgrund der flagranten Menschenrechtsverletzungen im Lande zum Rückzug aus Burma aufforderte, waren es etwa 20 Veranstalter, die rund 3’500 Reisende nach Burma schickten. Entgegen den Interpretationen in den Medien deuten die Zahlen darauf hin, dass weniger die Reisenden als die Reiseveranstalter resistent gegenüber Boykottaufrufen für Burmareisen sind. So haben sich in den letzten Wochen, gerade auch seit der Ausschreibung der DRS 2-Kulturclubreise, etliche Leute beim arbeitskreis tourismus & entwicklung erkundigt, ob man jetzt nach Burma reisen könne, zumal doch Peter Achten dies sage.
So der so: Gemessen an der Bevölkerung stellt die Schweiz – wie NZZ vom Sonntag 30. September und SonntagsZeitung vom 7. Oktober zu Recht festhalten – eine der führenden Nationen für Reisen nach Burma dar. Die Schweiz verfolgt seit Jahren die Politik der Sanktionen der EU gegenüber Burma und hat im Herbst 2006 die Zwangsmassnahmen nochmals deutlich verschärft. Der Handel mit Burma ist beschränkt, das meiste Geld fliesst über den Tourismus ins Land der Generäle.

P.S.: Zahlen zum Tourismus nach Burma sind – wie der arbeitskreis tourismus & entwicklung immer wieder betont – mit grösster Vorsicht zu geniessen: So vermeldeten die burmesischen Behörden letztes Jahr offiziell über 600’000 internationale Gäste, die Statistik der UN-Welttourismusorganisation führt dagegen etwa 270’000 internationale Ankünfte auf. Das burmesische Regime bläht die Tourismuszahlen gerne auf, indem es auch die Chinesen mitzählt, die schnell über die Grenze kommen, um ihr Glück in den Casinos der Grenzregion zu versuchen.

Quellen: SonntagsZeitung 07.10.07; NZZ am Sonntag 30.09.07; Briefverkehr mit DRS 2-Kulturclub 02.10.07, CoopZeitung 28.09.07; Zu Gast bei Burmas Foltergenerälen, in Erklärung 05, 2007, Erklärung von Bern (EvB); Ausschreibung der Coop-Leserreise vom 19.06.07; Ausschreibung der Burmareise mit dem DRS 2-Kulturclub vom 15.05.07; Reise-Statistik auf www.unwto.org

Lesen Sie auch:Burma – was jetzt? Schluss mit der Doppelmoral im ReisegeschäftAktuelle Lage in Burma: Das Grauen lässt sich nur erahnen Solidaritätskundgebung in Basel vom 21.10.2007