In Spanien gibt es 160 Golfplätze und 22 weitere befinden sich zur Zeit in Planung. Eine davon will eine Schweizer Investorengruppe um den Zürcher Wirtschaftsanwalt Dieter Neupert im andalusischen Ronda errichten und betreiben. Auf einem 8 Quadratkilometer grossen Gelände sollen zwei 18-­Loch‑Plätze, ein Luxushotel, diverse Sportzentren und 800 Villen gebaut werden. UmweltschützerInnen der Provinz Malaga bezeichnen dieses Projekt als besonders skandalös, weil es in einem Gebiet entstehen soll, das als schützenswerte Landschaft klassifiziert ist, in dem jede Bautätigkeit untersagt ist. Mit Geld und geschicktem Lobbying haben die Schweizer erreicht, dass die Gemeinde Ronda ihr Grundstück aus dem Naturschutzgebiet ausgezont und ihnen die Baubewilligung erteilt hat. Aufgrund von Gefälligkeitsgutachten hat die andalusische Verwaltung alle Einsprachen gegen diesen fragwürdigen Entscheid abgelehnt. Allerdings hat sich das Bewilligungsverfahren jahrelang hingezogen. Am 10. November vergangenen Jahres hat der Gemeinderat von Ronda mit 19 gegen eine Stimme dem Projekt seinen endgültigen Segen erteilt. Das Plenum lehnte auch den Antrag des einzigen Opponenten ab, vor dem Entscheid solle eine Ratskommission wenigstens noch den Geschäftsleumund der Schweizer Investoren genauer unter die Lupe nehmen. Er berief sich dabei auf Informationen, die in der Zürcher «Weltwoche» über sie erschienen waren. Danach sitzt im Verwaltungsrat der Ronda Golf AG in Liechtenstein auch Kurt Weder, einst Generaldirektor der Konkurs gegangenen Berner Kleinert Immobilien. Weder war auch Verwaltungsratsdelegierter einer Bankrott gegangenen Immobilienfirma in Genf, die seinerzeit durch Fehlspekulationen und kriminelle Machenschaften ihre Kleinaktionäre um 200 Millionen Franken erleichtert hatte. Die Opposition gegen den Golfplatz ist in der Region aber grösser als das Votum des Gemeinderates vermuten liesse. Kontroversen um Golfplatzprojekte häufen sich in ganz Spanien. Vor allem die mit dem Betrieb dieser Anlagen verbundene Wasserverschmutzung beginnt allmählich auch breitere Kreise der Bevölkerung zu beunruhigen. Die Trockenheit, unter der seit fünf Jahren besonders die südliche Hälfte des Landes leidet, hat vielerorts zu einer alarmierenden Wasserknappheit geführt. Die 160 in Spanien betriebenen Golfplätze verbrauchen Schätzungen von Fachleuten zufolge pro Jahr etwa so viel Wasser wie die Haushalte der drei Millionen‑Metropole Madrid. Im Fall von Ronda hat sich die Nachbargemeinde geschlossen gegen das Projekt ausgesprochen, weil die Anlagen samt Brunnen auf ein Terrain zu liegen kommen, das im Einzugsgebiet ihrer einzigen Quelle liegt. Der Protest der Nachbarn hat Ronda veranlasst, der Ronda Golf AG die Wasserversorgung aus den eigenen Beständen zu garantieren. Das könnte sich als Bumerang erweisen. Ronda muss seinen Haushalten den Wasserhahn noch nicht stundenweise zudrehen wie viele andere Städte in Andalusien. Aber die Geologen stellen fest, dass schon jetzt der Grundwasserspiegel, aus dem Ronda sich versorgt, schnell absinkt. Nachdem alle administrativen Einsprachen nichts genützt haben, prüfen die Golfplatzgegner nun die Möglichkeit, trotz bevorstehendem Baubeginn auf nationaler oder EU‑Ebene rechtliche Schritte gegen das Projekt einzuleiten. Saturnino Moreno von der Umweltschutzgruppe Silvema in Malaga weist auf das Grundproblem hin, das das Golfprojekt von Ronda aufwirft: «Hier wird ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen: wenn einer sich ein Stück aus diesem Naturschutzgebiet herausreissen darf, werden bald auch andere kommen und das gleiche tun. Nach der Verschandelung unserer Küsten ist die Gier nach schönen Landschaften im Innern des Landes unersättlich. Und die Ronda Golf AG hat erst noch ein perverses Verkaufsargument für ihre 800 Villen. Sie liegen inmitten eines Naturschutzgebietes…»
Nicolas Graf