Bei der so genannten Personellen Entwicklungszusammenarbeit stehen nicht Geld oder Technologie im Vordergrund, sondern die fruchtbare Begegnung zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen. Normalerweise werden hierfür erfahrene Fachleute für drei bis fünf Jahre verpflichtet. Doch 25 namhafte Schweizer Vermittlungsorganisationen, die auf den Personenaustausch in der internationalen Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd spezialisiert sind und eng mit staatlichen, kirchlichen und anderen Nichtregierungs- sowie Basisorganisationen vor Ort zusammenarbeiten, haben auch Einsatzformen für junge Erwachsene definiert:

  • Sensibilisierungspraktika, die über kleine Hilfsjobs in Partnerinstitutionen einen Einblick in soziale, kulturelle und religiöse Facetten des Gastlandes ermöglichen und das Verständnis für Themen der Entwicklungszusammenarbeit und Nord-Süd-Fragen fördern sollen.
  • Berufspraktika, wo junge Erwachsene den frisch erlernten Beruf in einem Aufgabengebiet vor Ort, für das sie verantwortlich sind, anwenden und gleichzeitig interkulturelle Sozialkompetenz aufbauen.
  • Gruppenaustausch/Workcamps, bei der die Gruppe im Norden und im Süden gemeinsam planen und die Lasten und Ressourcen des Projekts teilen. Die Einsätze dienen der Sensibilisierung und bieten einen Beitrag im Rahmen eines grösseren Entwicklungsprogramms.
  • Zivildiensteinsätzen, in denen die Einsatzleistenden ähnlich wie beim Berufspraktikum aber nach besonderen gesetzlichen Anforderungen entsprechend ihren beruflichen Qualifikationen eingesetzt werden.

Unité*, der Dachverband der 25 Schweizer Vermittlungsorganisationen hat jetzt eine Liste von 14 Kriterien veröffentlicht. Sie decken die Einsätze von der Dauer über die Anforderungen an die vermittelnde und die empfangende Organisation, die Einsatzleistenden, die Begleitung vor Ort und die Nachbetreuung umfassend ab und enthalten für jede Einsatzform spezifische Anforderungen. So ist zum Beispiel die Mindest-Einsatzdauer für Austauschgruppen auf zwei Monate, für die Sensibilisierungspraktika auf drei und für Berufspraktika auf sechs Monate angesetzt. Und Empfangsorganisationen, deren Einsätze Aufgabenschwerpunkt mit Kindern vorsehen, müssen eine Kinderschutzpolicy vorweisen.
Organisationen, die Mitglied bei Unité werden wollen, mussten schon bisher eine Reihe von Kriterien erfüllen: Sie müssen unter anderem eine Policy und Gesamtstrategie vorweisen können, in denen die Respektierung von Menschenrechten und Demokratie, sozial-, global- und Gender-Gerechtigkeit, Frieden und lebenswerte Umwelt sowie Gleichwertigkeit der Kulturen und Weltanschauungen im Sinne von gegenseitigem Respekt und Dialog auf gleicher Ebene festgehalten ist, gute Standards der Transparenz einhält. Ihre Personaleinsätze sollen primär auf die Bedürfnisse der Begünstigten in den Einsatzregionen ausgerichtet sein und sich um Integration in lokale und nationale Entwicklungsplanungen bemühen. 


*Unité
Der 1964 gegründete schweizerische Verband für personelle Entwicklungszusammenarbeit UNITE ist ein Verein mit dem Ziel, Solidarität und Austausch mit der Bevölkerung benachteiligter Länder des Südens herzustellen und zu fördern. Er vertritt rund 25 schweizerische, technologisch, soziopolitisch, religiös und humanitär ausgerichtete Vermittlungsorganisationen, die auf den Personenaustausch in der internationalen Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd spezialisiert sind und eng mit staatlichen, kirchlichen und anderen Nichtregierungs- bzw. Basisorganisationen vor Ort zusammenarbeiten. Die Leistungen der Unité umfassen u.a die Pflege und den Ausbau des nationalen und internationalen Netzwerks, die Weiterbildung für Mitgliedorganisationen sowie die Qualitätssicherung und Strategieentwicklung der personellen Entwicklungszusammenarbeit. Unité sowie die Mitgliedorganisationen werden im Rahmen des Programmes zur Förderung der personellen Entwicklungszusammenarbeit und des Nord-Süd-Austausches durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt. Gegenwärtig wird das Programm in rund 40 Länder in Afrika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien umgesetzt. Bestandteile des Programms sind in erster Linie Projekte im Bereich Gesundheit, Sozialwesen, Landwirtschaft, Bildung sowie Organisations- und KMU-Entwicklung.