Schweizer Wintertourismus wird für die Klimaänderung teuer bezahlen – Erste Schätzungen
Im Vorfeld der Klimakonferenz in Kyoto wurden erste Ergebnisse der Arbeit des Ökonomen Ruedi Meier «Sozioökonomische Aspekte von Klimaänderungen und Naturkatastrophen in der Schweiz» veröffentlicht. In einem speziellen Kapitel befasst er sich mit den Schadenskosten und dem Nutzen einer Klimaänderung für den Schweizer Tourismus. Die Analyse wurde für den Zeitraum 2030 – 2050
vorgenommen.
Die grössten Wertschöpfungsverluste (30-40% der heutigen Einnahmen!) berechnet er für den Wintersporttourismus. Vor allem den subalpinen Regionen und dem Jura droht der weitgehende Ausfall des Wintersporttourismus. Doch auch hochalpine Regionen haben allenfalls aufgrund des Rückgangs der Schneedauer – auch bei einem forcierten Einsatz von Schneekanonen – mit einer Einbusse zu rechnen. Insbesondere für die höheren Regionen ist der Verlust jedoch schwer einzuschätzen, da gegenläufige Wirkungen auftreten können. Einerseits wird vermutet, dass die höher gelegenen Orte KundInnen aus den schneearmen, tieferen Regionen und dem Ausland übernehmen werden, anderseits vermutet der Autor, dass wegen dem fehlenden Schnee im Mittelland das entsprechende Bedürfnis nach Wintersport stagnieren wird. Als entscheidender stuft er jedoch die folgenden Bremsfaktoren ein:
- Der Aufnahmefähigkeit sind, insbesondere an den wenigen Spitzentagen, Grenzen gesetzt. Der Ausbau der Anlagen ist vor allem aus raumbegrenzenden Gründen nicht beliebig machbar.
- Durch die Ausscheidung von zusätzlichen Gefahrenzonen wegen drohenden Naturkatastrophen werden die Bau- und Sportmöglichkeiten limitiert, was zu höheren Preisen und einer gedämpften Nachfrage führen wird.
Mit einer ersten groben Schätzung veranschlagt er den Verlust für den Sommertourismus durch den Rückgang der Gletscher auf rund 150 Mio. SFr. Ausschlaggebend sind dabei der weitgehende Wegfall des Gletscherskifahrens (er wird im vorliegenden Szenario nur noch in Zermatt und Saas Fee möglich sein) sowie die verringerte Attraktivität für Wanderer und Alpinisten.
Im Zusammenhang mit den obengenannten Verlusten wird oft argumentiert, dass diese mit einem Innovationsschub bzw. neuen Aktivitäten (z.B. Rutschbahnen, Hängegleiter) aufgefangen werden können. Ruedi Meier betont, dass es sich dabei jedoch um brachliegendes Wachstumspotential handelt, das auch ohne Klimaänderung grösstenteils ausgeschöpft werden könnte. Der Verlust der Schneedecken führe zu echten volkswirtschaftlichen Verlusten.
Ein kleines Umsatzplus könnte für den Sommertourismus entstehen, weil andere Destinationen weniger attraktiv (z.B. wegen zu grosser Hitze) oder nicht mehr bereisbar (z.B. Inseln wie die Malediven) sind, und deshalb vermehrt das Berggebiet aufgesucht wird. Die gesamten Wertschöpfungsverluste werden für den Schweizer Tourismus unter dem Strich auf 1’780 bis 2’280 Mio SFr. geschätzt.
Dass der Klimawandel eine grosse Gefahr für den Tourismus bedeutet betonte an der Generalversammlung der WTO im letzten Oktober bereits Elizabeth Dowdeswell, die Generaldirektorin der UNEP (United Nations Environment Programme). «Your business faces a growing danger, with costs far exceeding your contribution to the risk» Sie forderte die Delegierten auf sich bei ihren Regierungen für wirkungsvolle Reduktionsziele für Treibhausgase einzusetzen. Wie wir nun wissen hat auch dieser Aufruf nicht dazu geführt, dass sich in Kyoto die Staaten zu klaren Reduktionszielen durchringen konnten. Die Forderung der kleinen Inselstaaten – eine Reduktion von 25 Prozent bis zum Jahr 2010 war chancenlos.
Soziökonomische Aspekte von Klimaänderungen und Naturkatastrophen in der Schweiz, Dez. 97 – die Studie erscheint im Frühjar im Rahmen des NFP 31 (wir werden darauf hinweisen); WTO-News, 11.97/fm