Sensibilisierungskampagne gegen Kindersextourismus: Aufklärungsvideo bald auch auf Swissair-Flügen
Am 6. März 2000 fällte die SAirGroup einen Grundsatzentscheid, dass sie künftig auf bestimmten Flugstrecken im Rahmen ihres In-flight-Programmes ein Video zeigen wird, dass die Reisenden über die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus informiert und zur Bekämpfung des Kindesmissbrauches auffordert. Der Aufklärungsfilm wurde von der französischen Organisation des weltweiten Netzwerkes ECPAT (End Child Prostitution, Child Pornography and the Trafficking of Children for Sexual Purposes) hergestellt und soll nun für die Swissair-Flüge adaptiert werden. Wie der Pressesprecher der Swissair, Jean-Claude Donzel, gegenüber dem akte verlauten liess, sei noch nicht entschieden, ab wann und auf welchen Flügen das Video zum Einsatz komme. Mit ihrem Entscheid kommt die SAirGroup der Aufforderung nach, welche die Vorsteher der Bundesämter für Polizeiwesen (Anton Widmer), für Sozialversicherung (Otto Piller) und für Gesundheit (Thomas Zeltner) in einem gemeinsamen Schreiben anfangs März 2000 an den Präsidenten der SAirGroup (Philipp Bruggisser) richteten. Dabei unterstrichen sie das heutige Ausmass der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus weltweit und die Tatsache, dass sich daran auch Schweizer Touristen beteiligen. Die Ausstrahlung eines Aufklärungsvideos sei eine wirksame Präventionsmassnahme, die darüber informiere, dass die sexuelle Ausbeutung von Kindern strafbar sei und – auch wenn im Ausland begangen – im Herkunftsland des Täters verfolgt werde. Die Schweizer ECPAT, die Arbeitsgemeinschaft gegen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern (arge kipro), begrüsst das Vorgehen der drei Bundesämter und den Entscheid der SAirGroup, erwartet nun aber auch, dass die SAirGroup den Entscheid baldmöglichst umsetzt, wie Regula Turtschi der arge kipro in ihrer Stellungnahme für den akte zum Ausdruck brachte.
Die SAirGroup wird sich mit dieser Sensibilisierungsmassnahme in ihrem In-flight-Programm in guter Gesellschaft befinden: Bereits haben Lufthansa, Sabena, Alitalia, Olympic Airways, LTU, United Airlines, Air France und Corse Air, Finnair sowie Austrian Airlines Aufklärungsfilme gegen Kindersextourismus in ihre Programme aufgenommen bzw. der Aufnahme zugestimmt. Dies war auf der Versammlung der Arbeitsgruppe „Child Prostitution and Tourism Task Force“ der Welttourismusorganisation (WTO) vom 12. März 2000 anlässlich der Internationale Tourismusbörse Berlin zu vernehmen. Der Delegierte der International Air Transport Association (IATA), Brian Barrow, kündigte bei dieser Gelegenheit an, dass die IATA beschlossen habe, bei der „Task Force“ der WTO mitzuarbeiten und sich künftig aktiv an der Bekämpfung des Kindersextourismus zu beteiligen, um mehr Fluggesellschaften, besonders auch der einschlägigen Reisezielländer, für Sensibilisierungsmassnahmen zu gewinnen. Dass die Bemühungen der WTO-“Task Force“ bei der IATA Früchte tragen, wurde mit Genugtuung aufgenommen, doch monnierten verschiedene „Task Force“-Mitglieder, darunter vor allem NGOs, die – wie akte – in der „Task Force“ Einsitz haben, dass nun ernsthaft evaluiert werden soll, wie die verschiedenen Sensibilisierungsvideos bei den Fluggästen auch ankommen. /plus
Quellen: Stellungnahme des Pressesprechers der Swissair 4.4.2000; Stellungnahme der arge kipro 4.4.2000; Nachrichtenbulletin arge kipro 1/00; Unterlagen des akte zum Meeting der „Child Prostitution and Tourism Task Force“ der WTO vom 12.3.2000