Shaheed Dweep, Andamanen: Der Tourismus führt zur Wasserkrise
Neill Island, seit 2018 offiziell Shaheed Dweep, ist eine winzige Insel der Andamanen und liegt auf dem Ritchie’s Archipel etwa 36 Kilometer nordöstlich von Port Blair, der Hauptstadt der Andamanen. Die Andamanen und Nikobaren sind der westlichste Teil von Indien – und liegen eigentlich näher bei Myanmar im Südindischen Ozean. Trotz seiner minimalen touristischen Infrastruktur haben sich immer mehr Touristen dafür entschieden, auf Neill Island zu übernachten, anstatt auf der benachbarten Insel Havelock. Es gibt eine Handvoll Restaurants und einfache Strandhotels, die sich an internationale und einheimische Touristen richten.
Der Panchayat – eine Art Gemeindeversammlung – plant nun, in jedem Haus von Neill Island ein Wassergewinnungssystem zu installieren. Damit wird das Wasser-Einzugsgebiet vergrössert, und das Regenwasser gelangt direkt durch die Tanks in den Boden, wo es mit den Wassergewinnungssystemen der anderen Haushalte verbunden ist.
"Wir beginnen nun den Druck der Wasserkrise aufgrund des sinkenden Wasserpegels zu spüren", sagt Biswas: "Kürzlich waren der Staatsschef und der Sekretär für Regionalentwicklung zu Besuch. Es sollte zumindest in allen Hotels ein Regenwasser-Auffangbecken geben, und die Verwaltung muss auch die Dorfbewohner bei der Installation von Regenwassertanks in ihrem Haus unterstützen. Ohne Hilfe der Verwaltung wird es nicht gehen."
Wo sind die gesunden Grenzen des Andamanen-Tourismus?
Bevor die Briten 1958 die Inseln als Kolonialherren beanspruchten, lebten dort nur Urvölker wie die Jarawa oder die Sentinelesen. Nach der Unabhängigkeit vergab Indien grosszügig Land an Fischer vom Festland. Sie leben heute vor allem im Norden der Inseln. Nach der Abtrennung Bangladeshs von Indien flohen Hindus auf die Andamanen. Sie machen heute etwa einen Viertel der 350’000 Bewohner der Andamanen aus. Der Tourismus entwickelte sich erst langsam und nahm in den 90er-Jahren Fahrt auf, als die ersten reichen Inder das Tauchen für sich entdeckten. Nach den einfachen Lodges folgten die ersten Hotels, und heute dominiert der Pauschaltourismus das Geschäft. Savita Vijaykumar, Politik- und Sozialwissenschaftlerin aus Bangalore, hat den Tourismus auf den Andamanen erforscht. Sie kommentierte gegenüber dem Spiegel: "Inseln haben eine Grenze, was sie verkraften können. In diesem Mikrokosmos sieht man die Auswirkungen der von Menschen verursachten Gefahren viel deutlicher: Die Hauptbedrohungen sind unkontrollierter Tourismus, Steigerung der Fischerei und Ressourcenverbrauch: Trinkwasser, Land, kultivierbarer Boden. Wenn der Tourismus weiter so ansteigt wie bisher und die Tragfähigkeit nicht mitberücksichtigt wird, dann kann es hier schnell schwierig werden. Die Frage ist: Welche Art von Tourismus will man hier? Es wird viel von Ökotourismus gesprochen, aber was bedeutet das?"