Sibel ist 25 Jahre jung und lebt mit Vater und Schwester in einem abgelegenen Bergdorf am Schwarzen Meer. Sie ist stumm, kann aber dank einer in der Region verbreiteten Pfeifsprache kommunizieren. Sibel treibt sich in den Wäldern herum und sucht einen Wolf, der Fantasien und Ängste der Frauen im Dorf beflügelt. Bei einem ihrer Streifzüge trifft sie auf einen Fremden, um den sie sich kümmert. Zum ersten Mal nimmt jemand sie ernst.
Ein Spielfilm von Guillaume Giovanetti und Çagla Zencirci. Türkei 2018, 95 Min.

Selbstfindung einer jungen Frau

Gepfiffen wird in diesem Film immer wieder. Das ist kein Spleen des Filmpaars Guillaume Giovanetti und Çağla Zencirci, weil es der stummen Hauptfigur so eine Kommunikationsmöglichkeit geben wollte: Nein, sie haben ihre Geschichte in der Region um Kusköy am Schwarzen Meer angesiedelt, wo die Menschen eine althergebrachte Pfeifsprache beherrschen. Die exotisch anmutende Vogelsprache gehört zur Zeichnung der Hauptfigur. Diese heisst Sibel, und ihre Schönheit ist vorerst eine raue, wilde, äussere, denn der Film beschreibt so etwas wie den Weg einer Menschwerdung. Sibel, ein "Enfant sauvage", lernt ihre Schönheit zu begreifen: Es ist die Geschichte einer Selbstwerdung.

Die atemlos wirkende Sibel wird verkörpert von Damla Sönmez, die den Film wie ein Stummfilmstar prägt. Ihre Stummheit hat sie im Dorf in die Aussenseiterinnenrolle gezwungen, sie ist gern allein, bricht auf in den Wald, wo sie sich ein kleines Refugium eingerichtet hat. Die Aufnahmen aus den Hängen der atmenden Bäume sind überwältigend, die Landschaft verschlingt die Menschen, der immense Wald ist Rückzugsort, Fluchtpunkt, Märchenwald und Hort der Ängste. Wenn Sibel rastlos zwischen den Bäumen umherrennt, schlägt ihr Puls hoch und unserer mit ihrem. Alles spitzt sich zu, als die wilde junge Frau im Wald auf einen Fremden stösst, der sich versteckt. Endlich erfährt sie, wie ihr jemand auch ohne Vorurteile begegnen kann. Das Filmerpaar beschreibt eine Annäherung, die aus radikaler Abwehr heraus geschieht und letztlich in ihrer Wildheit zärtlicher wirkt als das, was das Kino uns traditionell bietet. Sibel ist eine junge Frau, die sich selber finden und erfahren muss, um in der Gemeinschaft künftig Bestand zu haben.

Im Kino

  • Aarau: Vorpremiere am 31. Dezember 2018
  • Altdorf: 1. Mai 2019
  • Baden-Wettingen: ab 11. Januar 2019
  • Basel: ab 10. Januar 2019
  • Bern: ab 10. Januar 2019
  • Brugg: ab 10. Januar 2019
  • Frauenfeld: im Januar 2019
  • Luzern: ab 17. Januar 2019
  • Meiringen: 24. bis 28. Januar 2019
  • Olten: 16. und 22. Januar 2019
  • Schaan: ab 10. Januar 2019
  • Solothurn: ab 14. Januar 2019
  • St. Gallen: ab 11. Januar 2019
  • Uster: 18. und 19. Februar 2019
  • Winterthur: ab 17. Januar 2019
  • Zuoz : 4. Januar und 15. Februar 2019
  • Zürich: ab 10. Januar 2019