Sicherer Sonnenschutz
Beim Gedanken an Sonnencreme haben wir sofort weissen Sand und das weite, kristallklare Meer vor Augen. Doch einen Augenblick später verblasst das schöne Bild – und wir erinnern uns an die Kritik, die in den letzten Jahren immer lauter wurde. Sonnenfilter schützen zwar die Haut vor UVA und UVB-Strahlen, gleichzeitig aber setzen diese Filter – von der Sonne in die Haut eingebrannt – zahlreiche freie Radikale frei, die an den Alterungsprozessen der Haut und an der Bildung von Melanomen beteiligt sind. Die in nahezu sämtlichen herkömmlichen Sonnenschutzmitteln enthaltenen Antioxidantien dienen somit vor allem zur Neutralisierung der freien Radikalen, die durch das Produkt selbst erst entstanden sind.
Die herkömmlichen Sonnenschutzprodukte verteilen sich leicht und werden in allen möglichen Texturen (Lotion, Gel, Fluid, Öl) und Verpackungen (Spray, Flacon, Tiegel, Tube) angeboten. Hinter ihrem Komfort steckt aber noch eine andere Wahrheit: Sie enthalten chemische Stoffe, die für ihre Toxizität bekannt sind. Oxybenzon beispielsweise ist Bestandteil der herkömmlichen Lichtschutzfilter, die in 90 Prozent der handelsüblichen Sonnencremes (wohlgemerkt: nicht in Naturkosmetik-Produkten) enthalten sind. Oxybenzon ist eine Substanz, die als endokriner Disruptor verdächtigt wird: Sie soll das Hormongleichgewicht des Menschen stören. Ausserdem sind diese Filter nicht biologisch abbaubar. In der Naturkosmetik sind sie verboten.
Sonnenschutzprodukte auf natürlicher Mineralbasis (z. B. Zink oder Titanoxid) funktionieren ganz anders. Die Minerale verbrennen nicht bei Sonneneinstrahlung und bilden somit keine freien Radikale im Hautgewebe. Sie schützen die Haut, indem sie die Sonnenstrahlen wie ein Spiegel reflektieren; daher ihre Bezeichnung als "Schutzschirme". Ausserdem schonen sie die Umwelt. Aber diese Schirme kommen bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten nicht gut an, weil sie eine feine weisse Schicht auf der Haut hinterlassen. In den letzten Jahren konnten die Naturkosmetik-Hersteller jedoch grosse Fortschritte in der Zusammensetzung erreichen. Bio-Sonnenschutzmittel bieten heute viel feinere Texturen und ein angenehmeres Ergebnis als zuvor. Bald dürften Naturkosmetik-Sonnencremes dasselbe Ergebnis erreichen wie konventionelle, und das erst noch ohne gesundheitliche Risiken. Übrigens: Die Kombination der beiden Schutzfaktoren «chemischer Filter» und "mineralischer Schutz" finden sich auch in zahlreichen herkömmlichen Produkten. In den meisten Produkten aber ist die Konzentration der mineralischen Bestandteile zu schwach, um ihre Schutzaufgabe zu lösen, sie haben lediglich eine Werbewirkung ("natürlicher Schutz").
Ungewissheit bei Nanopartikeln
Seit ein paar Jahren nährt das Thema "Nanopartikel" eine endlose Polemik zwischen den staatlichen Gesundheitsbehörden, NGOs und wissenschaftlichen Organisationen. Nanopartikel sind für das blosse Auge unsichtbare Substanzen in einer in Nanometern (1 nm = 1 MilliardstelMeter) gemessenen Grössenordnung. Seit den 1980er-Jahren werden sie in der Kosmetik, vor allem bei Sonnenschutzprodukten, eingesetzt. Es gibt zwei verschiedene Arten von Nanopartikeln: natürliche und chemische. Die Polemik zielt indes weniger auf ihre Art als auf ihre Grösse. Man fürchtet, dass Nanopartikel aufgrund ihrer Winzigkeit die Zellmembranen schädigen, zu Störungen der DNA führen und Krebs verursachen. Sie sollen auch die Plazentaschranke durchdringen und pathologische Störungen hervorrufen können. Im Juni 2011 verkündete die Afssaps (französische Aufsichtsbehörde für die Sicherheit von Gesundheitsprodukten),dass aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen kein signifikantes Durchdringen der gesunden Haut belegen. Sie empfiehlt jedoch, nanopartikelhaltige Creme nicht auf verletzte Haut (beispielsweise bei Sonnenbrand) aufzubringen, keine nanopartikelhaltigen Produkte auf das Gesicht aufzutragen sowie in geschlossenen Räumen keine nanopartikelhaltigen Sprays zu verwenden, da potenzielle Risiken für die menschliche Gesundheit bestehen. Auf dem Biomarkt sind Nanopartikel verboten. Für die Kundinnen und Kunden von konventionellen Erzeugnissen ist es derzeit unmöglich zu erkennen, ob ein Produkt Nanopartikel beinhaltet oder nicht. Ein jüngst verabschiedetes Gesetz macht ab 2013 die Angabe "Nano"vor dem jeweiligen Inhaltsstoff zur Pflicht. Fortsetzung folgt! Mineralische Sonnenschutzmittel und nanopartikelfreie Produkte sind insbesondere für Kinder zu empfehlen. Bei starker Sonneneinstrahlung sollten sie sogar ein synthetisches T-Shirt tragen (Baumwolle lässt UV-Strahlung durch).
Irrtum Sonnenschutzfaktor
Ein weiterer Irrglaube betrifft den Sonnenschutzfaktor: Tatsächlich glauben viele, dass sie umso länger in der Sonne liegen können, je höher der Lichtschutzfaktor auf ihrem Sonnenschutzmittel ist. Ein gefährlicher Irrtum! Die neuen Sonnenschutzfaktoren (SPF) des europäischen Kosmetikverbands berücksichtigen die Gesamtheit der einfallenden UVB-Strahlung. So deckt SPF 2 = 50 Prozent der Sonnenstrahlung ab,SPF 15 deckt 93 Prozent, SPF 20 = 95 Prozent, SPF 30 = 97 Prozent und SPF 50 = 98 Prozent der UVB-Strahlung ab. Der SPF 50+ ist weniger gefragt (heute ist es noch eins von fünf Sonnenschutzmitteln gegenüber einem von acht Sonnenschutzmitteln im Jahr 2009). Er bietet jedoch keinen hundertprozentigen Schutz vor der Sonnenstrahlung. Zudem sollten wir uns daran erinnern, dass der Sonnenschutz nur gewährleistet ist, wenn wir ihn mindestens alle zwei Stunden oder unmittelbar nach dem Bad oder nach der Dusche auftragen, ungeachtet des Lichtschutzfaktors und des Hauttyps (heller oder dunkler Teint).
Die Bräunung: natürlicher Schutz
Auch ist es weder wünschenswert noch sinnvoll, sich zu 100 Prozent vor der Sonneneinstrahlung zu schützen, denn unser Organismus benötigt die Strahlen dringend. Es ist seine einzige Möglichkeit, Vitamin D herzustellen. Ausserdem sorgt unsere Zellintelligenz für einen natürlichen Sonnenschutz. Sie spannt einen natürlichen Sonnenschirm auf, den wir als "Bräunung" kennen. Der vernünftigste Rat lautet: Vermeiden Sie die direkte Sonnenlichtaussetzung zwischen 12 und 16 Uhr und wählen Sie ein Naturkosmetik-Sonnenschutzmittel, ohne den Eigenschutz (die Toleranzschwelle bis zum Sonnenbrand) Ihres Hauttyps zu sehr zu strapazieren. Ein Lichtschutzfaktor von 20 bietet in den meisten Fällen bereits ausreichend Schutz.
Tödlicher Sonnenschutz
Seit einigen Jahren bringt man Sonnenschutzmittel auch mit der Verschmutzung des Meerwassers und mit dem fortschreitenden Absterben der Korallenriffe in Verbindung: Die Korallenbleiche soll das Ergebnis des Einbringens mehrerer Tausend Tonnen chemischer Sonnencremes in die Weltmeere sein (geschätzte 230 Tonnen jährlich allein an den französischen Stränden). Das noch wenig bekannte Phänomen gewinnt allmählich an Bedeutung, aber der einzige ernsthafte wissenschaftliche Beitrag stammt derzeit vom Forscherteam Professor Roberto Danovaros von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Università Politecnica delle Marche im italienischen Ancona. Die Studie* bestätigt, dass die UV-Filter selbst in sehr geringer Konzentration Viren zu aktivieren scheinen, die imstande sind, die in Symbiose mit den Korallen lebenden Mikroalgen zu zerstören. Wenn nun aber diese wertvollen Organismen verschwinden, bleichen die Korallen aus und sterben ab. Dieses Phänomen erstreckt sich über sämtliche von Touristen besuchten Korallenriffe. An einigen Schauplätzen, insbesondere in Australien, wurden bereits Massnahmen ergriffen, um die Verwendung chemischer Sonnencremes zu verbieten oder beim Tauchen das Tragen von T-Shirts vorzuschreiben.
Gefährdung aquatischer Lebensräume
Sonnenschutzmittel auf chemischer Basis gefährden zudem die Flora undFauna aquatischer Lebensräume. Deshalb verbieten bestimmte ökotouristische Ferienorte an Seen und Flüssen bereits die Verwendung von konventionellen Kosmetika (Sonnenschutzmittel, Duschgels, Shampoo, Zahnpasta etc.). Bio-Sonnencremes enthalten keine chemischen Filter und keine krebsverdächtigen Nanopartikel, sie sind unschädlich für Korallenriffe und Fische – und sie schützen auch noch vor Sonnenbrand!
*Studie von Roberto Danovaros et. al, National Center for Biotechnology Information