Rosemarie war über viele Jahre als Raumpflegerin in einem Aparthotel in Barcelona tätig. Vom häufigen Heben der Matratzen erkrankte sie an einer chronischen Sehnenscheidenentzündung. Trotz grosser Schmerzen versuchte sie tapfer weiterzuarbeiten. Doch schliesslich erhielt sie vom Hotelmanagement den blauen Brief – wegen zu vieler Krankheitstage. Der Sender Deutsche Welle befragte sie im Rahmen einer aktuellen Reportage zur Ausbeutung von Zimmermädchen in Spanien.
"Noch vor fünf Jahren wäre das illegal gewesen", erklärt Paco Galvano Fernandez von der Gewerkschaft CCOO. Doch mit der Arbeitsmarktreform von 2012/2013, mit der Spaniens Regierung auf Verschuldung und Wirtschaftskrise reagierte, wurde der Kündigungsschutz zugunsten der Unternehmer gelockert. Die konservative Regierungsmehrheit hatte das Gesetz gegen die Voten der Gewerkschaften durchgedrückt. So würden heute viele Hotelangestellte von einem Tag auf den anderen auf die Strasse gestellt und arbeiteten dann für die Hälfte des Lohns bei Zeitarbeitsfirmen, an die die Reinigungsaufgaben ausgelagert würden. Kranke ArbeitnehmerInnen könnten heute viel einfacher entlassen werden.
Das ist besonders stossend, weil viele der Krankheiten von der Arbeit selbst stammen. Die Raumpflegerin eines anderen Hotels berichtet von einem früheren Arbeitgeber: Der gab ihnen nur sieben bis zehn Minuten Zeit für die Reinigung eines Zimmers. Pausen gab’s nicht, auch nicht über Mittag. Stattdessen erhielten sie Zusatzaufgaben, die zu Überstunden führten. Bezahlt wurden sie dafür nie. Solche Bedingungen machen auf Dauer krank.
Die Raumpflegerinnen sind von den Gewerkschaften enttäuscht, die sich ihrer Meinung nach zu wenig für ihre Interessen gewehrt hatten. In einem Land, da jeder Fünfte arbeitslos ist, sitzen sie einzeln am kürzeren Hebel. Aufmüpfige Raumpflegerinnen werden einfach durch andere ersetzt. Deshalb haben sie eine eigene Interessengruppe namens "Las Kellis" gegründet. Über diesen Verein setzen sie sich gemeinsam für bessere Bedingungen und die Anerkennung gewisser Krankheiten als Berufskrankheit ein, damit sie dereinst nicht nur besser behandelt werden, sondern auch fair vom Tourismus profitieren.