Der GfbV-Bericht zu Tourismus und Menschenrechten in Sri Lanka wurde in der Schweiz wie auch im Ausland beachtet. Er zeigte auf, wie die lokale Bevölkerung bei geplanten Tourismusprojekten nicht konsultiert wurde. Die Folge: Neue Hotels versperren den Fischern den Zugang zum Meer, was ihre Existenzgrundlage gefährdet. In den schlimmsten Fällen kam es sogar zu Landenteignungen im Namen des Tourismus.
Die GfbV wollte einerseits europäische Reiseveranstalter für die Problematik sensibilisieren und andererseits die Bevölkerung vor Ort mit Workshops und runden Tischen direkt unterstützen. Anderthalb Jahre nach der Veröffentlichung des Berichts zeigt sich: Heute werden die lokale Bevölkerung und die Partnerorganisation "National Fisheries Solidarity Movement" (NAFSO) als Ansprechpartner wahrgenommen, wenn es um Tourismusfragen geht.
In Passikudah zum Beispiel lud ein deutscher Reiseveranstalter lokale Fischer und NAFSO zu einem Treffen mit Hoteliers ein. Auch die Tourismusbehörde in Passikudah suchte das Gespräch und versprach den Fischern vermehrt Schutz und weitere Treffen in anderen Regionen. Solche Erfolge zeigen, dass die Kampagne Früchte trägt.

Workshops 2015: Fischer wählen ihre Vertreter

In Kuchchaveli, Passikudah, Jaffna und Kalpitiya organisierte die GfbV zusammen mit der Partnerorganisation NAFSO vier Workshops für die betroffene Lokalbevölkerung, um die Ergebnisse des Berichts vorzustellen und die Rechte der lokalen Bevölkerung aufzuzeigen. Die Teilnehmer hörten interessiert zu. Zum Schluss des Workshops kam es zu sehr angeregten Diskussionen. Dabei erzählten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von den negativen Folgen des Tourismus, zum Beispiel Saleema aus Kalpitiya. Ein Hotelier hat ihr Land geraubt, um seine Resort-Anlage zu erweitern.
Zwei Workshops waren sehr gut besucht, die zwei andern hingegen weniger gut. Dies lag vermutlich daran, dass einige Personen Angst vor den Konsequenzen einer Teilnahme hatten. So wurde der Workshop in Passikudah durch Ermittler in Zivil gestört. Einer der Ermittler drohte sogar einem Teilnehmer, der ihn fotografieren wollte, mit Schlägen. Pro Workshop wurden vier bis sechs Freiwillige ausgewählt, welche die lokale Bevölkerung an einem Runden Tisch mit Hoteliers und Vertetern des nationalen Fischereiministeriums vertraten. Den ersten runden Tisch im Juni 2015 besuchten über 100 Personen. Die Tourismusbehörde nahm trotz mehrmaliger Einladung nicht teil. Erfreulich war, dass den anwesenden Hoteliers bewusst wurde, dass Fehler in der Tourismusentwicklung begangen worden waren. Sie kündigten Unterstützung für die Bevölkerung an, etwa mit der Umsetzung eines nachhaltigen Tourismus, von welchem auch die Lokalbevölkerung profitieren soll.

Workshops Anfang 2016: Tourismusbehörde nimmt teil

Um den angelaufenen Prozess weiterhin zu begleiten, führte die GfbV Anfang 2016 ieder vier Workshops und einen Runden  Tisch durch. Die Workshops in denselben Regionen wie ein Jahr zuvor waren alle gut besucht. Diesmal wurden zuerst unsere Kampagne und Forderungen an Wirtschaft und Politik vorgestellt. Danach wollten wir aufzeigen, wie die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitieren könnte, zum Beispiel indem sie im eigenen Haus Gästezimmer anbietet. Ein "Community based Tourism"-Experte aus Indien stellte dabei Alternativen zu gegenwärtigen Tourismusentwicklungen vor.
Dieses Jahr nahm am Runden Tisch in Colombo auch die nationale Tourismusbehörde teil. Sie erhielt dabei die Möglichkeit, auf die Vorwürfe und Forderungen der lokalen Bevölkerung zu antworten. Die beiden Vertreter nutzten die Gelegenheit leider hauptsächlich dazu, auf die Vorwürfe mit Eigenmarketing zu reagieren, was die Teilnehmenden stark verunsicherte. Das zeigt einmal mehr, dass die begonnene Kampagne weitergeführt werden muss.

Workshops Herbst 2016: Ausblick

Die Ergebnisse der bisherigen Kampagne zeigen: Der angestossene Prozess geht in die richtige Richtung. Um die Situation der lokalen Bevölkerung nachhaltig zu verbessern, braucht es aber noch grosse Anstrengungen. Daher plant die GfbV im Oktober 2016 erneut Workshops, um die lokale Bevölkerung in ihren Rechten zu stärken. Zusätzlich soll in jeder Region ein Treffen zwischen der Bevölkerung und lokalen Regierungsvertretern und Hoteliers stattfinden. Als Ergebnis streben wir konkrete Massnahmen an, um die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern (siehe Kasten).

Dank folgenden Massnahmen könnte die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitieren:

  • Förderung der lokalen Fischerei, indem die Hotels Fische direkt ab Boot ohne Zwischenhändler kaufen
  • Reiseanbieter und Hotels kaufen Bootsausflüge direkt bei lokalen Fischern ein
  • Förderung der Ausbildungsmöglichkeiten im Tourismussektor für die lokale Bevölkerung

Dies fordert die GfbV von Hoteliers und Regierung:

  • Hotels dürfen die traditionellen Fischer nicht von ihren angestammten Ankerplätzen vertreiben
  • Die Regierung darf kein Land ohne Kompensation für Tourismusprojekte enteignen
  • Die nationale Tourismusbehörde muss die lokale Bevölkerung vor Tourismusprojekten konsultieren

Weitere Informationen sowie die SRF-Sendung «Mitenand» über die Situation der Fischer: www.gfbv.ch/fischer

Dank folgenden Massnahmen könnte die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitieren:

  • Förderung der lokalen Fischerei, indem die Hotels Fische direkt ab Boot ohne Zwischenhändler kaufen
  • Reiseanbieter und Hotels kaufen Bootsausflüge direkt bei lokalen Fischern ein
  • Förderung der Ausbildungsmöglichkeiten im Tourismussektor für die lokale Bevölkerung

Dies fordert die GfbV von Hoteliers und Regierung:

  • Hotels dürfen die traditionellen Fischer nicht von ihren angestammten Ankerplätzen vertreiben
  • Die Regierung darf kein Land ohne Kompensation für Tourismusprojekte enteignen
  • Die nationale Tourismusbehörde muss die lokale Bevölkerung vor Tourismusprojekten konsultieren

Weitere Informationen sowie die SRF-Sendung «Mitenand» über die Situation der Fischer: www.gfbv.ch/fischer