St. Lucia, Südafrika: Lokale Bevölkerung übergangen
Am 6. März 1996 lehnte die Regierung das Minenprojekt des Bergbauunternehmens Richard Bay Minerals (RBM) in der Dünenlandschaft um den St.Lucia See ab. Über fünf Jahre kämpften rund 200 Umwelt- und Naturschutzorganisationen unter dem Motto «Save St. Lucia» gegen die Errichtung der Mine und für die Erhaltung des Feuchtgebietes an Natals Nordküste.Sie schlagen Ökotourismus als alternative Nutzung vor. Laut BeobachterInnen ist die «Save St. Lucia»-Kampagne der grösste «grüne Protest» in Südafrikas Geschichte.
Wenig begeistert vom Erfolg der UmweltschützerInnen sind die Gemeinschaften, die im Naturschutzgebiet des Dukuduku-Waldes leben . Sie erwarten nichts Gutes vom Ökotourismus. «Wir wissen nicht, ob wir vom Bergbau profitiert hätten. Wir wissen nicht, ob wir vom Tourismus profitieren werden. Alles, was wir wissen, ist, dass niemand mit uns gesprochen hat», sagt ein Vertreter der Dorfgemeinschaft gegenüber der Zeitung Mail & Gurdian. Ältere Männer und Frauen erinnern sich noch gut, wie sie in den fünziger Jahren aus dem von RBM beanspruchten Gebiet vertrieben wurden und hier im Dukuduku-Wald eine neue, prekäre Existenz aufgebaut haben. Heute leben sie von Bananen und Süsskartoffeln, die sie illegal anbauen, sowie von der ebenfalls verbotenen Jagd und dem Fischfang. Mit Tourismus und Naturschutz haben diese zu den ärmsten Gemeinschaften in KwaZulu-Natal gehörenden BewohnerInnen des Dukuduku-Waldes in der Vergangenheit nur schlechte Erfahrungen gemacht.
Nachdem zu Beginn dieses Jahrhunderts der Anbau von Zuckerrohr und die profitorientierte Forstwirtschaft einen grossen Teil der Wälder dieser Region zerstört haben, gilt der 3’500 Hektaren umfassende Dukuduku-Wald heute als eines der letzten noch verbleibenden Ökosysteme dieser Art. UmweltschützerInnen wollen es um jeden Preis erhalten. Gegen die «illegalen BesetzerInnen» gehen Provinzadministration und Polizei hart vor. Ihre Häuser werden angezündet, die Ernten vernichtet, Frauen und Männer verhaftet. Bei einem dieser Zwischenfälle wurde sogar ein Mann getötet.
In offiziellen Stellungnahmen betonen die zuständigen Ministerien (Land Affairs, Water Affairs and Forestry, Tourism, Arts, Culture, Science and Technology) immer wieder, wie wichtig ihnen die Partizipation der Bevölkerung bei der zukünftigen Entwicklung von Ökotourismus sei. Diese Absichtserklärungen stehen im eklatanten Widerspruch zu den bislang gemachten Erfahrungen der betroffenen Bevölkerung. Nicht nur Regierungsstellen, sondern auch Umweltorganisationen planten und entschieden bisher, ohne die Betroffenen mit einzubeziehen. Auf Anfrage des Mail & Guardian gaben einige Naturschutzorganisationen an, dass es während der rund fünf Jahre dauernden Kampagne gegen das Minenprojekt schwierig war, bei den lokalen Gemeinschaften Unterstützung zu finden.
Mail & Guardian 22.3-28.3.1996; NZZ 8.3.1996; AkT&E-KUNA 2/1995/gf