Die grossen Tourismusdestinationen im Süden Senegals, das Cap Skirring oder der Hauptort Ziguinchor selbst sind per Flugzeug nach wie vor problemlos zu erreichen und bieten unverändert traumhafte Konsumferien ohne Kontakt zur Realität des Landes. Anders dagegen präsentiert sich die Lage der sogenannten Campements. Hier hat der Krieg zwischen der senegalesischen Armee und den Rebellen des Mouvement des forces démocratiques de Casamance (MfdC) den Tourismus seit Monaten praktisch zum Erliegen gebracht.
Aber nicht nur der ländlich integrierte Tourismus wird von den Streitigkeiten betroffen, sondern auch Hotellerie und Gastgewerbe in und um Ziguinchor. Die Strassen sind trotz der grossen Militärpräsenz nach wie vor unsicher. Und seit auf der Fähre, die Dakar zweimal wöchentlich mit Ziguinchor verbindet, Waffen gefunden wurden, ist auch der Seeweg immer wieder unterbrochen.
Die Verminung von Feldern und Strassen in der Basse Casamance und die Säuberungsaktionen der Armee haben dazu geführt, dass die Bauern und Bäuerinnen vielerorts die Erdnuss-, Hirse- und Reisfelder nicht mehr bestellen können. Die Armee hat zudem Getreidevorräte auf dem Land verbrannt, um die Rebellen zu vertreiben. Die Versorgungslage um die Jahreswende war dementsprechend schlecht, hat sich bis Mitte April jedoch wieder verbessert.
Zum Krieg zwischen dem MfdC und der senegalesischen Armee kommen noch sporadische Kämpfe verfeindeter Rebellengruppen und Racheaktionen. So wurde Mitte Januar die Familie eines mutmasslichen Rebellen-Kommandanten in der Umgebung von Ziguinchor massakriert. Alle Versuche, die zerstrittenen Fraktionen des Mouvements zu versöhnen und die militanten Kräfte unter Kontrolle zu kriegen, sind gescheitert. Das letzte Versöhnungtreffen fand am 26.Dezember letzten Jahres in Ziguinchor statt, mit dem Ziel, Verhandlungsinhalte und eine Verhandlungsdelegation für Gespräche mit der Regierung in Dakar zu benennen. Daraus wurde nichts. Trotz der vielen weihnächtlichen Friedensappelle blieben die militanten Rebellenführer dem Treffen fern und der gemässigte Flügel um Abbé Senghor sieht sich immer mehr isoliert.
Dazu kommt, dass die Regierung offensichtlich auf die militärische Karte setzt und das Nachbarland Guinea-Bissau dazu gebracht hat, die Flüchtlingslager im Grenzgebiet zu Senegal von MfdC-Leuten zu säubern. Unklar ist, wie stark die Rebellen in der Basse Casamance verankert sind. Allgemein werden die Verminung von Strassen und Feldwegen und die Überfälle auf Zivilisten mit Empörung und Abscheu kommentiert und der Krieg zieht die Zivilbevölkerung immer stärker in Mitleidenschaft. Zum Hunger kommen die zahlreichen Minenopfer. So liegen in den Spitälern von Ziguinchor Mitte April rund 60 Kinder, die beim Ernten der täglichen Reisration zerstümmelt wurden. Anderseits dauern die Auseinandersetzungen zwischen Dakar und der Casamance schon lange und die soziokulturellen, politischen und wirtschaftlichen Differenzen zwischen dem Wasserkopf Dakar und der Casamance werden immer grösser. Da die Casamance das wichtigste landwirtschaftliche Gebiet Senegals ist und es der senegalesischen Wirtschaft insgesamt schlecht geht, weist Dakar alle Autonomieforderungen des Südens weit von sich. Auch wenn die Armee die Lage vorübergehend in den Griff bekommen sollte, bleibt die Situation bis zu einer politischen Lösung des Konflikts bedrohlich.

Andreas Hostettler,
Informationssekretariat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK