Seit drei Jahren leidet Kapstadt unter Wassermangel. Nun neigen sich die Reserven dem Ende zu und es geistert das Schreckgespenst eines "Tag Null" herum: Dem Moment, da das Wasser ausgeht und die Menschen an Verteilzentren für 25 Liter pro Tag Schlange stehen müssen. Doch die Labelorganisation Fair Trade Tourism winkt ab: Mit den Wassersparmassnahmen der Lokalregierung und den Wasserförderungsprogrammen werde ein solcher "Tag Null" unwahrscheinlich. Inzwischen wurde der hypothetische "Tag Null" auf Ende August verschoben, mitten in die feuchte Saison. Das heisst: Mit grösster Wahrscheinlichkeit wird der Stadt dieses Jahr das Wasser nicht ausgehen. Aber selbst wenn es zum Tag Null käme, hätte dieser geringe Auswirkungen auf TouristInnen. Die Gastro- und Beherbergungsbetriebe sowie die Touristenattraktionen würden geöffnet bleiben, ebenso wie die Spitäler und Arztpraxen.
Die Tourismusbranche hat in der Wasserkrise bereits viel an Verantwortung übernommen und den Wasserverbrauch pro Gast massiv gesenkt. Gäste können täglich während maximal 90 Sekunden duschen, nicht aber baden. Die meisten Swimming Pools werden offen bleiben, wenn auch mit Einschränkungen. Das Wasser vom Hahn wird immer noch Trinkwasser sein, zusätzlich sind Wasserflaschen erhältlich. Gäste werden angehalten, die WCs so selten wie möglich zu spülen und die Hände anschliessend mit wasserlosen Desinfektionsmitteln zu reinigen. Insgesamt sollten sie nicht mehr als 50 Liter Wasser pro Tag verbrauchen, genau wie die übrigen BewohnerInnen Kapstadts.

Macht eine Kapreise noch Sinn?

Viele UrlauberInnen fragen sich, ob es nicht unverantwortlich wäre, in eine von Wassermangel geplagte Stadt zu reisen und dadurch die Situation noch zu verschärfen. Deshalb haben Kapstadt und die Region Westkap eine Informationskampagne mit der Kernaussage "Besuchen Sie Kapstadt, aber mit Umsicht" gestartet. Zur Hauptsaison, argumentieren sie, erhöht sich die Bevölkerung des gesamten Westkaps im Schnitt gerade mal um ein Prozent. Die Gäste verbringen in der Regel nur ein Paar Tage in Kapstadt und reisen dann weiter in die Provinz und weiter nördlich zu Attraktionen wie dem Krugerpark. Zudem sind viele Hotels vorbildlich bei der Reduktion des Wasserverbrauchs. Die Tourismusbranche ist vorangegangen, um zu gewährleisten, dass die Gäste "sparen wie die Einheimischen". So hat beispielsweise Tsogo Sun, die grösste Hotelgruppe am Kap, den Wasserverbrauch um 40 Prozent heruntergefahren. Rund 300’000 Jobs hängen direkt oder indirekt vom Kaptourismus ab. Mit der Dürre sind in der Landwirtschaft etliche Jobs verlorengegangen. Diesen Arbeitsplatzverlust kann der Tourismus gerade in ländlichen Gebieten und kleineren Städten zumindest teilweise auffangen. Kapstadt sei das Kronjuwel des südafrikanischen Tourismus. Wenn die Gäste Kapstadt nicht mehr besuchen, kommen sie womöglich gar nicht mehr nach Südafrika. Tim Harris, CEO der für die Vermarktung der Region zuständige Firma Wesgro, erklärt: "Wir möchten die Gäste wissen lassen, dass sie höchst willkommen sind, aber sich bei ihrem Besuch der Dürresituation bewusst sein und mithelfen sollen, Wasser zu sparen. Wenn wir auf diese Weise zusammenarbeiten, können wir den Tag Null verhindern, unsere Wirtschaft stützen und weiter Arbeitsplätze am Kap und in ganz Südafrika aufrechterhalten und neu schaffen."
Fair Trade Tourism, die Labelorganisation für touristische Fair Trade Angebote und Unterkünfte twittert dazu: "Kapstadt ist zur Fallstudie für die ganze Welt geworden. Lasst uns die Messlatte setzen mit unserem Verhalten und unserer Fähigkeit mit dieser Situation klarzukommen."
(Update am 22.03.2018)