Basel, 19.02.2009, akte/ 12 Billionen Dollar – die Zahl zwölf mit zwölf Nullen: So viel Geld wären Israel, Palästina und den umliegenden Ländern des Nahen Ostens für ihre Entwicklung zur Verfügung gestanden, hätten sie im Frieden miteinander gelebt. Das belegt eine Studie, die von der indischen Denkfabrik Strategic Foresight Group erstellt und von den Regierungen der Schweiz, Norwegens, Katars und der Türkei unterstützt wurde. Sie listet detailliert die wirtschaftlichen, menschlichen, militärischen, ökologischen, sozialen, politischen, diplomatischen, psychologischen und anderen Kosten auf und prognostiziert, was die Fortführung des Konflikts für Folgen hätte. Die AutorInnen haben sich gefragt, was die Region dadurch verloren hat, dass die Konfliktparteien nach der Madrider Konferenz von 1991 – als die internationale Gemeinschaft Israel, Syrien, Libanon, Jordanien und die Palästinenser zu Verhandlungen an einen Tisch brachten – nicht Frieden schliessen konnten. Dabei bezieht die Studie die ganze Region von Iran bis Ägypten ein, einschliesslich Israel und seine arabischen Nachbarn, den Irakkrieg, die Spannungen zwischen Iran und Israel, die Aktivitäten der Al Kaida im Nahen Osten und die Rivalitäten zwischen Hamas und Fatah.

„Die Wahl, die sie zu treffen haben, ist die zwischen der Gefahr der Verwüstung und dem Versprechen des Friedens“, kommentierte Sundeep Waslekar, Präsident von Strategic Foresight Group. Ziel dieses innovativen Dokuments ist es denn auch, „zu zeigen, wie die Macht der Zahlen das Bewusstsein der Leute verändert“, schreiben die AutorInnen. Sie berufen sich auf frühere Studien wie die des Kashmir-Konflikts zwischen Pakistan und Indien, die messbare Auswirkungen auf die politischen Strategien gehabt habe. Tatsächlich sind die Zahlen der aktuellen Studie atemberaubend – insbesondere, wenn man in Betracht zieht, wie sehr in der aktuellen Weltwirtschaftskrise die Regierungen das Geld zusammenkratzen müssen, um ihre Banken zu retten und Konjunkturpakete zu schnüren.

Botschafter Thomas Greminger, Leiter der politischen Abteilung IV des Eidgenössischen Departments für Auswärtige Angelegenheiten, meinte anlässlich der Vorstellung der Studie am 23. Januar in Genf: „Angesichts der in der Studie belegten enormen Kosten, die direkte und indirekte negative Folgen für die ganze Welt haben, ist ein stärkeres internationales Engagement dringend und unumgänglich. Die Lösung des Nahostkonflikts liegt im guten eigenen Interesse aller Länder der Welt.“

In zwei Kapiteln wird auf den Kernkonflikt zwischen Israel und Palästina eingegangen. Dabei wurde die jüngste dreiwöchige Offensive in Gaza aber noch nicht berücksichtigt. Diese würde die Zahl der Todesopfer auf palästinensischer Seite von 5’000 auf 6’350 erhöhen, zum wirtschaftlichen Verlust durch die Schäden an den Infrastrukturen von 1,9 Milliarden Dollar kämen die Kosten für die entgangenen Einnahmen in der lahm gelegten Wirtschaft von mindestens zwei Milliarden Dollar. Auf israelischer Seite müssten zu den 1044 Todesopfern die 13 der Gazaoffensive dazugezählt werden. Aber auch so sind die Zahlen der Studie beeindruckend. Sundeep Waslekar sagte dazu in Genf: „Selbst wenn man Entschädigungszahlungen an die palästinensischen Flüchtlinge und die israelischen Siedler abzieht, hätte eine israelische Durchschnittsfamilie pro Jahr 4’429 Dollar mehr zur Verfügung.“

Quellen: Cost of Conflict in the Middle East. A unique report that will finally CHANGE MINDS, www.strategicforesight.com; Tages-Anzeiger 24.01.2009